twen
(1. Generation)

(Masthead)
Beschreibung Zeitschrift für junge Erwachsene
Sprache Deutsch
Verlag Kindler & Schiermeyer (Bundesrepublik Deutschland)
Erstausgabe 1959
Einstellung Mai 1971
Erscheinungsweise anfangs zweimonatlich / ab Mai 1961 monatlich
ZDB 43179-5
twen: für alle, die nicht zu alt sind

(Masthead)
Beschreibung Zeitschrift für junge Erwachsene
Sprache Deutsch
Erstausgabe 1980
Einstellung 1981
Erscheinungsweise monatlich
Herausgeber Karl-Rudolf Engelke, Beat Nägeli und Hartmut Schulze
ZDB 290498-6

twen war eine Zeitschrift für junge Erwachsene, die von 1959 bis 1971 in der Bundesrepublik Deutschland erschien.

Geschichte

Die Zeitschrift wurde von Adolf Theobald, Stefan Wolf, dem Journalisten und Schriftsteller Rolf Palm[1] und dem Grafiker Willy Fleckhaus gegründet und zunächst verlegt. Druck und Auslieferung erfolgte durch M. DuMont Schauberg. Ab 1960 erschien die Zeitschrift zweimonatlich, ab Mai 1961 dann monatlich.

Ab Oktober 1960 erschien twen im Verlag Theodor Martens & Co., München, bei der auch die Illustrierte Quick herauskam. Mitte 1966 erfolgte der Verkauf an den Heinrich Bauer Verlag, der die Zeitschrift jedoch unverzüglich an Kindler & Schiermeyer (Verlagsgruppe Axel Springer) weiter veräußerte. Im Juni 1968 ging das Blatt nach dem Bericht der Günther-Kommission an den Stuttgarter Drucker und Verleger Hans Weitpert und im April 1969 schließlich an Gruner + Jahr. Im Sommer 1961 hatte die Zeitschrift bereits eine Auflage von 110 000 Exemplaren[2], die Auflage stieg auf bis zu 250 000 Exemplare monatlich.[3] Trotz der hohen Auflagen war es aber offensichtlich schwierig für die Verlage, mit twen richtig Geld zu verdienen:[4] So hatte twen Jahresende 1970 hatte bei einer Auflage von 242 500 1,5 Mio. DM Jahresverlust angehäuft[5] und sollte eingestellt werden, was dann erst mit der Mainummer 1971 geschah (die bereits gedruckte Juni-Ausgabe wurde nicht mehr ausgeliefert). Zwischen 1959 und 1971 erschienen 129 Ausgaben, von denen Fleckhaus 124 gestaltet hat. Mit der letzten Ausgabe des Jahres 1970 musste Fleckhaus seine Arbeit bei twen einstellen; vor allem Henri Nannen hatte seine Ablösung betrieben,[4] seit twen im selben Verlag (Gruner + Jahr) wie Stern erschien. Für Nannen war die Aufmachung der Zeitschrift „ästhetisierender Graphismus“ und „unverpflichtende modische Kunsttümelei“.[5]

Spätere Versuche, der eingestellten Zeitschrift neues Leben einzuhauchen und mit veränderter, kleinerer Mannschaft (Rainer B. Jogschies, Michael O. R. Kröher, Helge Timmerberg) und neuen Konzepten an die früheren Erfolge anzuknüpfen, scheiterten. 1980–1981 erschienen zehn Nummern, verlegt von Karl-Rudolf Engelke, Hartmut Schulze und Beat Nägeli. Ein zweiter Relaunchversuch im Jahre 1982 – durch den Verlagskaufmann Georg Fuss, gemeinsam mit Thomas Teves, Millionenerbe von Alfred Teves und dem FDP-Politiker Jürgen Möllemanns – blieb ebenfalls erfolglos.[6][7]

Name der Zeitschrift

Offensichtlich fragten die Gründer der Zeitschrift wegen der Verwendung des 1959 noch relativ neuen[8] Scheinanglizismus Twen bei dem Textilunternehmer Theo Wormland an, der für sie wegen seiner speziellen Modelinie für junge Männer, die er als „Mode für den Twen“ bewarb, als Schöpfer des Begriffs galt.[9]

