Régie Autonome des Transports Parisiens (RATP)
Rechtsform Établissement public à caractère industriel et commercial (Staatsunternehmen)
Gründung 1. Januar 1949
Sitz 54, quai de la Rapée
Paris, Frankreich
Leitung Jean Castex (PDG)
Mitarbeiterzahl 55.545 (2012)
Umsatz 4,93 Mrd. Euro (2012)
Branche Öffentlicher Personennahverkehr
Website www.ratp.fr
RATP-Zentrale Maison de la RATP am Quai de la Rapée in Paris
Métrostation Saint-Lazare der Métrolinie 14, eröffnet 2003

Die RATP (Régie autonome des transports Parisiens) ist der staatliche Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Paris und dessen nahem Umland. Die RATP befördert im Großraum Paris jährlich etwa drei Milliarden Fahrgäste (2010)[1] und ist außerhalb ihres Stammgebietes Paris national und international als Verkehrsunternehmen aktiv.

Geschichte und Auftrag

Die RATP wurde 1949 gegründet, um die zuvor teilweise von privaten Gesellschaften wie dem Chemin de fer métropolitain de Paris (CMP) betriebenen unter- und oberirdischen öffentlichen Verkehrsmittel in Paris unter ihrem Dach zusammenzufassen. Sie hat den rechtlichen Status eines Établissement public à caractère industriel et commercial (EPIC).

Die RATP erfüllt ihren Verkehrsauftrag als alleiniger Betreiber der Verkehrsinfrastruktur im Rahmen langfristiger Nutzungsverträge mit den für den Nahverkehr im Großraum Paris zuständigen Aufgabenträgern, dem Syndicat des transports d’Île-de-France (STIF), der von der Région Île-de-France und ihren acht Départements Essonne, Hauts-de-Seine, Paris, Seine-Saint-Denis, Seine-et-Marne, Val-de-Marne, Val-d’Oise und Yvelines kontrolliert wird.[2] Die alleinigen Nutzungsrechte der RATP wurden zuletzt per Gesetz für einen Zeitraum von 15 bis 30 Jahren mit Wirkung ab dem 3. Dezember 2009 (15 Jahre für Bus, 20 Jahre für die Straßenbahn, 30 Jahre für Metro und RER) garantiert.

Übersicht über die von der RATP-Gruppe betriebenen Verkehrsnetze

Im Großraum Paris

Linien

Métrozüge der Baureihen MF 01 und MF 67 an der Station Jaurès auf der Métrolinie 2, im Februar 2009
Gelenkbus vom Typ MAN Lion’s City, im Einsatz auf der Linie 183 mit gestrichenem Liniensignal

Das von der RATP im Großraum Paris betriebene Verkehrsnetz umfasst derzeit:

Fahrgastaufkommen im historischen Stammnetz,
in Mio. Fahrten nach Verkehrsmittel
[4]
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
Métro 1.229 1.262 1.283 1.248 1.336 1.373 1.410 1.388 1.472 1.479 1.505 1.464 1.541 1.527 1.526 1.520 1.519 1.539 1.560 1.498
RER (RATP-Bereich) 404 415 410 400 438 445 452 447 469 448 456 469 477 469 474 469 478 493 497 497
Straßenbahn[5] 25 36 39 39 44 48 50 80 96 96 108 114 116 191 231 267 287 294 315 340
Bus (RATP Paris et petite couronne) 922 916 929 921 954 940 944 942 995 983 974 989 962 939 984 988 1.013 1.098 1.106 1.130
Noctilien (périmètre RATP) 3 3 3 4 4 4 7 7 7 8 8 8 8 9 9 10 10 11 12 13
Total 2.583 2.632 2.664 2.612 2.776 2.810 2.863 2.864 3.039 3.014 3.051 3.044 3.104 3.135 3.224 3.254 3.307 3.435 3.490 3.478

Der geplante Umstieg zu umweltfreundlicheren Bussen bis 2025

Im Jahr 2014 waren insgesamt 4500 Busse im Auftrag der RATP unterwegs – die meisten allerdings mit Dieselantrieb. Sie beförderten pro Jahr mehr als eine Milliarde Fahrgäste. Die RATP investiert jährlich 100 Millionen Euro in die Erneuerung der Busflotte.

Angesichts der Smog-Tage vom März 2014, an denen wegen hoher Luftbelastung die öffentlichen Verkehrsmittel in Paris kostenlos benutzt werden konnten, was der RATP täglich einen Ausfall von rund vier Millionen Euro bescherte, hat sich die Leitung der RATP entschlossen, in Zukunft auf umweltfreundlichere Fahrzeuge umzustellen: 2025 soll der letzte reine Diesel-Bus aus dem Bestand der RATP verschwinden. Ende 2013 wurde zwar noch eine Option über die Lieferung von 300 Dieselbussen bestätigt, aber darüber hinaus sollen keine weiteren Dieselbusse mehr angeschafft werden. 2025 sollen 20 Prozent der Busse mit Erdgas betrieben werden, der Rest als Hybrid- oder vollelektrische Fahrzeuge. In Absprache mit dem Stromlieferanten Électricité de France sollen zunächst vier Buslinien vollständig mit elektrisch betriebenen Omnibussen unterschiedlicher Technologie bedient werden. Man geht davon aus, dass ab 2020[veraltet] das Angebot der Hersteller so groß sein wird, dass ab diesem Zeitpunkt vollelektrische Busse zu einem akzeptablen Preis bestellt werden können.

