Über die Ausbildung von Arndes ist nichts bekannt.[1] Er erscheint ab Mai 1477 als Buchdrucker in Perugia, wo er auch Lettern schnitt und ein Gerät zur Schriftgießerei entwickelte. Dort wirkte er bis 1481 und ging unter anderem mit dem Studenten des Kirchenrechts Levo Leve eine Gesellschaft ein.[2]
Mitte der 1480er Jahre erhielt er den Auftrag, das Missale für das Bistum Schleswig zu drucken. Finanziert wurde der Druck durch den StranderStallerLaurens Leve, der vermittelt durch seinen Sohn, den nunmehrigen Domherrn Levo Leve in Lübeck, mit Arndes eine Gesellschaft einging, die bis 1494 Bestand hatte.[3] Das Missale Slesvicense wurde zumindest teilweise in Schleswig gedruckt. Im Jahre des Erscheinens dieses Werks (1486) ließ er sich endgültig in Lübeck nieder. 1494 wurde die Gesellschaft mit Laurens Leve aufgelöst. Als Teil des im Lübecker Niederstadtbuch beurkundeten Auflösungvertrages erhielt Arndes die Werkstatt mit allem Zubehör, Laurens Leve aber 37 Papier- und fünf Pergament-Exemplare des Missale in Rohbögen, 90 gebundene Exemplare des ebenfalls von Arndes gedruckten Breviarium Slesvicense[4] sowie 400 Exemplare des Plenars im Wert von insgesamt ~700 Lübische Mark. Weitere je 1000 Exemplare des Plenars sowie einer wohl niederdeutschen Ausgabe der Legenda aurea überließ Arndes den Leves 1498.
Sein Hauptwerk ist die niederdeutsche Lübecker Bibel (1494), die zu den herausragenden Frühdrucken in Deutschland gehört und für die Qualität ihrer Illustrationen bekannt ist.
Sein Sohn Hans Arndes führte die Offizin seines Vaters bis zur Reformation weiter.
1948 wurde die Straße Arndesstieg in Hamburg-Billstedt nach Steffen Arndes benannt.[5]
Johannes Schiphower: Tractatus de conceptio[n]e immaculate virginis. collect[us] p[er] venerabile[m] sacre theologie lectore[m] fratre[m] ioha[n]e[m] de meppis cognominato [!] schyphower ordinis fratru[m] heremitaru[m] diui Augustini Anno d[o]m[ini] Mcccc.xcij. quando erat prior in conue[n]tu Ta[n]glimme[n]si. 9.V.1495
Merete Geert Andersen: An unknown edition of 'Breviarium Slesvicense'. In: Gutenberg-Jahrbuch 1989, S. 106–115
Dieter Lohmeier, Gert Wilhelm Trube: Missale Slesvicense 1486. Ein Meisterwerk des Frühdruckers Steffen Arndes. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel 2001, ISBN 3-9806013-4-X.
Willy Pieth: Lübeck als Pionier der Buchdruckkunst. In: Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck. Quitzow, Lübeck 1926, S. 210–244, hier 231ff. (Unveränderter Nachdruck. Weidlich-Reprint, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-8035-1120-8).
Wolfgang Undorf: From Gutenberg to Luther – Transnational Print Cultures in Scandinavia 1450-1525. Diss. phil. Berlin 2012 Volltext, S. 38–45; Druckausgabe: Leiden: Brill 2014, ISBN 9789004270596
Karl Michael Wiechmann-Kadow: Die Procession zu Lübeck im Jahre 1503. Und die Ablassbriefe des Cardinal-Legaten Raimund. In: Serapeum. Band 19, 1858, Heft 6, S. 93–95, Digitalisat.
↑Die in der früheren Literatur vorherrschende Ansicht, er habe in Mainz gelernt, beruht auf einer alten Verwechslung mit einem anderen deutschen Buchdrucker in Perugia, siehe Lohmeier (2002, Lit.), S. 49
↑Ausführlich zu Missverständnissen in der vorherigen Forschung der Beitrag von Dieter Lohmeier: Neues über Steffen Arndes. In: ZVLGA 82 (2002), S. 45–58
↑Dieter Lohmeier: Die Frühzeit des Buchdrucks in Lübeck. In: Alken Bruns und Dieter Lohmeier (Hrsg.): Die Lübecker Buchdrucker im 15. und 16. Jahrhundert. Buchdruck für den Ostseeraum. Boyens, Heide in Holstein 1994, ISBN 3-8042-0668-9, S. 11–53, hier S. 36; ausführlich zu Umfang und Motivation der Zusammenarbeit siehe Wolfgang Undorf: From Gutenberg to Luther – Transnational Print Cultures in Scandinavia 1450-1525. Diss. phil. Berlin 2012 Volltext, S. 38–45
↑Rita Bake: Ein Gedächtnis der Stadt. Nach Frauen und Männern benannte Straßen, Plätze, Brücken in Hamburg. Band 3. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2017, S. 97.
↑Hans-Walter Stork: „Hir hefft an dat Landrecht aver Ditmarschen.“ Neue Fragmente des gedruckten Dithmarscher Landrechts. In: Gutenberg-Jahrbuch 2011, S. 85–100.