Popol Vuh („Buch des Rates“/ "Volksbuch"), in moderner Quiché-Schreibweise Poopol Wuuj,[1] ist das heilige Buch der Quiché-Maya in Guatemala. Es behandelt gleichermaßen mythologische und historische Aspekte dieses Volkes.
Das Popol Vuh hat seinen Ursprung wahrscheinlich in uralten Überlieferungen, die im gesamten Maya-Kulturraum verbreitet waren und in Maya-Schrift aufgeschrieben wurden. Die Spanier verboten die Verwendung der Maya-Schrift und vernichteten die Handschriften als „Teufelszeug“. Einigen Maya-Priestern gelang es jedoch, Abschriften alter Maya-Bücher anzufertigen, wobei sie auch schon lateinische Schrift verwendeten. Eine dieser Abschriften – möglicherweise angereichert mit christlichen Elementen wie Jungfrauengeburt, Auferstehung etc. – fiel um das Jahr 1702 dem spanischen Dominikaner-Priester Francisco Ximénez in der guatemaltekischen Stadt Chichicastenango in die Hände. Anstatt sie vorschriftsmäßig zu vernichten, fertigte er eine weitere Abschrift sowie eine Übersetzung ins Spanische an.
Dieser Text verblieb nach Ximénez’ Tod im Besitz der Dominikaner, bis diese 1829/30 von General Francisco Morazán aus Guatemala vertrieben wurden, und gelangte dann in die Bibliothek der Universidad de San Carlos in Guatemala-Stadt, wo er 1854 von Abbé Brasseur de Bourbourg und Carl Scherzer gefunden wurde. Diese veröffentlichten wenige Jahre später eine französische und eine spanische Übersetzung, denen Übersetzungen in weiteren Sprachen folgten.
Das Manuskript von Ximénez enthält einige sprachliche Fehler, die nach Meinung einiger Experten auf die genaue Transliteration eines vorherigen Textes in Maya-Schrift zurückzuführen sind, was wiederum als Beweis gelten könnte, dass der Originaltext bereits wesentlich älter (vorkolonial) war. Einige Teile des Textes wurden aber auf jeden Fall in der spanischen Kolonialzeit hinzugefügt, so z. B. die Namen der spanischen Gouverneure von Guatemala als Nachfolger der früheren Quiché-Herrscher.
Das erhaltene Original-Manuskript von Ximénez befindet sich in der Newberry Library in Chicago.
Das Buch beginnt mit dem Schöpfungsmythos der Maya, an den sich die Geschichten der Zwillingshelden Hunahpú und Ixbalanqué anschließen, die verbreitete mythische Figuren der Maya sind. Es schließt sich eine detaillierte Beschreibung der Gründung und weiteren Geschichte des Quiché-Reiches an, dessen Königsfamilie auf göttlichen Ursprung zurückgeführt wird.
Die ersten Zeilen lauten folgendermaßen (nach der Ausgabe von Sam Colop):
Der Beginn des Schöpfungsmythos lautet folgendermaßen: