Talgo 230 | |
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Blick auf das Laufwerksportal eines Prototyp-Mittelwagens der Bauart Talgo 230, ausgestellt auf der Innotrans 2022
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Hersteller: | Talgo |
Baujahr(e): | ab 2021 |
Spurweite: | 1435 mm |
Länge: | ICE L: 255 m (mit Lok) |
Höhe: | 3,6 m – 3,8 m (Wagen) |
Breite: | 2,9 m (Wagen) |
Leermasse: | ICE L: 406 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 230 km/h |
Stundenleistung: | ICE L: 6,4 MW |
Stromsystem: | 15 kV; 1,5 kV; 25 kV (optional) |
Zugbeeinflussung: | PZB90, LZB und ETCS |
Sitzplätze: | ICE L: 570, davon 85 in der ersten und 485 in der zweiten Klasse DSB: 492, davon 50 in der ersten und 442 in der zweiten Klasse |
Fußbodenhöhe: | 76 cm |
Klassen: | 1. und 2. Klasse |
Der Talgo 230 ist eine Fahrzeugplattform des spanischen Unternehmens Talgo für den Schienenpersonenfernverkehr.
Die Deutsche Bahn unterschrieb im Februar 2019 einen Rahmenvertrag mit Talgo, der die Lieferung von bis zu 100 Zügen an DB Fernverkehr umfasst. In einem ersten Abruf sind 23 Züge zur Lieferung bis 2025 bestellt worden.[1] Die Gesamtkosten sollen sich auf rund 550 Millionen Euro belaufen.[2] Mit etwa 24 Millionen Euro ist eine Zugeinheit damit deutlich günstiger als ein vergleichbarer ICE.[3][4] Mitte März 2019 wurde der neue Zug dann unter dem Arbeitstitel ECx, seit Spätsommer 2021 ICE L,[5] der Öffentlichkeit präsentiert. Eine 235 Meter lange Gliederzugeinheit besteht aus 17 Wagen, die an den Enden talgotypisch mit dem Nachbarwagen mit Einzelradfahrwerken verbunden sind. Lediglich die Betriebskuppel- und Führerstandsenden der Endwagen laufen im Gegensatz zu bisherigen Talgo-Bauarten auf je einem Drehgestell, sodass ein Zug 20 Achsen hat, zuzüglich der vier Achsen der 19,5 Meter langen mehrsystemfähigen elektrischen Lokomotive von Talgo. Durch die Drehgestelle entfällt die bisher übliche radiale Einstellung der Endradsätze durch die Ableitung vom Pufferdruck und dem Knickwinkel des folgenden Gelenks, die insbesondere im Bogeneinlauf zu zeitweiliger Schrägstellung führt. Die Züge werden im Talgo-Werk Rivabellosa gefertigt.[6]
Im Februar 2020 gaben die Danske Statsbaner (DSB) bekannt, dass sie, analog zur Bestellung durch die Deutsche Bahn, acht Zuggarnituren der Bauart für den internationalen Fernverkehr zwischen Hamburg und Kopenhagen bei Talgo bestellt haben.[7] Die DSB-Variante soll für Höchstgeschwindigkeiten von 200 km/h ausgelegt sein und bis zu 440 Fahrgäste in 13 Wagen fassen. Die von den DSB bereits bei Siemens Mobility bestellten Vectron-Lokomotiven der Baureihe DSB EB sollten ursprünglich in Sandwich-Formation – jeweils eine Lokomotive an der Spitze sowie am Ende der Zuggarnitur – eingesetzt werden.[8][9] Die DSB bestellten im April 2023 weitere acht Zuggarnituren sowie 16 Steuerwagen, um mit diesen Steuerwagen auf den Sandwich-Betrieb verzichten zu können.[10] Mit dem Steuerwagen wird eine Garnitur 493 Sitzplätze bieten.[10]
Im April 2021 gaben die DSB bekannt, den bereits unterzeichneten Vertrag zu erweitern, und die Kapazität der Zuggarnituren um zehn Prozent zu erhöhen, sodass eine Garnitur 492 Plätze umfassen soll.[11][12] Das bedeutet, dass jede Zuggarnitur zwei zusätzliche Wagen erhalten wird, die laut Medienberichten als Erste-Klasse-Wagen in einer 1+2-Bestuhlung eingerichtet werden.[13] Die Züge sollten ab 2023 ausgeliefert werden, „im Anschluss an die DB-Lieferung“. Im Gegensatz zur Version der DB gibt es keine Speisewagen in den Zügen.[14][15] Anfang 2022 wurde verschob Talgo die Auslieferung der ersten Züge auf 2024 und begründete dies mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.[16] Im Januar 2024 wurde die erste Garnitur ausgeliefert und von den Danske Statsbaner vorgestellt. Der Einsatzbeginn ist für den Herbst 2024 vorgesehen sowie die Auslieferung der weiteren sieben Garnituren bis Jahresende angekündigt. Die Lieferung der übrigen acht Garnituren und der Steuerwagen werden für 2026 und 2027 erwartet.[17][18]
Eine Garnitur besteht aus insgesamt 15 Wagen. Mit 209 Metern Länge ohne Lokomotive wird es der längste Zugverband der DSB sein. Die Wagen sind sowohl in Dänemark als auch in Deutschland zugelassen und werden im internationalen Verkehr zwischen Kopenhagen, Aarhus und Hamburg über den Großen Belt eingesetzt. Ab 2029 sollen die Garnituren über den dann eröffneten Fehmarnbelt-Tunnel fahren.[19]
Die EC-Wagen zeichnen sich durch Einfachheit und Funktionalität aus. Sitze und Tische sind aus hochwertigen Materialien gefertigt, wobei der Schwerpunkt auf Handwerkskunst mit ästhetischem Ausdruck liegt. Die Sitze sind für eine mehrstündige Fahrt ausgelegt und können zurückgelehnt werden, ohne die Fahrgäste der nächsten Reihe zu stören. Um die Sitze sind ein Tisch, Getränkehalter, Stauraum, individuelle Leselampen, Steckdose, Fußstütze, Zeitschriftenhalter und Kleiderhaken vorhanden. Für die 1. Klasse sind zwei Wagen mit einer 1+2-Bestuhlung mit Mittelgang ausgestattet. Die beiden Steuerwagen verfügen über je einen Mehrzweckraum und einen Steuerstand sowie einen Verkaufsautomaten mit Kaffee, Tee und Snacks. Es gibt insgesamt zwölf Toiletten und eine Behindertentoilette. Die Garnitur besitzt 492 Sitzplätze, davon 442 Sitze der 2. Klasse und 50 Sitze der 1. Klasse. Darüber können in den Mehrzweckräumen zwei Fahrräder und ein Kinderwagen oder bis zu vier Fahrräder untergebracht werden. Alternativ sind 22 Klappsitze vorhanden.[19]