Rolf Milser
Persönliche Informationen
Name: Rolf Milser
Nationalität: Deutschland Deutschland
Geburtsdatum: 28. Juni 1951
Geburtsort: Bernburg (Saale)
Medaillenspiegel

Rolf Milser (* 28. Juni 1951 in Bernburg (Saale)) ist ein ehemaliger deutscher Gewichtheber und Hotelier.

Vor und während des aktiven Sports

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Rolf Milser wurde von 1965 bis 1968 in der Duisburger Kupferhütte zum Schlosser ausgebildet. Dort wurde er übernommen, wechselte aber 1972 als Angestellter ins Sportamt Duisburg.[1]

Sportliche Karriere

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Milser wuchs in Duisburg auf, wo er zum Gewichtheben fand. Bei der Hochfelder Athleten Gesellschaft trainierte er und startete 1968 erstmals bei den deutschen Jugendmeisterschaften, wo er mit 255 kg im Dreikampf in der Klasse bis 70 kg Körpergewicht den neunten Platz belegte. In den folgenden Jahren verbesserte er sich bis 1972 fast jedes Jahr um ca. 50 kg im Dreikampf.

1971 gewann er die deutsche Juniorenmeisterschaft im Leichtschwergewicht bis 82,5 kg Körpergewicht mit 412,5 kg. 1972 wurde er erstmals deutscher Meister und startete bei den Olympischen Spielen in München, wo er mit 477,5 kg den 7. Platz belegte. Nach den Olympischen Spielen 1972 wurde das Drücken, eine von Milsers Stärken, und damit der Dreikampf abgeschafft. Die Athleten traten nun also im Zweikampf, bestehend aus Reißen und Stoßen an.

Seine ersten Weltmeisterschaften im Zweikampf bestritt er 1973 in Havanna in der Klasse bis 82,5 kg und belegte mit 332,5 kg den 4. Platz. Zur WM ein Jahr später in Manila konnte er sich deutlich steigern und gewann mit 347,5 kg im Zweikampf Bronze hinter Stojtschew und Jenssen mit jeweils 350,0 kg. 1975 in Moskau reichte dieselbe Zweikampfleistung für den 4. Platz, jedoch gewann Milser mit 200,0 kg im Stoßen Gold.

Zu den Olympischen Spielen 1976 galt Milser als einer der Titelfavoriten. Nachdem er allerdings aufgrund von durch das Abtrainieren von Körpergewicht ausgelösten Krämpfen nicht zum Reißen antreten und damit auch keine Zweikampfwertung einbringen konnte, gewann der sowjetische Heber Walery Schary mit 365,0 kg. Zwar holte sich Milser mit 205,0 kg noch WM-Gold im Stoßen, da hier noch beide Wettkämpfe als eine Veranstaltung ausgetragen wurden, eine olympische Medaille konnte er jedoch nicht gewinnen. Ebenfalls 1976 konnte Milser mit 207,5 kg in Berlin Weltrekord stoßen.

Zur Welt-/Europameisterschaft 1977 in Stuttgart wechselte Milser ins Mittelschwergewicht, damals bis 90 kg Körpergewicht. Mit einer Zweikampfleistung von 370,0 kg (162,5 kg/ 207,5 kg) erreichte er den 2. Platz hinter dem sowjetischen Heber Serhej Poltorazkyj mit 375,0 kg. 1978 in Gettysburg gewann Milser sein erstes WM-Gold im Zweikampf mit 377,5 kg (162,5 kg/ 215,0 kg) vor Gennadi Bessonow mit 375,0 kg und Antalovics mit 367,5 kg. Ein Jahr später in Saloniki erzielte Bessonow 380,0 kg und verwies damit Milser mit 377,5 kg (165,0 kg/ 212,5 kg) auf den zweiten Platz. Zur EM im selben Jahr stellte Milser seinen zweiten Weltrekord mit 222,5 kg auf.

An den Olympischen Spielen 1980 in Moskau, für die er als einer der Favoriten galt, konnte Milser wegen des Boykotts der Weststaaten nicht teilnehmen. So ging Gold im Mittelschwergewicht bis 90 kg mit einer Zweikampfleistung von 377,5 kg (170,0 kg/ 207,5 kg) an Peter Baczako. Diese Leistung hatte Milser bereits bei den zwei vorherigen Weltmeisterschaften erzielt. Er wäre der stärkste Stoßer im Feld gewesen.

