Toprope-Klettern an der Mauer der Hohenzollernbrücke in Köln

Die Toprope-Sicherung (von engl. top – oben, rope – das Seil) ist eine Sicherungsform des Klettersportes und eine Bezeichnung für einen bestimmten Begehungsstil mit dieser Sicherungsform. Bei Einsteigerkursen ist das Toprope-Klettern und Toprope-Sichern der erste vermittelte Inhalt. Das Toprope-Klettern ist die sicherste und am einfachsten zu lernende Art des Kletterns und Sicherns.

Die Sicherungsform

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Toprope

Bei der Sicherungsform bleibt das Seil oben in der Umlenkung eingehängt und der Partner sichert den Kletternden vom Boden aus. Beim Toprope-Sichern muss der Sichernde laufend Seil einnehmen, während sein Partner klettert. Dabei kann sich der Kletterer jederzeit ohne Sturz in das Seil hängen, um auszuruhen, oder von seinem Sicherungspartner wieder auf den Boden abgelassen werden.

Zum Einhängen des Seils in die Umlenkung kann die Route einmal im Vorstieg geklettert werden, wonach der Kletterer heruntergelassen, das Seil dann aber nicht abgezogen wird. Oder es wird eine leichtere Nachbarroute geklettert, von welcher aus der oberste Sicherungspunkt erreichbar ist. In einigen Kletterhallen und Klettergärten besteht auch die Möglichkeit das Seil direkt in den Umlenker einzuhängen.

Da beim Toprope-Klettern bereits im Voraus das Seil oben eingehängt werden muss, kann es nicht beim alpinen Klettern angewandt werden, sondern nur beim Sportklettern in kürzeren Klettergartenrouten oder in Kletterhallen.

Abgrenzung von anderen Sicherungsformen

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Klettern kann mit drei grundsätzlichen Sicherungsformen praktiziert werden: Vorstieg, Nachstieg und Toprope.

In Bezug zum Vorstieg ist die Abgrenzung einfach, das Seil läuft beim Vorstieg vom Kletterer immer nach unten und beim Toprope immer nach oben.

Schwieriger ist die Abgrenzung von Toprope und Nachstieg. Bei beiden Sicherungsformen kommt das Seil von oben und der Kletterer hat fast die gleichen Bedingungen. Das Toprope-Klettern lässt sich vom Nachstieg dadurch unterscheiden, dass beim Toprope-Klettern das Seil oberhalb des Kletterers durch keine oder nur einzelne (aus Sicherheits- oder Komfortgründen eingehängte) Zwischensicherungen läuft. Beim Nachstieg hingegen sind noch mehrere oberhalb des Kletterers liegende Zwischensicherungen eingehängt und werden vom Nachsteiger wieder ausgehängt und gegebenenfalls mitgenommen.

Anwendungen

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Das Toprope-Klettern ist, da die Anforderungen an den sichernden Kletterer im Vergleich zu den anderen Sicherungsformen am geringsten sind und die psychischen Herausforderungen für den Kletterer deutlich reduziert sind, meist das in der individuellen Kletterlaufbahn zuerst praktizierte Klettern. Spielerisch und ohne größeres Risiko können damit erste Erfahrungen mit der Höhe, den technischen Anforderungen und den konditionellen Aspekten gesammelt werden. Das dabei Gelernte bildet das Fundament für das spätere Erlernen des Vorstiegs.

Das Topropen ist aber auch später, wenn der Kletterer schon im Vorsteigen geübt ist, eine sinnvolle Art des Kletterns:

Risiken

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Das Toprope-Sichern ist eine vergleichsweise risikoarme Sicherungsmethode, da der Kletternde nicht weiter stürzen kann, als es durch die Lockerheit (Schlappseil) und Dehnung des Seils gegeben ist. Sie setzt aber dennoch die korrekte Handhabung durch den Sichernden voraus (z. B. darf die Bremshand zu keinem Zeitpunkt das Bremsseil loslassen). Trotzdem kann auch das Toprope-Klettern insbesondere bei mangelnden Kenntnissen gewisse Risiken beinhalten.

Umlenkung

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Unter Umlenkung versteht man einen besonders sicheren Fixpunkt am Fels oder an der Kunstwand am obersten Punkt der Route, um einen Kletterer durch Umlenkung des Seils abzulassen oder Toprope zu sichern. Umlenkungen werden beim Toprope-Klettern mit Kräften von 2,2 bis 3,3 kN belastet.[2][3] Die Kräfte, die auf die Umlenkung wirken, setzen sich zusammen aus der Kraft des sich ins Seil setzenden Kletterers von 1,6–2,4 kN (je nachdem wie straff das Seil und wie schwer der Kletterer ist, mehr oder weniger) und der Kraft, die auf den Sicherungspartner wirkt von 0,9–1,4 kN.[2] Diese Kräfte sind für durchschnittliche Umlenkungen in Sportkletterrouten im Fels oder in Kletterhallen kein Problem.[2] In traditionell abgesicherten Routen mit qualitativ schlechteren (Felshaken statt Bohrhaken) oder mobilen Sicherungsmitteln (z. B. Klemmkeile) können diese Kräfte aber schon einen schlecht eingerichteten Umlenkungspunkt überfordern. Aus Sicherheitsgründen gilt: Die Umlenkung muss beim Toprope-Klettern unbedingt zuverlässig, am richtigen Ort und korrekt eingehängt sein. Sie ist die einzige Sicherung, welche den Kletterer vor dem Absturz bewahrt.

