Rybnik | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Schlesien | |
Powiat: | Kreisfreie Stadt | |
Fläche: | 148,00 km² | |
Geographische Lage: | 50° 6′ N, 18° 33′ O | |
Höhe: | 210 m n.p.m. | |
Einwohner: | 137.128 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 44-200 bis 44-292 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 32 | |
Kfz-Kennzeichen: | SR | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Tarnowskie Góry – Ostrava | |
Nächster int. Flughafen: | Katowice | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Fläche: | 148,00 km² | |
Einwohner: | 137.128 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 927 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 2473011 | |
Verwaltung (Stand: 2015) | ||
Stadtpräsident: | Piotr Kuczera[2] | |
Adresse: | ul. Chrobrego 2 44-200 Rybnik | |
Webpräsenz: | www.rybnik.pl |
Rybnik ist eine Großstadt in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Sie ist Zentrum des Rybniker Kohlenreviers (ROW), kreisfreie Stadt und Sitz des Powiat Rybnicki (Kreis), dem es nicht angehört.
Rybnik liegt in der Region Oberschlesien nahe der Grenze zu Tschechien am linken Ufer der Raude auf einer Höhe von 237 m über dem Meeresspiegel, etwa 25 Kilometer südsüdwestlich von Gleiwitz, 160 Kilometer südöstlich von Breslau und rund 100 Kilometer westlich von Krakau.
Die Stadt Rybnik gliedert sich in 27 Stadtteile (dzielnice):
Der Ortsname der Stadt bedeutet im Polnischen wie auch im Tschechischen „Fischteich“, abgeleitet von ryba „Fisch“. Dieser Name verweist auf die große Bedeutung, die die Fischzucht im Mittelalter für die Wirtschaft der Stadt besaß, was sich heute noch in ihrem Wappen widerspiegelt.
Die Ursprünge der Stadt lassen sich bis in das 9. bzw. 10. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals existierten auf dem heutigen Stadtgebiet drei slawische Siedlungen, die sich schließlich zusammenschlossen. Das Gebiet gehörte zum Herzogtum Ratibor, das von den Schlesischen Piasten regiert wurde. Dessen Herzog Mieszko I. gründete in Rybnik das erste Kloster, das 1228 nach Czarnowanz verlegt wurde. Im Rahmen der mittelalterlichen deutschen Ostkolonisation erhielt Rybnik zwischen 1288 und 1300 die Stadtrechte nach Magdeburger Recht. Zusammen mit dem Herzogtum Ratibor gelangte es 1327 als ein Lehen an die Krone Böhmen. Mit dem Tod von Herzog Lestko erlosch der Ratiborer Zweig der Piasten und Rybnik gelangte 1336 an die Přemysliden im Herzogtum Troppau. Während der Hussitenkriege richteten die Hussiten schwere Zerstörungen an, bevor sie 1433 in einer entscheidenden Schlacht auf einem Hügel bei Rybnik unterlagen. Nach weiteren Teilungen und Verpfändungen gelangte Rybnik zusammen mit Sohrau 1437 an den Jägerndorfer Herzog Nikolaus V., der u. a. die Titulatur Herzog von Rybnik führte und 1452 in Rybnik starb. Ihm folgte dessen jüngerer Sohn Wenzel von Rybnik, dem auch Sohrau und Pleß gehörten. Als Parteigänger des böhmischen Königs Vladislav II. wurde er 1474 vom Gegenkönig Matthias Corvinus gefangen genommen. Vermutlich nach Wenzels Tod 1479 gelangte Rybnik mit Sohrau und Loslau an Johann IV. von Jägerndorf und nach dessen Tod 1483 wiederum an das Herzogtum Ratibor, das entsprechend einer Erbvereinbarung nach dem Tod des letzten Troppau-Ratiborer Přemysliden Valentin von Ratibor 1521 an den Oppelner Herzog Johann II. fiel. Da mit diesem 1532 der Oppelner Zweig der Schlesischen Piasten erlosch, fiel Rybnik zusammen mit dem Herzogtum Oppeln als erledigtes Lehen an Böhmen, dessen Landesherren seit 1526 die Habsburger in ihrer Eigenschaft als König von Böhmen waren.
