Titelblatt der Zeitschriftenausgabe 1912 in den USA und der kanadischen Buchausgabe 1914
Tarzanfigur in einem Vergnügungspark in Ankara

Tarzan ist eine von Edgar Rice Burroughs erdachte Figur, die erstmals in der Geschichte Tarzan bei den Affen (engl. Tarzan of the Apes) auftrat, die in der Oktoberausgabe des Pulp-Magazins All-Story Magazine am 27. August 1912[1] erschien. Die erste Buchausgabe erschien 1914. Es folgten 23 Fortsetzungen.

Handlung des ersten Buches

Tarzan ist der Sohn des britischen Lords Greystoke und dessen Frau, die zu Beginn noch schwanger ist. Die beiden werden Opfer einer Meuterei, werden an der afrikanischen Küste ausgesetzt und richten sich dort ein. Sie bauen eine kleine Hütte, in der sie sich sicherer fühlen als im wilden Dschungel. Ihr Sohn erhält den Namen John Clayton II., Lord Greystoke. Die Mutter stirbt, als er ein Jahr alt ist; sein Vater lässt sein Leben im Kampf gegen eine Affenbande. Von da an heißt der Waise „Tarzan“ und wird von dieser Gruppe Affen aufgezogen, unter denen sich die Affenfrau Kala besonders um ihn kümmert. Ihren eigenen, zuvor vom Affenhäuptling getöteten Säugling legt sie stattdessen in die Wiege der kleinen Hütte. Tar-zan bedeutet „Weiße Haut“ in der Mangani-Sprache, der von Burroughs erschaffenen Affensprache. Die Affenart wird in den Romanen nicht genannt; es sind weder Gorillas noch Schimpansen, sondern sogenannte „große Anthropoiden“.

In den nächsten Jahren wächst Tarzan im Vergleich zu den Affenkindern langsam heran, erlangt aber als Kind bereits die Körperkraft eines Leistungssportlers von etwa 30 Jahren.

Im Alter von etwa 10 Jahren sieht Tarzan das erste Mal bewusst sein Gesicht in einem Teich, aus dem er gerade trinkt, und erschrickt bei dem befremdlichen Anblick. Er wundert sich darüber, dass er, obwohl er so anders ist, akzeptiert wird, zumal ihm seine Andersartigkeit schon länger bewusst ist. Während er bei weitem nicht die Stärke seiner Affenbrüder besitzt, ist er doch um einiges flinker als seine Kameraden.

Beim Streunen allein im Wald findet Tarzan die Hütte, in der er mit seinen menschlichen Eltern ein Jahr gelebt hat. Die skelettierten Überreste seiner Eltern lassen ihn kalt, da er nichts über seine Herkunft weiß und obendrein in seinem Leben bereits zu viele Tote gesehen hat, um Mitleid zu empfinden. In der Hütte entdeckt er ein Jagdmesser, das er schließlich an sich nimmt, nachdem er sich daran verletzt hat und den Zweck des Gegenstandes erkannt hat. Auch findet er diverse Bücher über die Geschichte der Menschheit und Lernfibeln für Kinder, mit deren Hilfe er sich über Jahre hinweg selbst Lesen beibringt, ohne dabei auch nur ein Wort Englisch sprechen zu können. Dabei überträgt er die Worte in die Affensprache, wodurch er das Wort ‚Mensch’ zum Beispiel lesen, aber nicht sprechen kann, da es das Wort unter den Affen nicht gibt.

In den Büchern lernt er auch einiges über die zivilisierte Welt. Mit Hilfe des Messers erlangt er in den nächsten Jahren zunächst den Respekt von konkurrierenden Affen seines Stammes und schließlich, nach mehreren Machtkämpfen untereinander, den Rang des Stammeshäuptlings. Sein komplexeres Bewusstsein ist dabei von großem Nutzen.