Als Umlenkung kann ein zuverlässiger Klebehaken oder ein spezieller Umlenker wie Klebehaken mit Ring, Haken mit Sauschwanz oder ein Standplatz-Set dienen. Letzteres besteht z. B. aus zwei Haken und einer Kette mit zwei gegenläufigen Normalkarabinern und ist Standard in Kletterhallen. Haken am Felsen dürfen – außer zum Ablassen nach dem Umbauen – nicht direkt gefädelt werden, um eine Abnutzung der Haken durch Seil-Einschleifen zu vermeiden. Hierzu werden im Haken zwei gegenläufige Expressen, zwei Schraubkarabiner oder ein selbstverriegelnder Schraubkarabiner (z. B. Tri-Lock-Karabiner) eingehängt und dann in Letzteren umgelenkt. In einigen Gebieten ist sogar das Ablassen nicht erlaubt, so dass nach dem Umbauen abgeseilt werden muss.

Mögliche Fehler
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Fehlende Zwischensicherungen und Quergänge

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Ablassen

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Sichern

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Routine und Achtlosigkeit

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Seildehnung

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Bei hohen Topropes kann es auf den ersten Metern durch die Seildehnung zu nur leicht gebremsten Bodenstürzen kommen. Jedes Kletterseil muss sich bei Belastung dehnen. Die für das Topropen maßgebliche Seildehnung heißt Gebrauchsdehnung und ist bei der Seilnormierung definiert als diejenige Dehnung, die stattfindet, wenn sich ein 80 kg schwerer Kletterer ins Seil hängt. Sie darf 10 % nicht überschreiten.[15][16] Dies ist, wenn der Kletterer schon höher oben ist, nur lästig, wenn er sich z. B. in der Mitte einer längeren Schlüsselstelle ins Seil setzt, um eine Pause zu machen und dann zwei Meter tiefer neu starten muss. Beim Sturz in Bodennähe kann aber auch mehr oder weniger abgebremster Bodenkontakt entstehen. Geht man von der maximal zulässigen Gebrauchsdehnung aus, so stoppt der Kletterer, der sich ins Seil setzt, erst vollständig, wenn diese 10 % erreicht sind.

Seillänge Topropehöhe Dehnung durch Sturz
20 Meter 10 Meter 2 Meter
40 Meter 20 Meter 4 Meter
60 Meter 30 Meter 6 Meter

Diese Zahlen sind Höchstwerte, die in der Praxis oft nicht ganz erreicht werden, weil die meisten Seile nicht die maximal zulässigen 10 %, sondern nur ca. 7 % Gebrauchsdehnung aufweisen.[15]

Ökologische Aspekte

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Wird das Toprope-Seil in der Natur durch das vorherige Vorsteigen der Route (oder einer benachbarten Route, die zum Umlenker der Toprope-Wunschroute führt) eingerichtet, so entstehen dadurch keine zusätzlichen ökologischen Probleme. Eine andere Art des Anbringens oder Abbauens[17] eines Toprope-Seiles besteht darin, von oben her, über den ökologisch sensiblen Felskopf, an die Route zu gelangen. Da solche Felsköpfe, mit Ausnahme des einmaligen Einrichtens der Route, bei dem die Bohrhaken angebracht werden, normalerweise nicht mehr betreten werden müssen, ergibt eine solche Praxis spezielle Probleme durch dadurch verursachte Trittschäden.[18] Deshalb wird empfohlen, Felsköpfe grundsätzlich nicht unnötig zu betreten und sich nicht oberhalb der vorhandenen Umlenker aufzuhalten.[19] Solche Empfehlungen werden von den meisten Kletterern befolgt,[18] so dass die ohnehin schon geringe Belastung der Felsköpfe durch Kletterer, auch im Hinblick auf inadäquates Toprope-Einrichten, weiter reduziert wird.[20] In der Sächsischen Schweiz soll auf das Toprope-Klettern verzichtet werden, da der weiche Sandstein durch erhöhte Seilreibung und eine erwartete Zunahme von Begehungen stärker beansprucht wird, als das beim Klettern in Vor- und Nachstieg der Fall ist.[21]

Der Begehungsstil

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Ursprünglich bedeutete Toprope nur die Sicherungsform. Dabei spielte es keine Rolle, auf welche Weise man die Kletterroute erklommen hat. Konnte man die Route ohne Seilzug in einem Zug toprope durchsteigen, benutzte man den Begriff Rotkreuz. Konnte die Route gar gemäß dem On-Sight-Stil (ohne den dort geforderten Vorstieg) ohne Vorwissen oder Partnertipps durchstiegen werden, sprach man von Topsight oder Rotkreuz-On-Sight. Diese Begriffe sind auch heute noch teilweise in dieser Weise gebräuchlich.

