Stefan Banz (* 11. September 1961 in Sursee; † 16. Mai 2021[1] in Cully VD) war ein Schweizer Künstler und Kurator.

Leben

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Banz wuchs in Menznau auf, studierte an der Universität Zürich Kunstwissenschaft und beschäftigte sich in seiner Lizentiatsarbeit «Serendipity», 1990, mit der Philosophie von Jacques Derrida (1930–2004) in Bezug auf die bildende Kunst. 1989 war er Mitbegründer der Kunsthalle Luzern und bis 1993 deren künstlerischer Leiter. 2005 kuratierte er unter dem Titel «Shadows Collide With People» den Schweizer Pavillon auf der Biennale in Venedig. Mitte Mai 2021 starb er im Alter von 59 Jahren an einem Herzinfarkt.[1]

Ausstellungen

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Das Biotop der Kunst und die Frage nach der Entstehung des Kunstwerks sind Kernpunkte der Zusammenarbeit mit Jacques Derrida, Wada Jossen, Theo Kneubühler und Harald Szeemann in der Ausstellung «Der Anbau des Museums», 1992. Das in der Kunsthalle Luzern veranstaltete Projekt ist für die Entwicklung des Künstlers Stefan Banz massgebend.

Es folgten erste Einzelausstellungen als Künstler 1993 in der Kubinski Gallery, New York und in der Galerie Urs Meile, Luzern. 1994 in der Ars Futura Galerie, Zürich und in der Bloom Gallery, Amsterdam. 1995 «Give me a Leonard Cohen Afterworld» im Kunstmuseum Luzern. 1996 setzte er mit der Installation «Dive» den Ausstellungsraum des OK, Centrum für Gegenwartskunst Linz, unter Wasser (erste, kleinere Variante bereits 1993 in der Kubinski Gallery New York). 1997 mit der Installation «Hitzfeld» in der Galerie Meile Luzern zeigte er mittels bekannter Künstlernamen und ihrer Werke auf Fussballtricots zum ersten Mal seine Affinität zum Sport, die sich in den folgenden Jahren mehrere Male in grösseren Ausstellungen manifestiert. Mit der Ausstellung «A Shot Away Some Flowers» im MAMCO, Musée d’art moderne et contemporain, Genf, zeigt er 1999 seine «Baby Bacons», den nachgemalten Werkkatalog der Gemälde von Francis Bacon und 2000 war er mit einer Überblicksausstellung seiner Werke im Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich, zu Gast. Im selben Jahr erhielt er den Anerkennungspreis der Stadt Luzern. 2001 folgte die Ausstellung The Muhammad Ali’s im Kunstmuseum Luzern (Verleihung des Manor Kunstpreis Luzern 2000 an den Künstler). Sein malerisches Werk zeigte er 2003 in der Übersichtsausstellung «Un coeur simple» im Museum im Bellpark, Kriens. Seine wohl grösste Ausstellung war die Installation «Study For A Painting Of A Lonely Heart» im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, 2004, wo er auf 1300 m² Ausstellungsfläche einen Rasen anpflanzte und ein nach einem lebenden Tier nachgebildetes Panzernashorn zeigte, das dem Video «Door to Door» (wo der Künstler von seinem Nachbar verprügelt wird) zuschaute. Eine weitere wichtige Einzelausstellung zeigte der Künstler vom 22. Januar bis 19. März 2006 unter dem Titel «Laugh I nearly died» im Kunsthaus Pasquart in Biel, wo gleichzeitig eine gleichnamige Publikation zu den Installationen der letzten 15 Jahre erschien. Stefan Banz war mit seinen Arbeiten auch in wichtigen Gruppenausstellungen vertreten, so u. a. in «Nonchalance», Kunsthaus Pasquart in Biel, 1997, und Akademie der Künste Berlin, 1998; «Freie Sicht aufs Mittelmeer», Kunsthaus Zürich und Schirnkunsthalle, Frankfurt, 1998; «The Squared Circle», Walker Art Center in Minneapolis, 2003; Echigo-Tsumari-Triennale Japan, 2003; Prag Biennale, 2003; «Rundlederwelten», Martin Gropius-Bau Berlin, 2005.

Analyse

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Das Werk von Stefan Banz manifestiert sich hauptsächlich in den Gattungen Installation, Fotografie, Video und Malerei. Er arbeitete als Künstler und als Kurator. Intermedialität ist Antrieb dieser Kunst und gleichsam Grundlage für die Werke von Stefan Banz. Ab den 1990er-Jahren hat er sich sowohl in Fotografie, Installation, Video wie auch in der Malerei einen Namen gemacht.

Mit seiner fotografischen Arbeit etablierte er das Thema «Familie» in der Gegenwartskunst. Das Anliegen dieser Arbeit ist nicht das authentische Bild, sondern vielmehr das Prinzip der Referenzialität. Jedes Bild ist in ein ikonografisches Programm eingebunden, das Banz im Bildreservoir der Medien und Hochkultur generiert. Bei der konzeptuellen Malerei wagte er durch das Nachmalen von Vorbildern das direkte Zitat. Seine Bildserien – etwa die Baby Bacons – sind als «Coverversionen» über bekannte Vorlagen zu sehen. Er verstiess damit bewusst gegen die Konvention der Neuschöpfung, wie sie in der Kunst nach wie vor gefordert wird. Mit seinen Installationen schliesslich befragte er die Grenzen der Kunstinstitutionen. Wobei die Abgeschlossenheit des White Cube durch das Einbringen von Elementen der Natur aufbricht. Das Werk wächst und produziert sich selber, wie in der Installation «Gulliver», 2000, Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich, und «Study For A Painting Of A Lonely Heart», 2004, Württembergischer Kunstverein Stuttgart, oder das Werk ist fragil und generiert durch Spiegelung und Brechung die Bilder, wie bei «Dive», 1996, OK – Centrum für Gegenwartskunst Linz. So forderte er mit beinahe allen seinen Arbeiten die Kunst und deren Institutionen heraus und hinterfragte sie gleichzeitig, wie seine grosse Einzelausstellung «Laugh. I nearly died» im Kunsthaus Pasquart in Biel, 2006, wo er zum Beispiel einen Anhänger, vollständig gefüllt mit seinen Werken, in der Mitte durchsägte. Seine Arbeiten entstanden nach 2004 in Kollaboration mit der Künstlerin Caroline Bachmann.

Öffentliche Sammlungen

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Publikationen

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Fussnoten

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  1. a b Tagblatt.ch vom 20. Mai 2021: Nachruf. Stefan Banz ist tot: Die Kunst des Luzerners roch nach dem Benzin des Lebens von Daniele Muscionico, abgerufen am 20. Mai 2021
Personendaten
NAME Banz, Stefan
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Künstler und Kurator
GEBURTSDATUM 11. September 1961
GEBURTSORT Sursee
STERBEDATUM 16. Mai 2021
STERBEORT Cully VD