Bei den Weltmeisterschaften 1981 in Lille konnte er nach 167,5 kg im Reißen im Stoßen keinen gültigen Versuch einbringen und blieb somit unplatziert. Sieger wurde Blagoj Blagoew mit 405,0 kg (185,0 kg/ 220,0 kg), vor Juri Iwanowitsch Sacharewitsch mit 397,5 kg (180,0 kg/ 217,5 kg). Zur WM 1982 und 1983 wechselte Milser ins Schwergewicht bis 100,0 kg Körpergewicht. Hier konnte er in Moskau mit erzielten 390,0 kg dem rasch steigenden Niveau der Ostheber nur wenig entgegensetzen und wurde Sechster. Sieger wurde Pawel Kusnezow vor Alexander Popow, jeweils mit 422,5 kg im Zweikampf.

Nach dem Boykott der Oststaaten der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles hatte Milser jedoch wieder Medaillenchancen, welche er bei seinen nunmehr vierten Olympischen Spielen auch umsetzen konnte. Er gewann Gold im Schwergewicht mit 385,0 kg (167,5 kg/ 217,5 kg). Der Weltrekord lag damals bei 440,0 kg im Zweikampf, aufgestellt 1983 von Juri Iwanowitsch Sacharewitsch. Infolge der Abwesenheit der Ostheber war das Teilnehmerfeld schwach besetzt. Die von Milser erreichten 217,5 kg im Stoßen bedeuteten trotzdem einen olympischen Rekord. Nach dem Gewinn der olympischen Goldmedaille beendete der sechsmalige Weltmeister Milser 1984 seine aktive Karriere als Gewichtheber, in der er zudem neben 114 deutschen Rekorden die beiden bereits erwähnten Weltrekorde aufstellte.[2]

Nach dem aktiven Sport

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Nach seiner Karriere als aktiver Gewichtheber war Milser zwölf Jahre lang Bundestrainer der deutschen Gewichtheber und fünf Jahre lang Präsident des Verbandes Deutscher Diplom-Trainer (VDDT). Im Februar 1994 wurde Milser als Bundestrainer entlassen, nachdem er als Berater und Statist an einem ARD-Fernsehfilm mitgewirkt hatte, in dem der Gebrauch von Dopingmitteln einer fiktiven Olympiamannschaft dargestellt wurde. Milser gab an, sich vor den Dreharbeiten den Inhalt des Films nicht genau angesehen zu haben und nannte sein Verhalten „blauäugig“.[3]

Er betreibt ein Hotel in Duisburg-Huckingen,[4] in dem unter anderem die monegassische Fürstenfamilie zum Champions-League-Finale 2004 wohnte und zur FIFA WM 2006 die italienische Fußballnationalmannschaft untergebracht war.

Sonstiges

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Statistik

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Internationale Erfolge/Mehrkampf

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(OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaften, EM = Europameisterschaften, Ls = Leichtschwergewicht, Ms = Mittelschwergewicht, 1.S = 1. Schwergewicht, Wettbewerbe bis 1972 im olympischen Dreikampf, bestehend aus Drücken, Reißen und Stoßen und seit 1973 im Zweikampf, bestehend aus Reißen und Stoßen)

Medaillen Einzeldisziplinen

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(in den Gewichtsklassen Ls, Ms und 1.S,)

Deutsche Meisterschaften

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Weltrekorde

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Im beidarmigen Stoßen:

Daneben stellte Rolf Milser in seiner Karriere insgesamt 115 deutsche Rekorde auf.

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Einzelnachweise

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  1. Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Milser, Rolf, S. 311.
  2. Das große Olympia Lexikon. In: Sport-Bild vom 19. Juni 1996, S. 43.
  3. Blauäugiger Rolf Milser. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 23. Februar 1994, abgerufen am 16. Februar 2021.
  4. Hotel Landhaus Milser – Impressum, abgerufen am 28. April 2016.
  5. Andreas Singler, Gerhard Treutlein: Doping im Spitzensport: Sportwissenschaftliche Analysen zur nationalen und internationalen Leistungsentwicklung, abgerufen am 8. Januar 2009.
  6. Nicole Arndt, Andreas Singler und Gerhard Treutlein: Sport ohne Doping. Hrsg.: Deutsche Sportjugend. 1. Auflage. Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-89152-485-4, S. 45 (Online [PDF]).
  7. Gewichtheben sollte nicht mehr olympisch sein, auf: abendblatt.de vom 29. Dezember 2015, abgerufen am 31. März 2016.
  8. Das Zeug hat mich wild gemacht – Doping (III): So wird in der Bundesrepublik von Medizinern, Trainern und Athleten manipuliert, in: Der Spiegel vom 26. März 1990.
Personendaten
NAME Milser, Rolf
KURZBESCHREIBUNG deutscher Gewichtheber
GEBURTSDATUM 28. Juni 1951
GEBURTSORT Bernburg (Saale)