Gustave Moreau: Die Erscheinung, 1875
Arnold Böcklin: Schlafende Diana, von zwei Faunen belauscht, 1877
Eugen Bracht: Gestade der Vergessenheit, 1889
Franz von Stuck: Die Sünde, 1893
Wilhelm Bernatzik: Eingang zum Paradies, um 1903, Museum Wiesbaden

Der Symbolismus bezeichnet eine Kunstströmung der Malerei und Bildhauerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in der sehr unterschiedliche Stilrichtungen vertreten sind. Seine Hochphase fällt in die Zeit zwischen ca. 1880 und 1910.

Merkmale und Stilmittel

Als Spielweise des Symbolismus wird oft die Décadence gesehen, die versuchte, Verfall und Untergang einer Epoche künstlerisch zu begleiten und ihr Heil in überspitzter Sinneslust zu finden. Andere Symbolisten betonen dagegen gerade das Unverbraucht-Natürliche (so die frühen primitivistischen Werke von Paul Gauguin) oder die Tatsache, dass die Welt der von Menschen geschaffenen Objekte über deren individuelles Leben hinausweist. Allgemein dominiert die subjektive Vorstellung bzw. der abstrakte Gedanke im Bild gegenüber der sinnlichen Wahrnehmung des Augenblicks oder der genauen Naturbeobachtung. Richard Hamann und Jost Hermand sehen ein wichtiges Merkmal des Symbolismus darin, dass er sich über die bloß „dinglichen Gegebenheiten“ hinaushebt und auf ein idealistisch-„überindividuelles Sollen“ bezieht, wobei die Symbole in ihrer Vieldeutigkeit oft verschwommen bleiben. Der Symbolismus beziehe „Frontstellung gegen den Impressionismus“ und das „Abgleiten in ein bindungsloses Genießertum“, gegen das „Individualistische und Historisch-Eklektizistische“; er sei oft durch größeren Stilwillen gekennzeichnet.[1]

Der Symbolismus ist kein besonderer Stil; er bedient sich einer großen Vielfalt von Stilmitteln von der akademischen realistischen Malerei bis zum Jugendstil. Wie dieser gilt der Symbolismus als Bindeglied zwischen dem vorangegangenen Impressionismus und dem nachfolgenden Expressionismus. Außerdem werden Symbolisten auch als Vorläufer der Surrealisten bezeichnet.

Geschichte

Schon lange vor Sigmund Freud und C. G. Jung beschäftigte sich der englische Symbolismus (ca. 1860–1910), der die Arbeiten von William Blake wiederentdeckte, mit dem Zugang zu unbewussten Prozessen und hinterfragte die erfahrbare Realität. Edward Coley Burne-Jones schloss dabei an das allegorisch-dekorative Werk der späten Präraffaeliten an, unternahm aber auch bereits Ausflüge in den Bereich des Phantastischen und beeinflusste die französischen Symbolisten. In Deutschland und Frankreich setzte die Strömung um 1885 ein; ein früher deutscher Vertreter war Max Klinger mit seinem Zyklus Paraphrase über den Fund eines Handschuhs (1881).

Einen entscheidenden Impuls lieferte das „Symbolistische Manifest“ des französischen Dichters Jean Moréas im Jahre 1886. Ein Kernsatz dieses Manifests lautete: „Die wesentliche Eigenschaft der symbolistischen Kunst besteht darin, eine Idee niemals begrifflich zu fixieren oder direkt auszusprechen“. Von Frankreich ausgehend breitete sich der Symbolismus über ganz Europa aus, nachdem er erstmals 1889 bei der Weltausstellung in Paris einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht worden war.

James Ensor: Ausstellungsplakat. Paris 1898.