Beschreibung

Optisch war die Zeitschrift geprägt durch aufwändige Fotostrecken und das einprägsame Layout von Willy Fleckhaus, das wesentlich zum Erfolg der Zeitschrift beitrug. Fleckhaus gestaltete die ersten 124 der insgesamt 129 erschienenen Ausgaben der Zeitschrift.[10] Das Heft hatte den „hohen Ehrgeiz, in Bild, Typographie und Layout ähnlich stilbildend zu wirken, wie Ende des 19. Jahrhunderts die Münchner Zeitschrift Jugend.“[11] Der bei München lebende Amerikaner Will McBride war der am häufigsten vertretende Fotograf der Zeitschrift. Mit 30 Fotoessays in den 129 Ausgaben der Zeitschrift war er prägend für die Zeitschrift, verdankte ihr aber auch umgekehrt einen Großteil seines beruflichen Erfolgs.[12] Das in twen veröffentlichte Porträt seiner schwangeren Frau Barbara[13] im Profil im eng anliegenden Pulli und einer aufgeknöpften Jeans löste 1960 einen Skandal aus,[14] auch die Geburt seines Sohnes fand fotografisch in der Zeitschrift statt.

Inhaltlich ging es vor allem um Lifestyle-Themen wie Mode, Musik und Urlaub und um Sexualität und Partnerschaft, aber auch um kulturelle Fragen. Film-, Buch- und Schallplattenkritiken hatten von Anfang an einen festen Platz im Heft. In twen erschienen bereits in den frühen 60er Jahren Artikel, die sich für eine Enttabuisierung von vorehelichem Sex sowie von Homosexualität aussprachen. Die Zeitschrift spielte insofern in der damaligen Bundesrepublik so etwas wie eine Vorreiterrolle für die „sexuelle Revolution“.

Auch mit politischen Themen wie der von der Mehrheit der Westdeutschen verdrängten NS-Vergangenheit oder der Studentenbewegung beschäftigten sich twen-Autoren regelmäßig. Es gab dabei eine linksliberale Grundtendenz und auch Überschneidungen mit dem Autorenmilieu von konkret und pardon. twen kann von daher auch zum publizistischen Umfeld der APO (Außerparlamentarische Opposition) und später der „68er-Bewegung“ im weiteren Sinne gezählt werden:

„Es waren zwei CDU-Mitglieder, der Grafiker Willy Fleckhaus und der Journalist Adolf Theobald, die vor 60 Jahren Twen entwarfen und damit einläuteten, was heute von Prof. Dr. Joseph Ratzinger als Werk der „Revolution von 1968“ verteufelt wird.“

Willi Winkler: Süddeutsche Zeitung[3]

Konzipiert war das Heft entsprechend dem Titel für die Generation der Zwanzigjährigen, und wie die Studentenbewegung galt es als „peppig und provokativ.“[11] Für das Frauenbild der Zeit wurden die Fotos von Will McBride prägend. Er schuf keine Glamourbilder, seine Frauen sahen aus wie die Studentinnen im Hörsaal oder er inszenierte sie als Außenseiterinnen.[11] Dabei verwendete er extreme Perspektiven und schuf vielfach nachgeahmte Ikonografien. Zum bekanntesten twen-Model dieser Zeit wurde Uschi Obermaier.

