Das Schloss Choisy (französisch: Château de Choisy) in Choisy-le-Roi, Département Val-de-Marne (Region Île-de-France), war eine etwa zehn Kilometer südöstlich von Paris am Ufer der Seine gelegene Schlossanlage, die an Stelle eines kleinen Vorgängerbaus in den Jahren von 1680 bis 1686 für Anne Marie Louise, Herzogin von Montpensier (1627–1693), genannt die Grande Mademoiselle, eine Cousine Ludwigs XIV. errichtet wurde.
Nach mehrfachem Besitzerwechsel erwarb im Jahr 1739 Ludwig XV., den die Lage unweit der Jagdgründe des Waldes von Sénart reizte, das in dem für das französische Grand Siècle typischen klassizistischen Barockstil gehaltene Schloss. Der König ließ ab 1740 das Hauptgebäude vergrößern, um mehrere Nebengebäude erweitern und passte die Innenausstattung dem nun vorherrschenden Stil des Rokokos an. Im Jahr 1746 stellte er Choisy seiner kunstsinnigen Mätresse Madame de Pompadour († 1764) zur Verfügung. In der Regierungszeit Ludwigs XVI. zog die Königin Marie-Antoinette sich gerne nach Choisy zurück, das bis zur französischen Revolution im Besitz der Krone blieb. Die Revolutionsregierung konfiszierte, parzellierte und verkaufte die zum Nationalen Eigentum erklärte Domäne. Die vernachlässigten und verfallenen Gebäude wurden schließlich im 19. Jahrhundert abgerissen.
Erhalten blieben lediglich die beiden Eingangspavillons, der Ehrenhof, ein Flügel der Wirtschaftsgebäude, die Gräben sowie Reste des im Stil der französischen Gärten gehaltenen Parks.
Der Bau des Schlosses begann im Jahr 1680 auf den Fluren der damaligen Siedlungen Choisy-sur-Seine (heute: Choisy-le-Roi), Thiais und Grignon.
Der Vertrag zur Errichtung wurde von dem Bauunternehmer und contrôleur général des Bâtiments de Louis XIV Jacques II Gabriel (*; † 1686) unterzeichnet. Er trat zugleich als Bauunternehmer und Architekt auf und scheint identisch mit dem in der Literatur bezogen auf seine Tätigkeit als Architekt Jacques I Gabriel bezeichneten Person.[1] 1684 beendete Jacques Gabriel sein aktives Arbeitsleben und starb 1686.[2] Jacques Gabriel ist der Vater von Jacques Jules Gabriel (* 1667; † 1742), der auch als Jacques IV Gabriel bezeichnet wird. Jacques Jules war nach dem Ruhestand seines Vaters maßgeblich an der Fertigstellung des Château beteiligt und nach der Vollendung wurde ihm das Werk zugeschrieben.[3]
Der Vertragsabschluss wurde von folgenden Personen beurkundet. Marie Delisle, (die Mutter des Jacques Jules Gabriel und Witwe von Jacques Gabriel); Charles Gabriel, (der Onkel des Jacques Jules); Maurice Gabriel, (ein Cousin des Jacques Gabriel); M. Jules Hardouin-Mansart, (ein Cousin der Mutter des Jacques Jules Gabriel, Marie Delisle); Chevalier de l’ordre de Nôtre Dame du Mont Carmel, et de St. Lazare de Hierusalem, Coneiller du Roi en ses Conseils, Intendant des Bastimens Arts et Manufactures de France; Gabriel Blanchard, (Maler und Professor der Académie royale de peinture et de sculpture); Chemet, Contrôleur-Général des Rentes sur la Clergé und Jacques Gabriel, der als Architekt und Bauunternehmer sowie als Cousin des später als Rechnungsprüfer eingesetzten und in den Urkunden als Architecte Ordinaire des Bastimens de Mademoiselle de Montpensier bezeichneten Maurice Gabriel.[4]
1680 war Jacques Jules Gabriel noch sehr jung. Da er bei dem Vertragsabschluss nicht erwähnt wird, ist es wahrscheinlich, dass sein Anteil am Bauvorhaben erst nach dem Ruhestand und dem Tod des Vaters stieg. Möglich ist auch, dass er später noch Einfluss auf den bereits vertraglich vereinbarten Entwurf hatte. Die Fertigstellung von Choisy ist jedenfalls seine früheste Arbeit. Jacques Jules Gabriel lernte bei Jules Hardouin-Mansart (* 1646; † 1709) und anscheinend war auch er am Bau des Château beteiligt. Die Fertigstellung im Juli 1686 ist für die Reputation und den weiteren Lebensweg des jungen Architekten Gabriel von entscheidender Bedeutung gewesen.
Choisy geht 1693 in den Besitz des Grand Dauphin, des ältesten Sohnes Ludwigs XIV. und Maria Teresas von Spanien. Er tauscht das Schloss Bellevue in Meudon mit Anne de Souvré Marquise von Courtenvaux, der Witwe von François-Michel Le Tellier, marquis de Louvois gegen das Château de Choisy.
Claude Audran III war seit 1699 mit der Ausstattung des Schlosses für den Grand Dauphin beschäftigt. Er schuf dafür die in der Manufacture royale des tapisseries gefertigten Tapisseriefolge der Groteskenmonate. (Heinz, 1995:250)
1739 erwarb Ludwig XV. Choisy und beauftragte Ange-Jacques Gabriel (* 1698; † 1782) mit der Planung weiterer Gebäude. In der ersten Bauphase der Jahre 1740–1747 wurde die Ausstattung der Appartements des bestehenden Château dem Stil des Rokoko angepasst.