Reinhart Lempp (* 21. Oktober 1923 in Esslingen am Neckar; † 20. Februar 2012 in Stuttgart[1]) war ein deutscher Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Professor der Universität Tübingen. Er war Ehrendoktor der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und ist als Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher – nicht zuletzt als Bearbeiter des Kapitels „Kinder- und Jugendpsychiatrie“ in dem von Rainer Tölle herausgegebenen Springer-Lehrbuch Psychiatrie – wie auch einiger populärer Werke hervorgetreten.

Leben

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Lempp veröffentlichte im Jahr 1968 in der "Neuen Juristischen Wochenschrift" einen Aufsatz, in dem er die Straffreiheit von "gewaltlosen" sexuellen Handlungen von Erwachsenen an Kindern befürwortete. Er stellte in diesem Aufsatz unter anderem die Behauptung auf, dass die an eine sexuelle Handlung zwischen Erwachsenen und Kindern folgenden polizeilichen und gerichtlichen Verfahren ein höheres Potential zur Traumatisierung des betroffenen Kindes hätten als die sexuellen Handlungen selbst. Des Weiteren wird es von ihm für möglich gehalten, dass die sexuellen Handlungen für sich betrachtet überhaupt keine negativen Auswirkungen für das Kind haben. Lempp macht für den Wunsch nach Bestrafung von sexuellen Handlungen an Kindern eine repressive Sexualmoral, sprich die Abwertung von außerehelichen Beziehungen, mitverantwortlich.[2] Er verkennt, dass aufgrund der Machtunterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern per se nicht von "gewaltlosen" Handlungen gesprochen werden kann, sondern sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern aus sexualethischer Perspektive stets als missbräuchlich zu betrachten sind.[3] Abschließend sollte erwähnt werden, dass diese Aussagen für einen leitenden Kinder- und Jugendpsychiater äußerst befremdlich wirken und nachträglich ein sehr schlechtes Licht auf seine Kompetenz zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen werfen. Im Nachruf seines Fachkollegen Michael Günter aus dem Jahr 2012 werden Lempps Aussagen zur Schädlichkeit von sexuellen Handlungen von Erwachsenen an Kindern nicht erwähnt. Stattdessen wird die hohe fachliche Anerkennung betont, welche Lempp genoss.[4]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Fachliteratur

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Populäre Literatur

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Als Herausgeber

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Einzelnachweise

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  1. Pionier der Kinder- und Jugendpsychologie – Reinhart Lempp ist im Alter von 88 Jahren gestorben (Memento vom 18. Januar 2017 im Internet Archive). In: Schwäbisches Tagblatt, 24. Februar 2012
  2. Reinhart Lempp: Seelische Schädigung von Kindern als Opfer von gewaltlosen Sittlichkeitsdelikten. Hrsg.: Neue Juristische Wochenschrift 21. Jahrgang. 2. Halbband 1968, Heft 49. C.H. Beck`sche Verlagsbuchhandlung, München und Frankfurt am Main 1968, S. 2265 - 2268.
  3. Gerhard Schreiber: Im Dunkel der Sexualität. Sexualität und Gewalt aus sexualethischer Perspektive. 1. Auflage. Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston 2022, ISBN 978-3-11-071759-4, S. 333, 334.
  4. Michael Günter: Sozialwissenschaftliche Ansätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Zum Tod von Professor Dr. Reinhart Lempp ein Nachruf von Michael Günter. In: Universität Tübingen. Februar 2012, abgerufen am 24. Mai 2024.
Personendaten
NAME Lempp, Reinhart
KURZBESCHREIBUNG deutscher Facharzt und Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie
GEBURTSDATUM 21. Oktober 1923
GEBURTSORT Esslingen am Neckar
STERBEDATUM 20. Februar 2012
STERBEORT Stuttgart