Provveditore (aus ital. provvedere sorgen für, anordnen) ist der Titel einiger italienischer Verwaltungsbeamter, die ganz unterschiedliche Funktionen haben bzw. hatten. Das Amt, in dem der Provveditore arbeitet, wird Provveditorato genannt. Während heute in Italien nur noch wenige Amtsträger diesen Titel tragen, war er historisch viel weiter verbreitet. Vor allem in der Republik Venedig gab es eine Fülle von Ämtern, die durch einen Provveditore versehen wurden.

Moderne Verwaltung Italiens

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Im öffentlichen Dienst tragen heute den Titel Provveditore:

Der Leiter der dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen zugeordneten Behörde Provveditorato generale dello Stato e uffici analoghi trägt nicht die Amtsbezeichnung Provveditore.

Republik Venedig

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Im Verwaltungsapparat der venezianischen Republik gab es zahlreiche höhere zivile und militärische Ämter, die von Provveditori versehen wurden. Sie entstanden sukzessive vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Diese Ämter wurden vom Großen Rat vergeben und zwar stets befristet, meist auf drei bis fünf Jahre. Ihre Inhaber waren höheren Behörden gegenüber rechenschaftspflichtig. Für die venezianischen Nobilhòmini war die Stellung als Provveditore ein wichtiger Schritt in der Karriere, bei dem man sich für höhere Positionen empfehlen konnte. Manche Stellen als Provveditore wurden auch an Bürger (cittadini) vergeben. Sie gehörten für diese zu den höchsten Positionen, die sie in der Verwaltung der Republik erreichen konnten.

Provveditore generale

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Für einige hohe Ämter gab es den Titel des Provveditore generale. Dies waren die Generalgouverneure der Provinzen Dalmatien (seit dem 15. Jahrhundert) und Morea (1688–1715) und als deren wichtigster der Provveditore Generale da Mar. Letzterer war auf Korfu stationiert. Er war Vizekommandant und Finanzchef der Flotte sowie Generalgouverneur der Ionischen Inseln und der Ägäis.

Gelegentlich trug auch der zumeist Luogotenente genannte Gouverneur der Provinz Friaul den Titel Provveditore generale, und kurz vor dem Ende der Republik wurde 1796 auch ein Generalgouverneur der Terra Ferma mit dieser Amtsbezeichnung eingesetzt.

Verzeichnis der Provveditori

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Die Provveditori lassen sich nach ihren Amtspflichten folgenden Bereichen zuordnen:

1. Unterhalt und Versorgung der Flotte und anderer militärischer Einrichtungen

2. Öffentliche Finanzen und Kontrolle der Banken

3. Monopole und Versorgung der Stadt

4. Armenpflege und Gesundheitswesen

5. Infrastruktur und Landpflege

6. Kirchenaufsicht

7. Justiz und Polizei

8. Provinzgouverneure

In manchen Behörden gab es zur Unterstützung der Provveditori eine zweite Instanz – die Sopraprovveditori. Unter anderem wurden ernannt: Sopraprovveditori all'Arsenal, Sopraprovveditori alla Legna e ai Boschi, Sopraprovvesitori alle Pompe und Sopraprovveditori sopra la Sanità.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b ASTAT, Klassifikation der Berufe, S. 40
  2. Giovanni Correr, Giovanni Correr, Venezia e le sue lagune, S. 62
  3. Giovanni Correr, Giovanni Correr, Venezia e le sue lagune, S. 62–63
  4. a b Giovanni Correr, Giovanni Correr, Venezia e le sue lagune, S. 63
  5. a b Gerhard Schober, Republik Venedig – die Terraferma und ihre Verwaltung, S. 472
  6. Gerhard Schober, Republik Venedig – die Terraferma und ihre Verwaltung, S. 476
  7. Norbert Huse, Wolfgang Wolters, Venedig. Die Kunst der Renaissance: Architektur, Skulptur, Malerei 1460–1590, S. 60
  8. Pest – Seuchengeschichte
  9. Wolfgang Pfaller, Patentgesetz von Venedig
  10. Klaus Zimmermanns, Venetien: die Städte und Villen der Terraferma
  11. Giovanni Correr, Giovanni Correr, Venezia e le sue lagune, S. 63–64
  12. Heinrich Kretschmayr, Geschichte von Venedig, S. 145
  13. Cecilie Hollberg, Deutsche in Venedig im späten Mittelalter, S. 189
  14. Anne Goldgar, Robert I. Frost, Institutional culture in early modern society, S. 299