Vincenzo Legrenzio Ciampi (* 2. April 1719 Piacenza d’Adige (Padua)?; † 30. März 1762 Venedig)[1] war ein italienischer Komponist. Seine Oper Bertoldo alla corte trug (über Umwege) zur Entwicklung der deutschen Spieloper bei.

Werdegang

Über Vincenzo Legrenzio Ciampis Leben existieren noch keine gründlichen Studien, wie 1952 in der großen deutschen Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart angeführt.[2] Die damalige Situation (1952) besteht heute noch.[3] Er studierte bei den Hauptvertretern der Neapolitanischen Schule Francesco Durante und Leonardo Leo in Neapel. Die erste Oper des 18-jährigen Komponisten Da un disordine nasce un ordine, Opera buffa in 3 Akten (Text: Gennaro Antonio Federico), hatte 1737 ihre Uraufführung in Neapel. Von 1748 bis 1756 lebte er (vielleicht mit Unterbrechungen) in London. 1760 wurde er Kapellmeister am venezianischen Ospedale degli Incurabili, einem der vier berühmten Mädchen-Konservatorien Venedigs.

Seine 1748 in Venedig an San Moisè uraufgeführte Opera buffa Bertoldo alla corte (Text: Carlo Goldoni, auch mit abgewandelten Titeln) war danach international an den großen Opernhäusern in Braunschweig, Potsdam, Amsterdam, London, Prag und Petersburg[4] erfolgreich. In Paris wurde sie von Charles-Simon Favart in dessen Ninet à la cour im damals beliebten Pariser Genre der Opern-Parodie bearbeitet.[5] Dieser Vorgang diente Johann Adam Hiller als Anregung zu seinem Singspiel Lottchen am Hofe (Leipzig 1767). Dieses wiederum trug zur Entwicklung der deutschen Spieloper bei.[6]

Ein ähnlicher Fall internationaler Zusammenarbeit liegt z. B. mit Mozarts Singspiel Bastien und Bastienne (Wien 1767/68) vor.

Werke

Vincenzo Legrenzio Ciampi komponierte mehr als zwanzig Opern, vier Oratorien sowie Kirchen- und Instrumentalmusik. Annähernd 300 Werke verzeichnet das Internationale Quellenlexikon der Musik (RISM OPAC-online). Danach wurden mehrere Opern zu Lebzeiten Ciampis gedruckt, sowohl ernste, als auch Buffo-Opern. Bei Operone ist eine Übersicht von Ciampis Operntiteln verzeichnet.[7] Die verschiedenen Bearbeitungen von Ciampis sehr erfolgreicher Opera buffa Bertoldo alla corte wurden zeitnah von französischen und englischen Verlagen veröffentlicht. Z. B. erschien bei John Walsh in London in der populären Reihe der „Favorit-Arien“ The favourite songs in the opera call’d Bertoldo.[8] Mehrere Sammlungen Instrumentalkonzerte, Violin- und Trio-Sonaten von Ciampi erschienen in zeitgenössischen Londoner Drucken.

Opern

Zweifelhaft

Oratorien

Geistliche Werke

Sonstige Werke

Pädagogisches Werk

Vielleicht aus der Zeit am Ospedale degli Incurabili, einem der vier berühmten Mädchen-Konservatorien in Venedig, stammen die 25 Solfeggi del | Sig.r Vicenzo [!] Ciampi für Voce und Basso. Sie werden in der Biblioteca nazionale di S. Cecilia, Rom aufbewahrt.[9]

Literatur

Operntitel Ciampi bei OPERONE

Einzelnachweise

  1. Diese und folgende Daten zu Ciampi: Riemann Musiklexikon 2012, Bd. 1, S. 390.
  2. MGG 1, Kassel, Bd. 2 1952, Artikel Ciampi, Vincenzo Legrenzio.
  3. Vergleiche Riemann Musiklexicon 2012, Bd. 2, Artikel Ciampi, Vincenzo Legrenzio.
  4. Laut Operone
  5. 1755 vertonte Egidio Romoaldo Duni sie neu als Opéra-comique (Werkgattung).
  6. Artikel Ciampi in Riemann 2012.
  7. Siehe Weblinks.
  8. Siehe RISM.
  9. Bibliomediateca dell'Accademia, Catalogo dei manoscritti 1995.