twen habe mit „Idealen“ gehandelt, „nicht mit Idolen“, sagte Theobald im Rückblick über sein Blatt.[15] Der Spiegel zitierte bereits 1961 ein vom damaligen Familienminister Wuermeling bei Dr. Konrad Friesicke, einem Beamten des Bundespresseamtes, in Auftrag gegebenes Gutachten. Darin wurde twen – offensichtlich entgegen den Erwartungen des konservativen Ministers – gelobt, sie sei „frappierend neuartig..... perfektioniert lesbar gemacht“. Neben dem Sprachstil („kurzgefaßt, spritzig, persönlich, gelegentlich auch ironisch“) lobe der Gutachter auch die graphische Aufmachung, die „vielerlei graphischen und typographischen Einfälle, das Großzügige der Raumverteilung, die originelle Verwendung schwarzen Grundtons, die ansprechende Lösung jeder Doppelseite“ und komme zu dem Fazit, dass „die Aufmachung von ‚twen‘ … bahnbrechend auf dem Jugendpressemarkt gewirkt“ habe, so dass etwa 20 vor allem für Jugendliche gemachten Zeitschriften die Art der Aufmachung zumindest in Teilen übernommen hätten. Der Gutachter bescheinige der Zeitschrift eine „ethische Grundhaltung“ und wundere sich, dass twen und nicht Bravo oder konkret als „jugendverderbend“ angeprangert würden.[16]

Schallplattenedition

Bemerkens- und erinnernswert ist die Schallplattenserie, die twen zusammen mit Philips, Liberty Records, Electrola, Teldec u. a. herausgegeben hat. Für die auffällige, avantgardistische und bis heute überzeugende Cover-Gestaltung konnten so renommierte Grafiker wie Max Bill, Günther Kieser und Heinz Edelmann gewonnen werden. Nicht zuletzt wegen der Cover sind viele Ausgaben der Serie zu begehrten (und häufig teuren) Sammelobjekten geworden.

twen-Platten (außerhalb der Serie)

Bücher

Sekundärliteratur

Film

Einzelnachweise

  1. über mich - Rolf Palm. Abgerufen am 3. Juni 2022.
  2. TWEN Sechs über Sex. In: DER SPIEGEL Heft 32/1961. 1. August 1961, abgerufen am 5. Februar 2022.
  3. a b Willi Winkler: 60. Jubiläum von "Twen": Je ärger desto besser. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 27. April 2019, abgerufen am 5. Februar 2022.
  4. a b Heinz H.Behrens: Willy Fleckhaus (Biograhie unter "Art Direktoren und Gestalter"). In: Haus der Pressefreiheit. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  5. a b Zu jung. In: Der Spiegel. 22. November 1970 (spiegel.de [abgerufen am 7. Februar 2022]).
  6. »Ganz einfach, das teilen wir uns«. In: DER SPIEGEL. spiegel.de, 16. Juni 1984, abgerufen am 31. März 2024.
  7. Michael Koetzle: Die Zeitschrift twen – Revision einer Legende. S. 23ff
  8. noch 1961 hielt es der SPIEGEL für nötig, seinen Lesern den Begriff als "neudeutsche Ableitung von dem englischen Wort twenty - zwanzig" zu erklären, in: TWEN Sechs über Sex, DER SPIEGEL 32/1961, 1. August 1961 (abgerufen am 7. Februar 2022)
  9. Yumpu.com: „Biografie Theo Wormland“ als PDF herunterladen. Abgerufen am 24. September 2022.
  10. Bernhard Schulz: Willy Fleckhaus-Ausstellung Die Welt als Raster und Regenbogen. Der Tagesspiegel, 7. August 2017, abgerufen am 11. Februar 2022.
  11. a b c Karl Stankiewitz: Die Befreite Muse – Münchner Kulturszenen ab 1945. Volk Verlag 2013, ISBN 978-3-86222-011-3, S. 118f.
  12. Die DGPh trauert um Will McBride. Deutsche Gesellschaft für Photographie, abgerufen am 11. Februar 2022.
  13. Barbara McBride schwanger mit Shawn, auf dhm.de, abgerufen am 13. Februar 2022
  14. Thomas Bärnthaler: In den sechziger Jahren war ich meistens schwanger; Interview mit Barbara Siebeck ehemals McBride, Will McBride, Dan Cermak (Fotos): : Heft 8, 2010 25. Februar 2010, abgerufen am 11. Februar 2022
  15. Zitiert bei: Hans Leyendecker: Hüter und Streiter. In: Süddeutsche Zeitung, 3. September 2014, S. 27
  16. zitiert in: TWEN Sechs über Sex, DER SPIEGEL 32/1961 vom 1. August 1961 (archivierter Artikel), abgerufen am 7. Februar 2022