Als junger Erwachsener trifft Tarzan zum ersten Mal auf schwarze Eingeborene, denen er Giftpfeile stiehlt. Aus der Haut einer Löwin, die er erlegt hat, will er sich Kleidung nähen, um sich wie ein Mensch zu kleiden, diese erweist sich jedoch als zu zäh. Durch den siegreichen Kampf mit einem kriegerischen Eingeborenen gelangt Tarzan schließlich an dessen Lendenschurz, der sein einziges Kleidungsstück wird; davor war er bis auf einen aus Leder gefertigten Gürtel, an dem sein Jagdmesser hängt, nackt.

Er begegnet im Dschungel zufällig Jane Porter, der Tochter eines auf Schatzsuche befindlichen Wissenschaftlers, rettet sie aus den Fängen des Menschenaffen Terkop aus seinem eigenen Stamm und verliebt sich in sie. Tarzan rettet auch den französischen Marineoffizier Paul D’Arnot, der von menschenfressenden Eingeborenen gefangen worden war. Während Tarzan über Wochen D’Arnots Wunden pflegt, holt ein Rettungsschiff die schiffbrüchigen Schatzsucher und Jane Porter zurück. D’Arnot bringt Tarzan die französische Sprache bei und bietet ihm an, ihn in das Land der Weißen zu bringen, wo er wieder mit Jane zusammenkommen könnte.

Auf ihrer Reise bringt D’Arnot ihm bei, wie man sich unter Weißen benimmt. In den folgenden Monaten lernt Tarzan schließlich auch Englisch zu sprechen. Als Jane Porter in ihre Heimat nach Baltimore zurückkehrt, soll sie den reichen Mr. Canler heiraten, was Tarzan, der sie dort gesucht hatte, verhindern kann. Jane erkennt allerdings, dass sie mit Tarzan, der in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen ist, nicht glücklich werden kann, und entscheidet sich für den ehrenwerten Mr. William Cecil Clayton, einen Cousin von Tarzan, der seine Adelstitel und sein Vermögen geerbt hatte, da Tarzan und seine Eltern als verstorben galten. Obwohl Tarzan die Nachricht erhält, dass Fingerabdrücke im Tagebuch seines Vaters beweisen, dass er John Clayton II. ist, schweigt er aus Liebe zu Jane, da er glaubt, dass sie glücklicher mit Cecil wird. Cecil findet die von Tarzan liegengelassene Nachricht, schweigt aber auch, um seinen Titel und Jane nicht zu verlieren.

Fortsetzungen

In Band 2, Tarzans Rückkehr in den Urwald, wird Tarzan in die Pariser Gesellschaft eingeführt und übersteht mehrere Mordanschläge seines Erzfeindes Nikolaus Rokoff, einem russischen Spion, der sich an Tarzan rächen will. In Algerien freundet er sich im Zuge eines Auftrags für das französische Kriegsministerium mit einem Eingeborenenstamm aus der Wüste an und muss sich wie schon im afrikanischen Urwald der Angriffe von Löwen, aber auch von feindlichen Stämmen erwehren. Nach diesen Abenteuern kehrt Tarzan in den Dschungel zurück, wird Anführer eines Urwaldstammes und findet eine verborgene Stadt, in der ein gigantischer Goldschatz von einem fremdartigen Volk bewacht wird, das rituelle Menschenopfer für seine Gottheit darbringt. Auf einer mehrmonatigen Erkundungsfahrt an der afrikanischen Küste stranden Jane Porter und ihre Reisegesellschaft an fast der gleichen Stelle, die schon aus dem ersten Buch bekannt ist, in der Nähe von Tarzans Geburtshütte. Jane wird von dem fremden Volk entführt und Tarzan kann sie in höchster Not vom Opferaltar herunterretten. Tarzan heiratet Jane in der Hütte seiner Geburt, mit der Reisegesellschaft und dessen Leiter, Lord Bennington, als Zeugen, und kehrt mit ihr in die Zivilisation zurück. Cecil Clayton, der ebenfalls mitgereist ist, stirbt in Afrika, nachdem er bekannt gab, dass er die ganze Zeit über das Geheimnis um Tarzans Herkunft kannte.

