Tomasi di Lampedusa ist der Name eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter Siziliens.

Geschichte

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Elf „heilige“ Familienmitglieder auf einem Gemälde des 18. Jahrhunderts, Giuseppe Maria als Kardinal in roter Tracht

Der legendäre Stammvater der Familie ist ein Thomaso, genannt „der Leopard“, General und Kommandant der kaiserlichen Garde des byzantinischen Kaisers Tiberios I. und Ehemann von dessen Tochter Irene. Nachweise für die Familie finden sich zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert in Ancona, ab dem 12. Jahrhundert auch in Siena.

Der 1558 in Capua geborene Mario di Tomasi gelangte im Gefolge Marcantonio Colonnas, der von Philipp II. zum Vizekönig von Sizilien ernannt worden war, nach Palermo. Er heiratete 1583 die Witwe Francesca Caro d’Aragona († 1632), Baronin von Montechiaro und Lampedusa, die große Ländereien in den Familienbesitz einbrachte, darunter die Insel Lampedusa. Ihr Erbe begründete den Reichtum der Familie. Der Sohn von Mario di Tomasi und Francesca Caro d’Aragona, Ferdinando Tomasi, starb, erst 18-jährig, im Jahre 1615. Daraufhin setzte dessen gleichnamiger Onkel, Ferdinando Tomasi Caro (1559–1634), der jüngere Bruder von Ferdinando Tomasi, die Linie im Mannesstamm fort.[1]

Unter Ferdinando Tomasi Caros Söhnen, den Zwillingen Carlo Luca (1613–1675) und Giulio Vincenzo Tomasi (1613–1669), erfuhr die Familie einen doppelten, bedeutenden Aufstieg: Carlo wurde Herzog von Palma. Giulio erhielt den Titel eines Fürsten von Lampedusa. Er wurde zum Stammvater der sich fortan Tomasi di Lampedusa nennenden Familie.[2]

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts herrschte in Sizilien ein Feudalsystem; die Verheiratung innerhalb des sizilianischen Hochadels, der zum Ende des 18. Jahrhunderts etwa 2.300 Titelträger hatte, vergrößerte die umfangreichen Latifundien der Familien. Wie auch die anderen Familien lebten die Tomasi in der Inselhauptstadt Palermo und betätigten sich in Diplomatie, Politik und Gesellschaft.

Kennzeichnend für die Familie Tomasi war alle Generationen hindurch ihre Religiosität und ihr starkes Engagement für die katholische Kirche.

Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957), Schriftsteller

Giuseppe Tomasi di Lampedusa, der vorletzte Principe di Lampedusa, Duca di Palma und Baron di Montechiaro e Franconeri, beschreibt in seinem einzigen, 1958 posthum erschienenen Roman Der Leopard den wirtschaftlichen und politischen Niedergang der Familie und den Aufstieg des sizilianischen Bürgertums. Durch dessen Verfilmung als Der Leopard von Graf Luchino Visconti wurde die Familie Tomasi di Lampedusa einem weltweiten Publikum bekannt.

Das Adelsgeschlecht der Tomasi di Lampedusa erlosch 1962 im Mannesstamm mit Giuseppes Onkel Pietro Paolo Tomasi, Marchese della Torretta (1873–1962), Präsident des italienischen Senats von 1944 bis 1946, der seinem Neffen 1957 als letzter Titularfürst von Lampedusa und Herzog von Palma gefolgt war.

Der Palazzo Lampedusa, der Stadtpalast der Tomasi di Lampedusa in Palermo (via Lampedusa 17), wurde durch die U.S. Air Force beim Bomberangriff am 5. April 1943 zerstört.[3]

Die Tomasi di Lampedusa gehörten neben den Alliata, Filangeri, Gravina, Lancia, Moncada, Notarbartolo, Paternò, Spucches, Stagno, Valguarnera und Ventimiglia zu den großen Fürstenhäusern Siziliens, die nach dem berühmten Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa bisweilen als Die Leoparden bezeichnet werden.

Bekannte Familienmitglieder

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Wappen

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Familienwappen mit Bischofshut und Fürstenkrone

Blasonierung: Das Wappen zeigt in blau einen gold bekrönten goldenen Leoparden, der einen grünen Dreiberg emporschreitet.

Literatur

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Fußnoten

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  1. a b Giuseppe Tomasi di Lampedusa: I racconti. Nuova edizione rivista e accresciuta, herausgegeben von Nicoletta Polo. Feltrinelli, Mailand 2015, S. 189.
  2. a b Giuseppe Tomasi di Lampedusa: I racconti. Nuova edizione rivista e accresciuta, herausgegeben von Nicoletta Polo. Feltrinelli, Mailand 2015, S. 190.
  3. Andreas Rossmann: Hier lächeln keine Götter mehr. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Januar 2017, S. 12.