Auch belgische Künstler wie Théo van Rysselberghe und James Ensor sowie die Société des Vingt (Les XX), ein 1883 gegründeter Salon für zeitgenössische belgische und internationale Kunst, wurden wichtig für die Entwicklung des Symbolismus; hier trafen sich Strömungen aus Frankreich, Belgien und England. Ralph Gleis nennt Brüssel sogar die Hauptstadt des Symbolismus. Das rasche Wuchern der damaligen Finanzzentrale Europas und reichen Hauptstadt eines Kolonialreichs habe die Künstler zu dunklen Träumen angeregt.[2]

In der vorausgegangenen Epoche des Realismus (Hauptvertreter: Gustave Courbet) vermissten viele Künstler die seelische Tiefe, die ein Kunstwerk ausdrücken müsse. Der Symbolismus wandte sich sowohl gegen die niedere Detailtreue des Naturalismus als auch gegen die verklärte Schwärmerei der Romantik sowie gegen ästhetischen Subjektivismus und thematische Beliebigkeit des gleichzeitig einsetzenden Impressionismus. Der Symbolismus sieht die Welt und deren Aspekte als Symbole einer tieferen Wirklichkeit und die Kunst als Mittlerin zwischen diesen Ebenen (siehe auch den Roman „Tief unten“ von Joris-Karl Huysmans).

Themen symbolistischer Werke

In den Werken des Symbolismus gibt es besonders Motive der antiken Mythologie und biblische Allegorien. Weitere Themen sind von Traum und Ekstase durchtränkte Bildinhalte, aufgewühlte Gefühle, Unerklärliches, Krankheit, Tod, Sünde und Leidenschaft, das Aufzeigen geistiger Wirklichkeit, Phantasie, Vision, Halluzination, Meditation und Empfindung.

Die Symbolisten verherrlichten gleichermaßen das „Reine, Edle und Erhabene“ im Sinne der Präraffaeliten ebenso wie die „dunkle Seite“ um die Themenkomplexe Sünde, Eros, Verrat, Tod und Teufel. Motive der ersten Richtung sind Engel, Hirten-Idyllen, religiöse Motive, und „reine und keusche“ meist in lange, weiße Gewänder gehüllte Frauengestalten.[3] Typische Vertreter z. B. sind Pierre Puvis de Chavannes, Maurice Denis, oder Michail Wassiljewitsch Nesterow sowie Michail Alexandrowitsch Wrubel.

Künstler des Symbolismus

Werke (Auswahl)

Ferdinand Hodler: Die Nacht, 1889/90
Odilon Redon: Der Zyklop, um 1900

Ausstellungen

Die Kunsthalle Bielefeld widmete sich im 1. Quartal 2013 in ihrer Ausstellung „Schönheit und Geheimnis“ der ganzen Bandbreite des Symbolismus in Deutschland um 1900.[4]

Im Solomon R. Guggenheim Museum in New York City wurden im 3. Quartal 2017 Bilder ausgestellt, die zwischen 1892 und 1897 im Salon de la Rose+Croix, einem Zentrum esoterischer Kunst in Paris, präsentiert worden waren.[5]

Literatur

Einzelbelege

  1. Richard Hamann, Jost Hermand: Stilkunst um 1900. (=Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart, Band 4.) München 1873, S. 20 und 214.
  2. Boris Hohmeyer: Die Malerei aus der Dunkelheit. in: art. Das Kunstmagazin. Mai 2020.
  3. Sandro Bocola: Die Kunst der Moderne. Zur Struktur und Dynamik ihrer Entwicklung von Goya bis Beuys. Prestel, München 1994, Seite 101, ISBN 3-7913-1387-8.
  4. Jutta Hülsewig-Johnen und Henrike Mund (Hrsg.): Schönheit und Geheimnis. Der deutsche Symbolismus: die andere Moderne. Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld vom 24. März bis 7. Juli 2013. Kerber, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-86678-810-7.
  5. Mystical Symbolism: The Salon de la Rose+Croix in Paris, 1892–1897, Guggenheim Museum, 2017.