Volker Rolf Berghahn (* 15. Februar 1938 in Berlin) ist ein deutscher Historiker.

Der 1938 in Berlin als Sohn eines Siemens-Managers geborene Volker Berghahn besuchte Schulen in Essen, Braunschweig und Hamburg. Er studierte zunächst in Göttingen Rechtswissenschaft und dann an der University of North Carolina Politik und Geschichte. Im Jahre 1964 wurde er bei Francis L. Carsten in London promoviert über eine Arbeit zum Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten im Zeitraum von 1918 bis 1935. Berghahn war zwei Jahre Assistent bei Erich Matthias an der Universität Mannheim. Im Jahr 1970 erfolgte dort seine Habilitation über das Thema Der Tirpitz-Plan. Genesis und Verfall einer innenpolitischen Krisenstrategie unter Wilhelm II. Berghahn lehrte zuerst als Lecturer an der University of East Anglia in Norwich. Ab 1975 war er Professor für Europäische Geschichte an der Warwick University. Im Jahr 1988 ging er in die USA, zunächst an die Brown University in Providence. Berghahn wurde 1998 Nachfolger von István Deák Seth Low Professor für Geschichte an der Columbia University in New York.

Berghahn gehört zu den besten Kennern der europäisch-amerikanischen Beziehungen im 20. Jahrhundert. Er ist der Verfasser des Bandes zum Deutschen Kaiserreich in der 2003 erschienenen Ausgabe im Gebhardt, dem grundlegenden Handbuch zur deutschen Geschichte.[1] Dabei geht es ihm vor allem um die Frage, „wie es geschehen konnte, daß dieses Kaiserreich im Juli 1914 (gemeinsam mit dem Habsburgerreich) den Ersten Weltkrieg auslöste“.[2] Er legte 2003 eine knappe Darstellung über den Ersten Weltkrieg vor und näherte sich dem Thema systematisch und nicht chronologisch.[3] In seinem Buch Journalists between Hitler and Adenauer. From Inner Emigration to the Moral Reconstruction of West Germany (2019) befasste Berghahn sich im Wesentlichen mit der Lebensgeschichte der Journalisten Paul Sethe, Hans Zehrer und Marion Gräfin Dönhoff.[4] Er veröffentlichte 2020, gestützt auf dem Nachlass im ThyssenKrupp-Archiv in Duisburg, eine Biografie über Hans-Günther Sohl.[5] Sein Ziel war es, „Sohls Leben und berufliche Tätigkeit so fair, aber auch so offen wie menschenmöglich darzustellen“.[6]

Für seine Verdienste um die transatlantischen Beziehungen wurde Berghahn mit dem Helmut-Schmidt-Preis der Zeit-Stiftung und mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse geehrt. Er ist Fellow der Royal Historical Society in London.

Berghahn ist mit der Verlegerin Marion Berghahn verheiratet, die 1983 den Verlag Berg Publishers und in dessen Nachfolge 1994 den Verlag Berghahn Books gründete.[7]

Schriften (Auswahl)

Monografien

Herausgeberschaften

Literatur

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Besprechung von Ulrich Wyrwa in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 54 (2006), S. 81–82.
  2. Volker Berghahn: Das Kaiserreich 1871–1914. Industriegesellschaft, bürgerliche Kultur und autoritärer Staat. Stuttgart 2003, S. 40–41.
  3. Vgl. dazu die Besprechung von Gregor Schöllgen in: Historische Zeitschrift 277, 2003, S. 779–780.
  4. Vgl. dazu die Besprechung von Jörg Requate in: H-Soz-Kult, 18. Juni 2021 (online).
  5. Vgl. dazu die Besprechung von Werner Bührer in: Historische Zeitschrift 316, 2023, S. 783–786.
  6. Volker Berghahn: Hans-Günther Sohl als Stahlunternehmer und Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie 1906–1989. Göttingen 2020, S. 23.
  7. Extract of the Volker Berghahn Interview.