Plakat von Friedrich Specht für Nills Tiergarten, um 1885 bis 1900

Nills Tiergarten war ein privater Zoo und zwischen 1871 und 1906 eines der beliebtesten Ausflugsziele Stuttgarts. Er befand sich im Bereich der heutigen Azenbergstraße.[1]

Lage

Stadtplanausschnitt, 1905
Plan des Tiergartens, Ausschnitt, 1905

Nills Tiergarten umfasste das heute so genannte Azenberg-Areal, das Gelände zwischen Azenbergstraße und Seestraße bzw. Relenbergstraße und Wiederholdstraße. An der Ecke Wiederholdstraße und Azenbergstraße befand sich Nills „Restauration zum Hirschgarten“. In unmittelbarer Nähe an der Gabelung der Straßen Hölderlinstraße, Herdweg und Azenbergstraße hielt seit 1901 die „Tiergartenlinie“ der elektrischen Straßenbahn an der Endhaltestelle „Hölderlinstraße/Herdweg“.[2] Noch heute erinnert der Tiergartenweg, eine Seitenstraße der Hölderlinstraße, an den ehemaligen Tiergarten.

Geschichte

Der Zimmermeister Johannes Nill (1825–1894) stellte ab 1862 auf seinem Betriebsgelände am Herdweg einheimische Tiere in selbstgezimmerten Käfigen aus. Aufgrund des großen Erfolges eröffnete er zum 1. Juli 1871 den Nill’schen Tiergarten. Hierbei war auch der Zoologe Gustav Jäger beteiligt. Am Anfang bestand der Tiergarten aus einem Bärengraben, einem Affenkäfig, einem Hirschpark und mehreren Teichen. Als Hauptattraktion galt ein ausgestopftes Mammut. 1873 übernahm Nill viele exotische Tiere aus der Konkursmasse des Affenwerner. Im Folgenden kamen Elefanten, Zebras, Löwen, Affen, Schlangen und Urwaldvögel hinzu. Ein besonderer Erfolg war die vermutlich weltweit erste Nachzucht des Großen Ameisenbärs. Das Gelände wurde ständig erweitert, bis es 1893 9500 Quadratmeter erreichte.

Neben der Ausstellung der Tiere wurden auch Völkerschauen und Rollschuh-Rennen durchgeführt. Im Herbst 1881 fand Hagenbecks Völkerschau der „Feuerländer“ im Tiergarten Nill statt. In den 1890er Jahren trat die Dompteuse Claire Heliot mit ihren zwölf Löwen auf, Käthe Paulus sprang mit dem Fallschirm ab. An Sonntagen wurden bis zu 20.000 Besucher gezählt. Richard Steiff hat seinen Teddybären nach dem Vorbild der Braunbären im Nill’schen Tiergarten entworfen.

1894 starb Johannes Nill, und sein Sohn, der Tierarzt Adolf Nill (1861–1945), übernahm die Leitung des Tiergartens. Adolf Nill erzielte Zuchterfolge bei Menschenaffen, Straußen und Ameisenbären. Der Tierbestand erreichte seinen Höchststand mit 500 Tieren, unter denen sich 1895 auch ein Sumatra-Nashorn befand.[3]

Im Laufe der Zeit wuchs die Stadt Stuttgart immer näher an den Tiergarten heran, die Nachbarschaft beschwerte sich zunehmend über die Geruchs- und Lärmbelästigung. Der Nill’sche Tiergarten wurde daher zum 16. April 1906 geschlossen, das Gelände für eine Million Mark an die Stadt Stuttgart verkauft. Der Tierbestand wurde zum Teil an Theodor Widmann verkauft, der damit den Tiergarten an der Doggenburg aufbaute. Ein weiterer Teil des Tierbestandes und des Materials wurde an den Tübinger Zoobetreiber Eugen Mannheim verkauft, der damit seinen privaten Tiergarten Tübingen bestückte.

Ansichten

Tierszenen

Literatur

Allgemein

Erinnerungen

Sonstiges

Fußnoten

  1. Historie des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Stuttgart, das 1908 die Gebäude Azenbergstraße 14 und 14a auf dem Gelände des ehemaligen Nill'schen Tiergartens baute.
  2. #Bauer 1976, Abschnitt Linie 7, Linie 4. – Die Tiergartenlinie hieß ab 1910 Linie 7.
  3. http://www.rhinoresourcecenter.com/pdf_files/120/1201183945.pdf

Koordinaten: 48° 47′ 10,3″ N, 9° 9′ 56,8″ O