Die Reinheit eines Stoffs bezeichnet den Stoffmengenanteil eines erwünschten Stoffes am gesamten Stoffgemisch.

Zum Reinigen von Stoffgemischen dienen Trennverfahren in der chemischen und physikalischen Verfahrenstechnik. Sie sind nicht mit dem Reinigen in der Fertigungstechnik zu verwechseln.

Grundlagen

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Im Idealfall wäre die Reinheit gleich 1 (entspricht 100 %), wenn keine Verunreinigungen enthalten sind. Die Gehaltsangabe fremder Stoffe (Verunreinigungen, Mineralien, Spurenelemente) werden je nach Menge in Prozent (%, Hundertstel), Promille (‰, Tausendstel), ppm (parts per million, Millionstel) oder ppb (parts per billion, Milliardstel) angegeben. Dabei muss allerdings vermerkt sein, ob es sich um eine Volumenkonzentration oder ein Massenverhältnis beziehungsweise einen relativen Stoffmengenanteil handelt.

Reinheitsklassen

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Chemische Stoffe werden meist in verschiedenen Reinheitsklassen gehandelt. Die genaue Spezifikation ist abhängig von Hersteller und Stoff. Bei der Substanzbezeichnung werden die folgenden Zusätze verwendet (nach zunehmender Reinheit geordnet):[1]

Diese Begriffe und ihre Reihenfolge haben eine lange Tradition[2] in der Chemie und Pharmakologie, auch wenn sie bislang nicht genormt sind und die dazugehörige Reinheit durch den jeweiligen Hersteller gemäß Einsatzzweck festgelegt wird. Den gestiegenen Anforderungen der modernen Spurenanalytik begegneten die Hersteller mit neuen Reinheitsgraden wie Traceselect (Fluka) oder Suprapur (Merck).

Apothekergefäß mit lateinischen Abkürzungen

Gebräuchliche Zusatzangaben

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Zur genaueren Beschreibung der Reinheit von Chemikalien finden diese Angaben und Abkürzungen Verwendung:[1]

Spezifikationen und Technische Merkblätter

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Arzneistoffe

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Besondere Vorschriften können auf den Verwendungszweck zugeschnittene Angaben ergeben, z. B. für Arzneistoffe (Wirkstoffe in Arzneimitteln). Wenn eine Arzneistoff-Bezeichnung (INN) durch einen Hinweis auf eine anerkannte Pharmakopöe ergänzt wird – z. B. Acetylsalicylsäure, Europäisches Arzneibuch – bezeichnet dies für diese Substanz eine genau definierte Reinheit nach dem Europäischen Arzneibuch (Pharmacopoea Europaea, Ph. Eur., in der Schweiz als Europäische Pharmakopöe bezeichnet). Im Europäischen Arzneibuch [wie in anderen Arzneibüchern, etwa United States Pharmacopeia (USP-NF)] sind zudem auch die Analysenmethoden (Prüfverfahren) zur Reinheitsbestimmung genau angegeben. Die Reinheitsanforderungen und die Analysenmethoden können in den verschiedenen Arzneibüchern voneinander abweichen.

Angabe der Reinheit bei Gasen

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Bei Industriegasen wird die Reinheit mit Hilfe von zweistelligen Kürzeln ausgedrückt. Dabei bezeichnet die erste Ziffer die Anzahl der Neunen, die zweite Ziffer ist die erste von „Neun“ abweichende Dezimalstelle.

Beispiele

Angabe der Reinheit bei Metallen

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Bei Metallen wird die Reinheit durch eine Ziffer, gefolgt von N angegeben. Dabei gibt die Ziffer, ähnlich dem System bei der Angabe der Reinheit von Gasen, die Anzahl der Neunen an. Die Reinheit 6N bedeutet demnach 99,9999 %, z. B. bei Silicium.

Verunreinigung (Kontamination)

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In verschiedenen technischen, industriellen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Bereichen spricht man von Kontamination (auch Kontaminierung) bei einer eingetretenen Verunreinigung von Stoffen, Waren, Arzneien, Lebensmittel, Organismen u. a. durch unerwünschte, in der Regel schädliche Stoffe verschiedener Art. Für Kontaminanten sind oft Grenzwerte (Maximalwerte) in Spezifikationen angegeben, z. B. für Lösungsmittel-Rückstände in Arzneistoffen, pharmazeutischen Hilfsstoffen und Arzneimitteln in den Arzneibüchern.[3]

Im Lebensmittelrecht werden solche unerwünschten Stoffe als Kontaminanten eines Lebensmittels bezeichnet.

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Qualitätsbezeichnungen, Universität Duisburg-Essen, 2014.
  2. Meyendorf, Keune; Chemische Schulexperimente, Band 1, 1985, Verlag Volk und Wissen.
  3. Siehe auch Leitlinie CPMP/ICH/283/95 der International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use; sowie Europäisches Arzneibuch. 6. Ausgabe. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-7692-3962-1, S. 869–879.