Tobias G. Natter (2011)

Tobias Günter Natter (* 26. Mai 1961 in Dornbirn) ist ein österreichischer Kunsthistoriker, spezialisiert besonders auf die Epoche „Wien um 1900“.[1]

Leben

Tobias G. Natter studierte an den Universitäten Innsbruck, München und Wien und promovierte 1988 zum Dr. phil.[2] Er begann seine wissenschaftliche Laufbahn am Wien Museum und arbeitete anschließend 15 Jahre an der Österreichischen Galerie Belvedere, zuletzt als Chefkurator. Parallel fungierte Natter häufig für das 1990 wieder errichtete Jüdische Museum Wien als Konsulent und Gastkurator. Im Jahr 2001 realisierte er auf Einladung der neu gegründeten Neuen Galerie New York deren erste Sonderausstellung, die Oskar Kokoschka gewidmet war.

2006 wurde Natter zum Direktor des Vorarlberg Museum in Bregenz bestellt. In dieser Funktion nahm er maßgeblichen Einfluss auf die inhaltliche und bauliche Neuausrichtung des Museums. Anschließend leitete er von 2011 bis 2013 als künstlerischer Direktor das Leopold Museum in Wien, wo er mit Ausstellungen wie nackte männer (2012/13) neue Publikumskreise erschloss.
Im Oktober 2013 erklärte Natter den Rücktritt von dieser Funktion und begründete seinen Schritt mit der von ihm als unvereinbar kritisierten neuen Doppelfunktion seines kaufmännischen Direktors Peter Weinhäupl in der von Ursula Ucicky (* 1922) gegründeten Gustav Klimt Wien 1900 Privatstiftung rund um die Klimt-Sammlung des NS-belasteten Filmemachers Gustav Ucicky.[3]

Im Jahr 2014 macht der Kunsthistoriker sich mit Natter Fine Arts[4] selbständig, ein Unternehmen, das auf die Entwicklung von Ausstellungen, Kunstschätzungen und Gutachten spezialisiert ist. Seit 2011 ist Natter gerichtlich beeideter Sachverständiger, u. a. für die Schätzung des künstlerischen Nachlasses von Maria Lassnig (1919–2014), Ernst Fuchs (1930–2015) und Anton Lehmden (1929–2018).

Natter war und ist Mitglied diverser Kunstkommissionen. Als internationaler Ausstellungsmacher kuratierte er vielbeachtete Ausstellungen für Museen in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, den USA und Japan. Außerhalb Österreichs für die Hamburger Kunsthalle, die Schirn Kunsthalle Frankfurt, die Tate Gallery London, das Musée d’Orsay Paris, die Fine Arts Museums of San Francisco, die Neue Galerie New York, das Kunsthaus Zürich u. a. Im Rahmen seiner umfangreichen publizistischen Tätigkeit legte Natter die beiden aktuellen Werkverzeichnisse der Gemälde von Gustav Klimt (2012) und von Egon Schiele (2017) vor. Beide Werkverzeichnisse sind in mehreren Sprachen erschienen.

Als Sachverständiger und Experte für österreichische Kunst ist Natter wiederholt als Gutachter tätig, namentlich für Gustav Klimt und Egon Schiele.[5]

Auszeichnungen

Schriften

Einzelnachweise

  1. Natter: Erfolgreich mit nackten Männern und Klimt In: Kleine Zeitung, Graz, 28. Oktober 2013 
  2. Tobias G. Natter. Studium und Werdegang 
  3. Direktor des Wiener Leopold-Museums tritt überraschend zurück. (Memento vom 6. November 2013 im Internet Archive) auf: art-magazin.de, 30. Oktober 2013.
  4. Neustart als Neuer Selbstständiger: Tobias Natter eröffnet neues Büro. auf: vol.at, 6. März 2014.
  5. "Gut gemeint ist nicht gut gemacht": Klimt-Spezialist Tobias Natter half, Licht in einen verpatzten Restitutionsfall zu bringen. Die Causa macht weiter Probleme In: Wiener Zeitung, Wien, 4. Februar 2022 
  6. Tobias Natter erhielt Ehrentitel "Professor". In: vorarlberg.orf.at. 24. Februar 2018, abgerufen am 8. November 2018.