- Betriebswirtschaftslehre
Chester I. Barnard unterschied 1938 zwischen vertikaler (Funktionstrennung zwischen dispositiven und ausführenden Tätigkeiten) und horizontaler Spezialisierung (betriebliche Funktionen).[26] Eine horizontale Spezialisierung erfolgt, wenn ein Unternehmen betriebliche Funktionen wie Beschaffung, Produktion, Finanzierung, Vertrieb und Verwaltung einrichtet und sich die dort beschäftigten Arbeitskräfte auf eine Funktion spezialisieren können.
Die Begriffe Arbeitsteilung und Spezialisierung werden in der betriebswirtschaftlichen Literatur unterschiedlich verwendet.[27] Manche Autoren sehen die Begriffe als Synonyme an,[28] in der Organisationslehre vertritt die Mehrheit der Autoren dagegen die Ansicht, dass die Spezialisierung eine „vertikale Arbeitsteilung“ darstellt.[29]
Die Arbeitsteilung führt in der Betriebswirtschaftslehre zu spezialisierten Aufgaben, Berufen und Funktionen. Tendenziell geht es bei der Spezialisierung um eine Vertiefung des Fachwissens unter gleichzeitiger Verminderung des Allgemeinwissens; der Fachidiot ist die Höchstform.[30] Nachteil ist eine abnehmende Flexibilität und damit einhergehend eine geringere Arbeitsmobilität sowie Wissensverluste.
Spezialisierung entsteht, wenn eine Aufgabe in mehrere Arbeitsvorgänge zergliedert und diese auf mehrere Stellen verteilt werden. Sie wird durch Dezentralisation der Aufgaben verhindert.[31]
Das Konzept der flexiblen Spezialisierung stammt von Charles F. Sabel aus dem Jahre 1982 und betrifft die flexible Produktion auf den Ebenen der Technologie und der Arbeitsprozesse.[32] Sie geht einher mit häufigen Produktinnovationen und sich stetig ändernden Produktionsvolumina.
Im Bankwesen sind Spezialbanken das Resultat einer Spezialisierung, die im Kreditgeschäft auch als Konzentration auf bestimmte Wirtschaftszweige verstanden werden kann[33] wie bei Autobanken.
Als Pendants werden allgemein Diversifikation und Spezialisierung angesehen. Beiden ist gemeinsam, dass sie die Unterschiedlichkeit der Produkt-Markt-Matrix betreffen.[34] Ein Unternehmen ist spezialisiert, wenn der Bereich der Produkt-Markt-Kombinationen sehr eng ist (Einproduktunternehmen) und diversifiziert, wenn diese sehr breit sind (Mehrproduktunternehmen). In diesem Sinne ist Spezialisierung das Gegenteil von Diversifikation.[35]
Bei der beruflichen Ausbildung bezeichnet Spezialisierung die Ausrichtung oder Beschränkung auf ein bestimmtes Fachgebiet, mit dem Ziel, die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. Teilweise wird auch im allgemeinen Sprachgebrauch eine beliebige Tätigkeit, die sich auf ein eng umschriebenes Gebiet begrenzt, als Spezialisierung verstanden.[36] Durch berufliche Ausbildungs- und Wettbewerbsprozesse kann ein höherer sozialer Status erzielt werden.[37] Dies sollte sich jedoch nicht zu Lasten der Allgemeinbildung vollziehen,[36] denn im abwertenden Sinne ist auch der Fachidiot ein Spezialist.
- Volkswirtschaftslehre
In einem Industriestaat führt die Arbeitsteilung zu einer immer weiter getriebenen Spezialisierung der beruflichen Tätigkeiten. Arbeitsteilung und Spezialisierung bedingen zwei ökonomische Folgen, die Abhängigkeit und den Tausch.[38] Abhängigkeit entsteht dadurch, dass in der Subsistenzwirtschaft die Selbstversorgung vorherrschte und heute die meisten Verbraucher von der Lieferung durch den Handel angewiesen sind. Wird der Buchhalter wegen der EDV nicht mehr gebraucht, liegt ebenfalls eine Abhängigkeit vor. Tausch wird erforderlich, weil die Hersteller von Waren überwiegend nicht gleichzeitig auch ihre Verbraucher sind. Es müssen deshalb viele Leistungs-Gegenleistungsverhältnisse geschaffen werden.
Die Spezialisierung der Agrarproduktion auf wenige Agrarprodukte ist ein typisches Zeichen für den Wandel der landwirtschaftlichen Produktionsstruktur. Die Landwirte versuchen dabei, durch Erhöhung des Absatzvolumens eine Kostensenkung durch das Gesetz der Massenproduktion zu erreichen.[39] In gleicher Form können sich auch Staaten auf bestimmte Güter spezialisieren,[40] um im Außenhandel komparative Kostenvorteile zu erzielen. Voraussetzung ist eine entsprechende Faktorausstattung.