1575 wurde das nun landesherrliche Rybnik als Herrschaft Rybnik von Ladislaus II. Popel von Lobkowitz erworben. In dessen Familie verblieb die Herrschaft Rybnik, die aus der Stadt Rybnik und 13 Dörfern bestand, bis 1638. Weitere Besitzer waren die Grafen von Oppersdorf und die Grafen von Wengersky. Durch den Ersten Schlesischen Krieg gewann Friedrich II. 1742 den größten Teil Schlesiens einschließlich Rybnik für das Königreich Preußen. 1788 erwarb Friedrich Wilhelm II. die Herrschaft Rybnik.
Im 18. Jahrhundert gehörte Rybnik zur Steuerrätliche Inspektion in Neustadt O.S.[3] Die Stadt entwickelte sich zu einem regionalen Handelszentrum. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts gewann der Steinkohlenbergbau wirtschaftliche Bedeutung. Ab 1871 ging Preußen einschließlich Rybniks im Deutschen Reich auf. Ab 1818 war Rybnik Sitz des preußischen Landkreises Rybnik.
1893 befand sich mit 2003 m das weltweit tiefste Bohrloch im Stadtteil Paruschowitz. Karl Köbrich, der die bis dahin weltweit tiefste Bohrung bei Schladebach betreute, war auch für diese Bohrung zuständig. 1914 wurde in Rybnik mit 2240 m Teufe ein neuer Tiefenrekord aufgestellt.[4]
Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Rybnik eine evangelische und drei katholische Kirchen, eine Synagoge, ein jüdisches Waisenhaus, eine Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt, zwei Oberförstereien, zwei Eisenwerke (Silesia und Rybniker Hütte), eine Leder- und eine Metallwarenfabrik, eine Färberei, eine Bierbrauerei, eine Getreidemühle mit Brotfabrik, zwei Sägewerke, Ziegeleien und war Sitz eines Amtsgerichts.[5]
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Zweite Polnische Republik gegründet. Über die Zugehörigkeit des ethnisch gemischten Gebiets Oberschlesien wurde 1921 eine Volksabstimmung durchgeführt. In der Stadt Rybnik wurden 4714 Stimmen (70,8 %) für den Verbleib im Deutschen Reich abgegeben, 1943 Stimmen waren für den Anschluss an Polen. Da jedoch im gesamten Kreis Rybnik nur 34,7 % für das Deutsche Reich und 65,5 % für Polen votiert hatten, wurde Rybnik und der größte Teil des Kreises Polen zugeschlagen.[6] Drei Aufstände in Oberschlesien begleiteten die Aufteilung Oberschlesiens, wobei der erste 1919 sein Zentrum in Rybnik hatte.
Mit dem Überfall auf Polen gelangte Rybnik 1939 erneut unter deutsche Herrschaft. Es gehörte dem Teil Polens an, der unmittelbar dem Reich angegliedert wurde. Seit 1945 gehört Rybnik wieder zu Polen. Die deutsche bzw. von den polnischen Behörden als deutsch kategorisierte Bevölkerung Oberschlesiens wurde „repolonisiert“ oder vertrieben, sofern sie nicht bereits geflohen war oder freiwillig das neue polnische Staatsgebiet verließ. Ein großer Teil der Rybniker Deutschen gelangte nach Bottrop und Dorsten im Kreis Recklinghausen. Seit 1994 ist Rybnik daher Partnerstadt von Dorsten.
In der Volksrepublik Polen wurde der Steinkohlenbergbau im südlichen Teil Oberschlesiens vorangetrieben und mit der Gründung des Rybniker Kohlenreviers Rybnicki Okręg Węglowy „ROW“ ein Gegenstück zum Oberschlesischen Industriegebiet Górnośląski Okręg Przemysłowy „GOP“ geschaffen. Rybnik als Hauptort des neuen Industrieraumes nahm eine rasante Entwicklung. Mit der Anlage von neuen Großwohnsiedlungen für zehntausende Bewohner, allen voran der Siedlung Nowiny östlich des Stadtgebietes, sowie der Eingemeindung der umliegenden Gemeinden Chwałowice 1973 sowie Boguszowice und Niedobczyce 1975 überschritt die Einwohnerzahl im selben Jahr die Grenze von 100.000 und Rybnik wurde zur Großstadt. In den 1970er Jahren entstand ein Steinkohlekraftwerk von überregionaler Bedeutung, das sein Kühlwasser aus einem eigens angelegten Stausee bezieht. 2002 wurde in Rybnik ein moderner Campus eröffnet, auf dem die Wirtschaftsakademie und die Schlesische Universität in Katowice sowie die Schlesische Technische Hochschule in Gliwice jeweils Außenstellen betreiben.
Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
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1581 | 340 | [7] |
1614 | 484 | [7] |
1657 | 560 | [7] |
1725 | 680 | [7] |
1781 | 789 | [7] |
1783 | 805 | davon 763 Christen und 42 Juden[8] |
1796 | 1190 | [7] |
1803 | 1306 | [9] |
1806 | 1289 | [7] |
1810 | 1378 | [9] |
1815 | 1344 | [7] |
1816 | 1423 | ohne den Schlossbezirk (179 Einwohner);[10] nach anderen Angaben 1428 Einwohner, davon 39 Evangelische, 1173 Katholiken, 216 Juden[9] |
1821 | 1831 | [9] |
1825 | 1844 | ohne die Schlossgemeinde (135 Zivileinwohner, davon 46 Evangelische, 89 Katholiken), davon 51 Evangelische, 1526 Katholiken, 267 Juden[11] |
1835 | 1964 | [7] |
1840 | 2437 | davon 137 Evangelische, 1967 Katholiken, 333 Juden (kein Militär)[12] |
1845 | 2663 | [7] |
1855 | 3424 | [13] |
1861 | 3403 | davon 304 Evangelische, 2713 Katholiken, 386 Juden[13] |
1867 | 3525 | am 3. Dezember[14] |
1871 | 3664 | darunter 200 Evangelische und 400 Juden (1900 Polen);[15] nach anderen Angaben 3664 Einwohner (am 1. Dezember), davon 343 Evangelische, 2948 Katholiken, 373 Juden[14] |
1890 | 5156 | davon 691 Evangelische, 4114 Katholiken, 351 Juden (2200 Polen)[16] |
1900 | 7918 | meist Katholiken[5] |
1905 | 10.455 | am 1. Dezember, einschließlich aktiver Militärpersonen (21 Mann); davon 971 Evangelische (940 mit deutscher Muttersprache, 29 mit wendischer Muttersprache, eine Person spricht eine andere Sprache, und eine Person spricht Deutsch und eine andere Sprache) und 9074 Katholiken (4603 mit deutscher Muttersprache, 4411 mit polnischer Muttersprache, 45 sprechen eine andere Sprache, 15 sprechen Deutsch und eine anderer Sprache) sowie eine andere christliche Person und 399 Juden[17][16] |
1910 | 11.656 | am 1. Dezember, einschließlich aktiver Militärpersonen (24 Mann), davon 6485 mit deutscher Muttersprache (1104 Evangelische, 5015 Katholiken, 364 Juden und zwei Sonstige), 4239 mit polnischer Muttersprache (28 Evangelische, 4209 Katholiken sowie eine jüdische und eine sonstige Person), 71 mit einer anderen Sprache, und 681 Einwohner sprechen Deutsch und eine andere Sprache.[18][16] |
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1960 | 34.099 | |
1970 | 43.700 | |
1973 | 61.600 | |
1975 | 102.951 | |
1978 | 114.600 | |
1988 | 140.545 | |
1997 | 144.943 | |
2000 | 143.218 | |
2002 | 142.742 | |
2011 | 140.944 | |
2016 | 139.252 | [19] |
Die Stadt hat 139.595 (Stand: 2015[20]) Einwohner (davon 0,03 % Ausländer). Rybnik ist der Größe nach die 25. Stadt Polens. Die Fertilitätsrate liegt bei 1,273. Damit nimmt Rybnik den Spitzenplatz bei den polnischen Großstädten ein.[21]
2017 betrug die Arbeitslosenquote 4,3 %, bei Frauen 6,0 % und bei Männern 2,8 %. Damit lag sie unter dem Durchschnitt der Woiwodschaft Schlesien von 5,2 % und unter der gesamtpolnischen von 6,6 %.
An der Spitze der Stadtverwaltung steht ein Stadtpräsident, der von der Bevölkerung direkt gewählt wird. Seit 2014 ist dies Piotr Kuczera.
Bei der Wahl 2018 trat Kuczera erneut mit seinem eigenen Wahlkomitee als Stadtpräsident an, wurde aber auch von der KO unterstützt. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:[23]
Damit wurde Kuczera bereits im ersten Wahlgang wiedergewählt.
Der Stadtrat besteht aus 25 Mitgliedern und wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[24]
Rybnik listet folgende zwölf Partnerstädte auf:[25]