Außerhalb der Île-de-France

Außerhalb der Île-de-France ist die RATP über das Tochterunternehmen RATP Développement (kurz RATP Dev) in zwölf Staaten und in mehr als 30 Städten, Bezirken bzw. Départements Frankreichs tätig.[6]

In Frankreich, außerhalb des Großraums Paris

Die RATP-Gruppe betreibt verschiedene französische Verkehrsnetze außerhalb des Großraums Paris. Dazu gehören unter anderem die folgenden Stadtbusnetze:

Aktivitäten im Ausland

Doppeldeckbus in London mit Firmenlogo der RATP-Gruppe, Beispiel der Expansion außerhalb Frankreichs (2011)

Über mehr als 70 Tochterunternehmen in der ganzen Welt werden 13.500 Mitarbeiter beschäftigt. Die Geschäftsaktivitäten der RATP-Gruppe außerhalb Frankreichs umfassen insbesondere:

Europa
Afrika
Amerika
Asien

Die bis 2011 bestehende Beteiligung an trans regio in Deutschland wurde an den Partner Transdev (damals Veolia Transport) abgegeben. Darüber hinaus bewarb sich die RATP-Gruppe in Deutschland in der seit April 2013 laufenden Ausschreibung für den Betrieb des Teilnetzes „Ring“ der S-Bahn Berlin.[12]

Kritik

Staatsmonopol

Die RATP als Betreiber eines Staatsmonopols wird von Konkurrenten bei öffentlichen Ausschreibungen kritisiert und wettbewerbspolitisch als problematisch empfunden; durch ihre teilweise sehr langen Nutzungsverträge muss der Betrieb der Métro und des RER in Paris beispielsweise erst ab 2039 öffentlich ausgeschrieben werden, während die RATP selber national und international als ÖPNV-Betreiber an Ausschreibungen teilnehmen kann.[13]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Le trafic RATP reprend des couleurs. In: mobilicites.com. Archiviert vom Original am 15. März 2012; abgerufen am 14. Februar 2011.
  2. La contractualisation avec la RATP et la SNCF. In: stif.info. Archiviert vom Original am 9. Oktober 2011; abgerufen am 14. Februar 2011.
  3. a b obgleich im Großraum Paris gelegen, wird der Betrieb hier von RATP Développement verantwortet; er ist im Rahmen einer Ausschreibung vergeben worden und nicht Teil des sogenannten historischen Stammnetzes der RATP
  4. Omnil - Les transports en commun en chiffres - trafic annuel et journalier. (MS Excel; 10,7 MB) In: omnil.fr. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2021; abgerufen am 1. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.omnil.fr
  5. Ab 2007 einschließlich der Linie 4 der Pariser Straßenbahn, die von der SNCF betrieben wird (ca. 10 Millionen Fahrgäste jährlich).
  6. qui sommes nous ? RATP Dev, archiviert vom Original am 18. April 2014; abgerufen am 23. April 2014 (französisch).
  7. Cars Jacquemard. RATP Dev, archiviert vom Original am 16. August 2014; abgerufen am 4. August 2014 (französisch).
  8. Nathalie Arensonas: Transdev cède ses autobus London Sovereign à RATP Dev. Mobilicités, 28. April 2014, abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
  9. Florence Guernalec: RATP Dev acquiert un pionnier du Sightseeing à Londres. Mobilicités, 12. September 2014, abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
  10. Rapport d'Activité 2012 Groupe RATP Tätigkeitsbericht der RATP-Gruppe für 2012. S. 29, archiviert vom Original am 9. August 2014; abgerufen am 4. August 2014 (französisch).
  11. Ratp Dev et Transdev vont exploiter le métro de Séoul pour dix ans encore. In: mobilicites.com. 29. Oktober 2013, archiviert vom Original am 3. Dezember 2013; abgerufen am 15. November 2013 (französisch).
  12. Bewerber aus Hongkong bis Paris: Mit wem fährt die S-Bahn Berlin in die Zukunft? 15. Juli 2013, abgerufen am 23. Juli 2013.
  13. Bahn hadert mit ihren Konkurrenten. Tagesspiegel, 22. März 2013, abgerufen am 29. April 2013 (Kritik der Deutschen Bahn an der RATP im Rahmen deren Interesse an der Berliner S-Bahn): „Die RATP agiere zudem außerhalb gültiger Normen, befand [DB] Personenverkehrs-Chef Homburg. Ihre sehr lange laufenden Verkehrsverträge in Frankreichs Hauptstadtregion seien „vollständig europarechtswidrig““