Thekla von Gumpert

Thekla Charlotte von Gumpert (verheiratete Thekla von Schober; * 28. Juni 1810 in Kalisch; † 1. April 1897 in Dresden) war eine deutsche Kinder- und Jugendschriftstellerin.

Leben

Herkunft

Töchter-Album 1885

Thekla von Gumpert wurde in Kalisch als drittes von fünf Kindern des Kreisphysikus Christian Gottlieb von Gumpert und seiner Ehefrau Henriette geb. von Eckartsberg und Weißtrupp geboren. Im Jahr 1815 wurde der Vater als Regierungs-Medizinalrat nach Posen versetzt und kam hier in engere Verbindung mit preußischen Regierungskreisen, insbesondere dem Statthalter Fürst Anton Radziwiłł. Thekla schloss eine enge Freundschaft mit seiner Tochter, der Prinzessin Wanda (1813–1846). Die ausgehenden Napoleonischen Kriege hatten ungeheures Elend über Europa verbreitet. Thekla wuchs in einer heilen Enklave auf, geprägt durch preußisches Denken und der gelebten Selbstverständlichkeit einer Standesgesellschaft, was ihr ganzes Leben prägen sollte.

Hauslehrerin und Erzieherin

In ihrem 22. Lebensjahr starb ihr Vater. Sie lebte für einige Zeit auf dem Landgut der Familie, bis dieses verkauft werden musste. Danach fand sie Unterkunft bei einem Verwandten, Baron von Seydlitz und Kurtzbach. Hier widmete sich Thekla von Gumpert der Erziehung der Kinder und erkannte ihre innere Berufung zur Kindererzieherin. Schon vor dem Tod ihrer Freundin Fürstin Wanda Czartoryski, geb. Radziwill, übernahm sie 1845 die Erziehung von deren Kindern Aniela und Roman. In Ischl und Berlin erhielt sie die Unterstützung der Königin Elisabeth von Preussen, wie mehrere Briefe an den König belegen. Frau von Gumpert zog nach Dresden, wo sechs glückliche und erfüllte Jahre folgten, bis ihre Tätigkeit durch erneute Heirat des Fürsten Adam Konstanty Czartoryski mit Gräfin Elzbieta Działyńska aus Posen beendet wurde. Darauf zog sie zu ihrer Mutter nach Berlin.

Jugendschriftstellerin und Fröbel-Anhängerin

Grab von Thekla von Gumpert auf dem Alten Annenfriedhof in Dresden

Durch den weimarischen Legationsrat und Dichter Franz von Schober, ihren späteren Ehemann, den sie im Alter von 46 heiratete und von dem sie sich 1860 wieder trennte, fand sie den Mut, ihre erzieherischen und schriftstellerischen Fähigkeiten zu vereinen und den Weg als Jugendschriftstellerin zu beschreiten. Ihr erstes Werk Der kleine Vater und das Enkelkind brachten den gewünschten Erfolg. Für die nächsten Jahrzehnte traf sie den Geschmack der damaligen Gesellschaft und wurde zu einer der meistgelesenen und bekanntesten Jugend- und Kinderschriftstellerinnen ihrer Zeit.

Sie unternahm Reisen nach England und durch Deutschland, um Erziehungsanstalten kennenzulernen. Die Idee, eine eigene Erziehungsanstalt zu gründen, kam allerdings nicht zur Ausführung. Sie hielt Verbindung mit dem „Vater“ des Kindergartengedankens Friedrich Fröbel und propagierte seine Methode in ihrem Buch Für Deutsche Frauen. Als Fröbel bei der preußischen Regierung jedoch in Ungnade fiel – angeblich verbreiteten die Kindergärten sozialistische, liberale und atheistische Gesinnungen – distanzierte sie sich von ihm, lehnte eine Mitarbeit in seiner Zeitschrift ab und bezeichnete sich nur als seine Verehrerin und nicht Schülerin.

Ihr soziales Engagement war unverkennbar. So flossen die Einnahmen verschiedener Bücher mehreren Wohltätigkeitsorganisationen zu, unter anderem der Kinderbewahranstalt in Berlin, dem Gesellenherbergsverein, den Invaliden der sächsischen Armee, den Invaliden der Preußischen Armee und den die Victoria-National-Invalidenstiftungen.

Sie starb am 1. April 1897 im Alter von 86 Jahren in Dresden und wurde auf dem Alten Annenfriedhof beigesetzt.[1] Lt. Sterbeurkunde StA Dresden II Nr. 792 verstarb sie am 2. April 1897.

Leistungen

Preußische Ideale durchziehen ihr gesamtes Werk und erzogen mehrere Generationen von Kindern und Jugendlichen. Ihre Schaffenskraft war erstaunlich, die Anzahl der Bücher fast unüberschaubar. Das bekannteste Werk ist sicherlich ihr Töchteralbum, das ab 1855 jährlich als Periodikum erschien mit dem Untertitel: Unterhaltungen im häuslichen Kreise zur Bildung des Verstandes und des Gemüths der heranwachsenden weiblichen Jugend. Ab 1856 folgte ein weiteres Periodikum Herzblättchens Zeitvertreib. Unterhaltung für kleine Knaben und Mädchen zur Herzenbildung und Entwicklung der Begriffe.

Zitate

Ihre Beweggründe beschreibt Thekla von Gumpert in einem Brief an Heinrich Schwerdt:

Der Zweck meiner schriftstellerischen Tätigkeit ist sich immer gleich geblieben, indem ich der Jugendliteratur nur dann Wert beilege, wenn sie nicht zur müßigen Unterhaltung, sondern als Erziehungsmittel benutzt wird, und zwar so, dass sie Verstand und Herz zu bilden und die Willenskraft anzuregen und zu leiten sucht. Darum lenke ich die Blicke der Kinder, und namentlich der Mädchen, auf verschiedene Lebensverhältnisse hin, um ihnen zu zeigen, dass der Mensch in allen Lagen glücklich sein und glücklich werden kann, dass aber nur gewissenhafte Pflichttreue im Kleinen und in Großen dieses Glück ihm sichert. Solche Pflichttreue gedeiht auf dem Boden eines frommen Glaubens. In ihrer Autobiografie schreibt sie:
Meine Eltern und Voreltern waren Preußen, und von Vater und Mutter ist mir das Bewußtsein in das Herz gelegt worden, daß der König von Preußen mein König sei; „in das Herz“ sagte ich, nicht bloß in das Gedächtnis.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

Aus Töchteralbum, Band 14

Literatur

Einzelnachweise

  1. Todtenschau. In: Dresdner Geschichtsblätter, Nr. 4, 1897, S. 72.