Im Roman Tarzans Sohn – dem vierten Buch der Tarzan-Reihe – verlässt Jack heimlich England zusammen mit einem gefangenen Affen, den er in seine Heimat Afrika bringen will. Durch widrige Umstände muss er länger in Afrika bleiben und lernt das Leben kennen, das sein Vater vor seiner Ehe mit Jane führte. Der Affe, mit dem Jack sich in der Sprache der großen Affen zu unterhalten lernt, gibt ihm den Namen Korak, was in der Affensprache „Killer“ bedeutet.

Tarzan verachtet das heuchlerische Leben in England und sehnt sich nach seiner Heimat. Er kehrt mit Jane nach Afrika zurück, wo sie bleiben.

Bezüge

Tarzan ist eine moderne Version der literarischen Tradition des „Helden, der von Tieren aufgezogen wurde“ (Wolfskind). Ein anderes Beispiel ist Mogli aus dem Dschungelbuch von Rudyard Kipling.

Verfilmungen

Die Internet Movie Database listet über 100 Filme mit dem Wort „Tarzan“ im Titel auf. Der erste Film mit Elmo Lincoln als Tarzan-Darsteller wurde am 27. Januar 1918 in den USA aufgeführt. Dieser Film konnte in Deutschland nur in Fragmenten von ca. 45 Minuten Länge gezeigt werden. Am 13. April 1970 strahlte das ZDF den Film unter dem Titel Tarzan bei den Affen aus. Die bekanntesten Schauspieler, die die Rolle des Tarzan mehrmals spielten, waren unter anderem Johnny Weissmüller, Lex Barker und Gordon Scott, der der erste „Farbfilm-Tarzan“ wurde. Auch der Schwiegersohn von Edgar Rice Burroughs, James Pierce, stellte 1927 in Tarzan und der goldene Löwe den Dschungelhelden dar. Ron Ely spielte den Dschungelhelden in einer populären TV-Serie. 1963 drehte der US-amerikanische Pop-Art-Künstler Andy Warhol eine satirische Parodie auf die klassischen Hollywood-Filme, Tarzan And Jane Regained … Sort Of.

Der Affe Cheeta, der an der Seite von Tarzan-Star Johnny Weissmüller in zwölf Filmen mitspielte, galt seit 2003 als der älteste Affe der Welt. 2008 wurde dies als Schwindel entlarvt. Tatsächlich spielten verschiedene Affen die Rolle des Cheeta in den Filmen. Keiner davon lebt heute noch.[2]

Der britische Film Greystoke – Die Legende von Tarzan, Herr der Affen von 1984 mit Christopher Lambert als Tarzan folgt der ersten Novelle enger als vorherige Verfilmungen.

Zwischen 1976 und 1984 veröffentlichte Filmation seine Zeichentrick-Adaption des Stoffes Tarzan Lord of the Jungle für den Sender CBS. Die Serie lief in Deutschland 1978 unter Tarzan, Herr des Dschungels im ZDF. Die Serie brachte es auf vier Staffeln und insgesamt 36 Folgen. Sechs weitere Folgen liefen als The Batman/Tarzan Hour in den Jahren 1977/78. Die letzten 14 Folgen folgten dann unter dem Titel Tarzan and the Super Seven 1979.

1999 drehte Disney eine Zeichentrick-Adaption des Stoffes, Tarzan. 2002 folgte die Fortsetzung Tarzan & Jane und 2005 Tarzan 2. Der Soundtrack stammte dabei komplett von Phil Collins.

2013 kam mit Tarzan 3D ein deutscher Animationsfilm in die Kinos, der im Motion-Capture-Verfahren produziert wurde. Reinhard Klooss schrieb das Drehbuch, produzierte und führte Regie. Kellan Lutz spielt und spricht Tarzan in der englischsprachigen Originalversion.

2016 kam mit Legend of Tarzan erneut eine aufwendig produzierte Realverfilmung in die Kinos.

Darsteller im Kinofilm

Darsteller im Fernsehen

Musical

Die Deutschlandpremiere des Musicals Tarzan, zu der Phil Collins die Musik und die Liedtexte schrieb, fand am 19. Oktober 2008 in der Neuen Flora in Hamburg statt.

