Romualds Kalsons (* 7. September 1936 in Riga) ist ein lettischer Komponist und Dirigent.

Leben

Romualds Kalsons studierte in seiner Geburtsstadt zunächst an der Jāzepa Mediņa Mūzikas vidusskola (Musikhochschule Jāzeps Mediņš) in der Abteilung für Chordirigieren und in der Folge an der Lettischen Musikakademie Jāzeps Vītols (LVK) Dirigieren bei Jāzeps Lindbergs und Komposition bei Ādolfs Skulte. Teils noch während seines Studiums arbeitete er 1957–1973 als Tontechniker beim Lettischen Rundfunk und Fernsehen. 1973–2009 unterrichtete er selbst an der Lettischen Musikakademie, wo er seit 1987 eine Professur innehatte und 1991–2001 Leiter der Kompositionsabteilung war.

Seit den 1960er-Jahren trat Romualds Kalsons als Dirigent mit dem Lettischen Nationalen Symphonieorchester und anderen Orchestern auf, vielfach mit Musik lettischer Komponisten. Als Pianist gab er zusammen mit seiner Frau, der Sopranistin Irēna Kalsone (1933–2014), und anderen Musikern Kammermusikkonzerte in Riga sowie anderen Orten in und außerhalb Lettlands. Kalsons ist Mitglied des Lettischen Komponistenverbandes[1] und war 1989–2002 dessen Vorsitzender. Noch zu Zeiten der UdSSR wurde ihm 1978 der Titel Verdienter Künstler und 1986 der Titel Volkskünstler verliehen. Nach der Unabhängigkeit des Landes erhielt der Komponist 1996 den Großen Musikpreis, 1997 den Preis des Kulturministeriums der Republik Lettland und 2017 erneut den Großen Musikpreis, diesmal für das musikalische Lebenswerk.[2]

Vom barocken und klassischen Formenreichtum und neoromantischer Ästhetik ausgehend, steht Kalson in der Tradition der lettischen Musik seiner Zeit. Obwohl in der Sowjetunion aufgewachsen, verstand er es mittels seiner sehr persönlich ausgeprägten Tonsprache die politisch verordneten Anforderungen des sogenannten Sozialistischen Realismus weitgehend zu vermeiden. Hervorstechende Merkmale sind melodischer Einfallsreichtum und tänzerisch-vitale Rhythmik, die sich in einer Vorliebe für rasche Sätze spiegelt. Sein Spektrum bezieht Dur-/Moll-Tonalität, auf der lettischen Volksmusik fußende Modalität sowie im Ansatz serielle und aleatorische Elemente ein. Wichtig sind ihm transparente Instrumentierung und durch souveräne Orchestrierung gebildete farbige Klanglichkeit. Sein Œuvre umfasst fast alle Gattungen und schließt neben weltlichen auch zahlreiche geistliche Werke ein. Zu Kalsons international meistbeachteten Stücken zählen seine Instrumentalkonzerte, vor allem das Violinkonzert (1977), das zum Standardrepertoire lettischer Geiger zählt, und das Konzert für Klarinette und Kammerorchester (1982). Große Aufmerksamkeit erlangte die abendfüllende Oper „Pazudušais dēls“ (Der verlorene Sohn) nach einem Stück von Rūdolfs Blaumanis (1994–1996). Aufgrund zunehmender Sehschwäche und schließlich Erblindung beendete Kalsons nach 2012 das Komponieren. In Deutschland galt ein Schwerpunkt seinem kammermusikalischen Schaffen beim Festival Classix Kempten 2015.[3]

Werke (Auswahl)

Oper

Chor und Orchester

Chor und Instrumente

Chor a cappella

Sologesang und Orchester

Sologesang und Klavier

Sologesang und diverse Instrumente

Orchesterwerke

Instrumentalkonzerte

Kammerorchester

Kammermusik

Duos

Klavier vierhändig und zwei Klaviere

Blasinstrumente solo

Akkordeon solo

Klavier solo

Orgel solo

Weiters instruktive Werke und zahlreiche Stücke für Kinder, Bühnen- und Filmmusik.

CD-Diskographie (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Website des Lettischen Komponistenverbandes (englisch/lettisch)
  2. Nominierte zum Musikpreis, auf: www.muzikasbalva.lv (lettisch/englisch)
  3. Festival Classix Kempten 2015
  4. SKANI – CD-Label des Lettischen Musikinformationszentrums