Beim Sportklettern wird der Begriff Toprope zunehmend auch im Sinne des obigen Rotkreuz als Name für einen Begehungsstil genutzt. Ein Beispiel dazu ist das internationale Ranking der Website 8a.nu, bei welchem Toprope gleich Rotkreuz meint.

Im Gegensatz zur Sicherungsform ist jedoch zu bedenken, dass bei diesem Wortgebrauch auch der Nachstieg toprope ist, da die Klettergemeinschaft zwischen toprope (als Sicherungsform) und Nachstieg keinen Unterschied in der sportlichen Wertigkeit einer Begehung macht.

Der sportliche Wert des Toprope- bzw. Rotkreuz-Kletterns ist grenzwertig. Zum einen kann weder eine Erstbegehung damit gemacht werden, noch von einer Begehung gesprochen werden, ohne dabei zu erwähnen, das dies toprope geschah, zum anderen zählt es aber doch als (minderwertige) Begehung.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Eric J. Horst: How to Climb 5.12. 2. Auflage. Falcon Press Publishing, Guilford 2003, ISBN 0-7627-2576-1, S. 137.
  2. a b c Walter Fimml, Michael Larcher: Energie ist Kraft mal Weg. Sicherungstheoretische Grundlagen. In: bergundsteigen. Teil 2, Nr. 4, 2000, S. 18 (bergundsteigen.at [PDF; 891 kB; abgerufen am 28. Februar 2008]).
  3. Michael Larcher: Sichern im Bergsport. Grundlagen. 2006 (PDF (Memento vom 24. März 2012 im Internet Archive) [abgerufen am 28. Februar 2008]).
  4. Jürgen Kollert: Infoskript Bohrhaken. (PDF; 212 kB) In: ig-klettern.com. S. 3, abgerufen am 16. September 2009.
  5. a b Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. Band 1. Rother Verlag, München 1995, S. 123.
  6. Pit Schubert: Bolts. Normprüfung von Bohrhaken. (PDF; 2,0 MB) In: Bergundsteigen 3 2005. 2005, S. 72ff, abgerufen am 16. September 2009.
  7. Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. Band 1. Rother Verlag, München 1995, S. 129.
  8. Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. Band 2. Rother Verlag, München 2000, S. 192.
  9. on sight.de (Hrsg.): Lexikon von Fachbegriffen rund ums Klettern. 27. August 2003, S. 1, „Clean Climbing“ (on-sight.de [abgerufen am 3. März 2008]).
  10. a b Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. Band 1. Rother Verlag, München 1995, S. 125.
  11. John Long, Bob Gaines: Climbing Anchors Field Guide. Globe Pequot Press, Guilford 2007, ISBN 0-7627-4504-5, S. 99.
  12. John Long: How to Rock Climb! Falcon Press Publishing, Guilford 2003, ISBN 0-7627-2471-4, S. 197.
  13. Stefan Winter: Richtig Sportklettern. BLV Verlagsgesellschaft, München 2001, ISBN 3-405-16074-X, S. 76.
  14. Tödlicher Absturz einer Kletterin bei uns am Sonntag, den 05.10.2014, Bericht zu einem Tödlichen Unfall beim Toprope aufgrund von falschem Anseilen
  15. a b Walter Fimml, Michael Larcher: Energie ist Kraft mal Weg. Sicherungstheoretische Grundlagen, Teil 2. In: Bergundsteigen. Nr. 4, 2000, S. 14 (bergundsteigen.at [PDF; 891 kB; abgerufen am 28. Februar 2008]).
  16. Mammut (Hrsg.): Seil. 2002, S. 28 (web.archive.org [PDF; 673 kB; abgerufen am 7. September 2021]).
  17. Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. Band 1. Rother Verlag, München 1995, S. 129.
  18. a b Pit Schubert: Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. Band 2. Rother Verlag, München 2002, S. 194.
  19. DAV (Hrsg.): Zu Gast in den Felsen. April 2015 (PDF [abgerufen am 18. März 2020]).
  20. on sight (Hrsg.): Auswirkungen des Klettersports auf Felsbiotope. 2003, S. 1, Behauptung 2 bei „Auswirkungen des Klettersports“ (on-sight.de [abgerufen am 22. Februar 2008]).
  21. Sächsischer Bergsteigerbund: Informationsflyer zum Topropeverzicht in der Sächsischen Schweiz. Abgerufen am 7. August 2020.