Comics

Neben den Filmen gibt es Comics und verschiedene Fernsehserien.

Die ersten gezeichneten täglichen Strips wurden, beginnend am 7. Januar 1929, in zunächst dreizehn amerikanischen und zwei kanadischen Zeitungen abgedruckt.[3] Gezeichnet wurden sie von Hal (Harold) Foster. Die erste Sonntagsseite erschien, gezeichnet von Rex Maxon, am 15. März 1931 in den nordamerikanischen Zeitungen. Am 4. Oktober 1931 übernahm dann Hal Foster auch die Gestaltung der Sonntagsseiten, die in Deutschland von 1986 bis 1997 in 49 Sammelbänden des Hethke-Verlag veröffentlicht wurden.[4]

In Deutschland war ein Tarzan-Comic 1954 das erste Objekt, über das von der neu gegründeten Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften verhandelt wurde; eine Indizierung fand nicht statt.[5] Die bekanntesten Zeichner von Tarzan-Comics waren Hal Foster (auch bekannt durch Prince Valiant, dt. Prinz Eisenherz) und Burne Hogarth.

In Deutschland und Österreich erschienen die Comics von September 1952 bis September 1958 im Mondial Verlag (später übernommen vom Pabel Verlag) sowie von November 1959 bis September 1961 im Lehning Verlag als Kleinband bzw. Großband. Der Lehning Verlag veröffentlichte zudem von Dezember 1960 bis Juli 1961 Hefte im Piccoloformat. Von diesen Comics gibt es auch Nachdrucke, die aber mit „Sammlerauflage“ gekennzeichnet sind und sich so von den Originalen unterscheiden.

Tarzan erschien auch in 209 Heften von Juli 1965 bis Juli 1976 – zuerst beim Bildschriftenverlag, dann bei Williams und zuletzt beim Recht Verlag (es gibt von den 209 Heften keine Nachdrucke, nur die Nr. 1 und Nr. 2 wurden in zwei Auflagen gedruckt – die Erstauflage von Nr. 1 und Nr. 2 hatte einen Preis von 75 Pfennig und ist so von den Nachdrucken zu unterscheiden).

Tarzan erschien ferner in Deutschland und Österreich von März 1979 bis Oktober 1984 monatlich beim Ehapa Verlag. Es gibt davon keine Nachdrucke.

2012 bis 2018 veröffentlichte der Bocola Verlag die frühen Comics der Jahre 1928 bis 1950. Seit 2016 erscheinen dort die Tarzan-Comicstrips von Russ Manning.

Der gemeinsame Sohn von Tarzan und Jane ist der Held einer eigenen Comicreihe mit dem Titel Korak, Tarzans Sohn (engl. Korak Son of Tarzan).

Liste der Comictitel bei Mondial

Reihe Tarzan : Die kühnsten Abenteuer des Urwaldmenschen. Zeichnungen von Burne Hogarth. Mondial Verlag, Hamburg.

Bibliografie

Romane

Kurzgeschichten

The New Stories of Tarzan (Kurzgeschichtenserie. Buchausgabe 1919 als Jungle Tales of Tarzan):

Tarzan-Bücher anderer Autoren

Sonstiges

Literatur

Video

Einzelnachweise

  1. Die literarische Welt, 21. Januar 2012, S. 5
  2. Lie of the Jungle
  3. A Pictorial History of Tarzan of the Apes by Edgar Rice Burroughs, picturized by Harold Foster
  4. Tarzan Sonntagsseiten auf comicguide.de. Abgerufen am 2. September 2023.
  5. Rückblick der BPjM auf das Jahr 2009 (Memento vom 20. November 2010 im Internet Archive), (PDF; 115 kB)
  6. Gehring, P.-S., M. Pabijan, F. Ratsoavina, J. Köhler, M. Vences & F. Glaw (2010): A Tarzan yell for conservation: a new chameleon, Calumma tarzan sp. n., proposed as flagship species for the creation of new nature reserves in Madagascar.- Salamandra 46(3): 151–163