Paul Simon (2007)

Singer-Songwriter (deutsch „Sänger-Liedschreiber“) ist der Anglizismus in der Musik für Liedtexter, Komponist und Sänger in einer Person, die Vokalmusik im Musikgenre der Pop- oder Rockmusik kreiert und interpretiert.

Allgemeines

In der amerikanischen Fachliteratur ist der Songwriter ein Urheber, der sowohl Liedtexte als auch Musik konzipiert, konstruiert und zusammenformt, um daraus ein Musikstück zu gestalten,[1] wobei diese Quelle aber klarstellt, dass der allgemeine Begriff des „Songwriter“ auch lediglich für einen Liedtexter oder Komponisten alleine gelten kann. Wenn der Songwriter seinen selbst verfassten Musiktitel auch interpretiert, wird er Singer-Songwriter genannt.[2] Der Begriff hat sich im deutschsprachigen Raum nur in der Fachliteratur durchsetzen können.

Deutschland

Vielmehr gibt es in Deutschland den Liedermacher: Bei den Liedermachern der verschiedenen Sprachräume findet sich in vielen Fällen wieder die alte Einheit von Textdichter, Komponist und Sänger, wie sie seit dem Mittelalter etwa bei Bänkelsängern üblich war.[3] Der Begriff des Liedermachers wurde von Wolf Biermann 1961 geprägt für in Personalunion als Texter, Komponist und sich selbst – oft mit Gitarre – begleitendem Sänger.[4] Dabei bezog sich Biermann auf Bert Brechts Begriff des „Stückeschreibers“, der den handwerklichen Prozess beschreiben soll.[5] Sie artikulieren politische Agitation (Wolf Biermann, Franz-Josef Degenhardt) oder private Alltagsprobleme (Georg Kreisler, Reinhard Mey, Hannes Wader). Liedermacher im Schlager war beispielsweise Udo Jürgens, in der Popmusik sind es Udo Lindenberg oder Peter Maffay.

Englischsprachige Singer-Songwriter

Etwa ab 1962 wurde nach einem Begriff für eine Musik- und Darbietungsform gesucht, die vor allem durch Joan Baez und Bob Dylan populär wurde. Die ersten Interpreten dieses Genres wurden Hootenannies genannt.[6] Musiker und Sänger wie Joni Mitchell, Laura Nyro, Tim Buckley, Patti Smith oder Leonard Cohen mit stark unterschiedlichen musikalischen Grundlagen prägten ab den späten 1960er-Jahren durch ihr spezifisches Auftreten ein eigenes Genre. Folkbands schufen ihre Stücke gemeinsam, während Singer-Songwriter Musik und Texte alleine schrieben und teils solo mit Gitarre oder Klavier, teils mit einer kleinen Begleitband, interpretierten.

Im Gegensatz zur traditionellen Folk- oder Country-Musik mit Akustikgitarre und Mundharmonika war nun auch der Einsatz von E-Gitarren nicht mehr unüblich. Singer-Songwriter ließen zunehmend Rockelemente in ihre Musik einfließen. Neben politischen Inhalten wurden auch private Themen textlich thematisiert. Musikalische Einflüsse gab es auch aus Soul, Jazz und dem Psychedelic Rock.

Eine der Singer-Songwriter, die das Genre Anfang der 1970er-Jahre endgültig etablierten, war Carole King, deren Album Tapestry aus dem Jahr 1971 sich mehr als 25 Millionen Mal verkaufte. Bei den Grammy Awards 1972 erhielt sie vier Auszeichnungen, was bis zu diesem Zeitpunkt noch keiner Künstlerin gelungen war. Ihr Song You’ve Got a Friend gilt als Meilenstein des Genres.

Ab Ende der 1980er-Jahre gab es zum Beispiel mit Suzanne Vega wieder hauptsächlich weibliche Künstler, die sich der Singer-Songwriter-Tradition anschlossen. Ab den 1990er-Jahren waren Tracy Chapman, K. D. Lang, Alanis Morissette, Sheryl Crow und Tori Amos erfolgreich. Zu den jüngeren international erfolgreichen Singer-Songwritern zählen James Blunt, Katie Melua, Amy Macdonald, Ed Sheeran oder Milow.

Der überwiegende Teil gehört zum Musikstil der Country-Musik oder Folkmusik wie Donovan, New Christy Minstrels oder Woody Guthrie. Wegen des häufig politischen Inhalts wurden ihre Lieder oft den Protestliedern zugeordnet. Sie interpretierten nicht nur Eigenkompositionen, sondern auch Fremdkompositionen. In der Popmusik gelten Alicia Keys, Nilsson oder Paul Simon als Singer-Songwriter.

Frankreich und Italien

Im französischen Sprachgebiet heißen Singer-Songwriter französisch Auteur-compositeur-interprètes oder französisch Chansonniers wie Georges Brassens oder Jacques Brel, im italienischen Sprachgebiet italienisch Cantautori wie Giorgio Gaber oder Luigi Tenco.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Harvey Rachlin, The Encyclopedia of the Music Business, 1981, S. 395
  2. Wieland Ziegenrücker/Peter Wicke, Sachlexikon Popularmusik, 1987, S. 358; ISBN 3-442-33601-5
  3. Günther Schweikle/Irmgard Schweikle, Metzler Lexikon Literatur, 2007, S. 437
  4. Ralf Noltensmeier (Hrsg.), Metzler Sachlexikon Musik, 1998, S. 572
  5. Horst Löppmann, Das folkloristische Element bei Wolf Biermann, 1990, S. 21; ISBN 978-3-8324-2122-9
  6. Marcus Aldredge, Singer-Songwriters and Musical Open Mics, 2013, S. 23 f.
  7. Frank Trentmann, Herrschaft der Dinge, 2017, S. 431