Unter dem Begriff Reichenauer Malschule oder Reichenauer Schule werden die von unterschiedlichen Künstlern stammenden Werke der „Reichenauer Buchmalerei“ des 10. und 11. Jahrhunderts zusammengefasst: Eine Gruppe von rund 40 überwiegend liturgischen Prachthandschriften, die zu den Höhepunkten der damaligen zeitgenössischen Kunst gezählt werden. Aufgrund stilkritischer Argumente vermutet man eine gemeinsame Entstehung auf der Klosterinsel Reichenau im Bodensee; die paläographischen Merkmale, eingehend erforscht von Hartmut Hoffmann,[1] verweisen allerdings auf die Skriptorien von Trier, Köln und Kloster Seeon. Als Stiftungen von weltlichen und geistlichen Fürsten gelangten die Kunstwerke an Kirchen im ganzen ottonischen und salischen Reich, wo sie aufgrund ihrer kostbaren Ausgestaltung nur zu besonderen Anlässen Verwendung fanden.
Einige der heute in Bibliotheken in ganz Europa aufbewahrten Codices wurden 2003 als „kulturgeschichtlich einzigartige Dokumente, die exemplarisch das kollektive Gedächtnis der Menschheit repräsentieren“, zum UNESCO-Weltdokumentenerbe hinzugefügt;[2][3] aus Anlass des 1.300-jährigen Jubiläums der Klosterinsel Reichenau im Jahr 2024 stehen die Handschriften und weitere Zeugnisse von der Insel unter dem Titel Welterbe des Mittelalters im Mittelpunkt der „„Großen Landesausstellung“ Baden-Württemberg vom April bis Oktober des Jahres im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz am Bodensee sowie auf der Insel selbst.[4]
* Weltdokumentenerbe