Wechselladerfahrzeug

WLF mit Abrollbehälter Mulde
WLF mit Abrollbehälter Mulde

Fahrzeugdaten

Abkürzung: WLF
Land: Deutschland
Besatzung: 0/1/2/3 oder 0/1/1/2
Zul. Gesamtmasse: 18000 / 26000 Kilogramm
Antrieb: Straße, Allrad möglich

Das Wechselladerfahrzeug (WLF) ist ein Einsatzfahrzeug, das mehrere Hauptaufgaben in einem Fahrzeug vereint. Wechselladerfahrzeuge dienen dem Transport von in oder auf austauschbaren Abrollbehältern verlasteten, feuerwehrtechnischen Einsatzmitteln. Zur Aufnahme der jeweiligen Abrollbehälter verfügen die WLF über eine fest mit dem Fahrgestell verbundene Wechselladereinrichtung.

WLF mit AB-Einsatzleitung
WLF-Kran mit AB-Gefahrgut

Aufgaben von Wechselladerfahrzeugen

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WLF mit AB-Mehrzweckboot (MZB)

Die Aufgaben des Wechselladerfahrzeugs sind vielseitig und ergeben sich durch den jeweiligen Abrollbehälter. Einige Beispiele:

Näheres zu den Abrollbehältern ist unter Abrollbehälter (Gefahrenabwehr) zu finden.

Wechselladerfahrzeug mit Kran (WLF-Kran)

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Das Wechselladerfahrzeug mit Kran (WLF-Kran) hat darüber hinaus noch einen Ladekran angebaut. Dieser muss sich hinter dem Fahrerhaus befinden, weil er sonst die Funktion des Wechselgerätes stört. Das Fahrzeug ist am Kran mit ausfahrbaren Abstützungen versehen. Ein Kran kann auch mit einem Abrollbehälter, in der Regel eine halbhohe Mulde oder eine Pritsche, kombiniert werden. Hier ist er in der Regel vorn auf dem Abrollbehälter montiert. Die Abstützungen können sich dann abklappbar am Behälter in Höhe des Krans befinden. Alternativ dazu kann sich auch die für einen Kranbetrieb des Abrollbehälters nötige Abstützung am Fahrzeug befinden, in der Regel ebenfalls hinter dem Fahrerhaus. Es gibt auch Abrollbehälter, bei denen ein (kleinerer) Ladekran und die klappbaren Stützen an anderer Stelle montiert sind, so z. B. mittig bei einem AB mit Gefahrgutbehältern der Berufsfeuerwehr Dortmund.

WLF-Kran mit ausgeklappten Kran und Haken

Hersteller von Ladekranen, die bei Feuerwehr-WLF zum Einsatz kamen, waren zunächst die Firmen Meiller (München), Atlas Weyhausen und Hiab (Schweden). Heute kommen Krane von MKG (Deutschland), Fassi (Italien) und Palfinger (Österreich) hinzu.

Ladekrane sind in den letzten Jahren immer leistungsfähiger geworden und reichen heute in Ausladung und Hubkraft in den unteren Bereich des Leistungsspektrums reiner Kranfahrzeuge hinein. Diese Entwicklung haben sich auch Feuerwehren zunutze gemacht, die solch schwere Krane auf Wechsellader, häufig in schwerer vierachsiger Ausführung, montieren ließen. In dieser Leistungsklasse ist Fassi, aber auch Palfinger, führend. Beispiele bei deutschen Feuerwehren sind das WLF-„Bergefahrzeug“ der BF Dresden, das WLF der Werkfeuerwehr des Flughafens Hahn/Hunsrück und das WLF der BF Augsburg.

Sinn der Ausrüstung von Wechselladerfahrzeugen mit einem Kran ist es, ein universelles Arbeits- und Nachschubfahrzeug bei der Feuerwehr einzusetzen. Mit dem Kran können (oben offene) Abrollbehälter be- und entladen, aber auch leichte bis mittelschwere Bergungs- und Hebearbeiten durchgeführt werden. Mit abgesatteltem Abrollbehälter ist der Kran deutlich besser und flexibler einsetzbar als beispielsweise der räumlich sehr eingeengte Heckkran eines Rüstwagens mit Kran (RW-Kran).

Kurzbezeichnungen

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Wechselladerfahrzeuge werden WLF abgekürzt. Sie haben keine Zahlenkombination hinter dem Kürzel, denn es gibt nur eine Variante, wodurch keine weitere Unterscheidung notwendig ist.

Ausrückordnungen

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Die Ausrückordnung des Wechselladerfahrzeugs hängt vom jeweils verlasteten Abrollbehälter ab.

Technik

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Normung

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Das Wechselladerfahrzeug ist genormt nach der DIN 14505. Wesentliche Anforderungen an Wechselladerfahrzeuge werden auch in der EN 1846-3 festgelegt.

Fahrzeug-Daten

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Dreiachs-WLF (6 × 2)

Wechselladerfahrzeuge werden in der Regel auf Straßenfahrgestelle, teilweise aber auch auf allradgetriebene Fahrgestelle aufgebaut. Bei dreiachsigen Fahrzeugen kann der Normalantrieb 6 × 2 (6 Räder, 2 angetrieben) oder 6 × 4 (6 Räder, vier hinten angetrieben) sowie der Allradantrieb in den Varianten 6 × 6 (alle Räder angetrieben) oder 6 × 4 / 2 (Räder vorn und hinten angetrieben, eine nicht-angetriebene Stütz- oder Lenkachse hinten) vorkommen. Bei vierachsigen Fahrzeugen sind entsprechende Varianten denkbar, häufig sind jedoch 8 × 8 (Vollallradantrieb, z. B. MAN Feuerwehr Duisburg), 8 × 4 (nur hinten angetrieben) oder 8 / 2 × 6 (zweite Achse vorn nicht-angetriebene Lenkachse). In der Regel werden WLF auf zwei- oder dreiachsigen Fahrgestellen aufgebaut, wobei auch hier ein Trend zu größeren Fahrzeugen zu verzeichnen ist. Es werden LKW-Fahrgestelle beschafft, deren zulässige Gesamtmasse 18 t (bei Zweiachsfahrgestellen) oder 26 t (bei Dreiachsfahrgestellen) beträgt. Bei einigen Feuerwehren sind auch vierachsige Fahrgestelle anzutreffen, wo die Gesamtmasse dann 32 t beträgt. Im Gegensatz zu Fahrzeugen, die in der freien Wirtschaft eingesetzt werden, hat ein Feuerwehr-WLF bestimmte Kriterien zu erfüllen. Nach Norm hat ein WLF mit ausreichender Beleuchtung ausgestattet zu sein, ein Abrollbehälter hat in mindestens 90 Sekunden auf- und wieder abgesattelt zu sein, die Wechselladereinrichtung muss in der Lage sein, das 1,1fache der Nutzlast des Fahrzeugs aufnehmen zu können.

Aufbau- / Wechselladertechnik

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In der Technik der Wechselladerfahrzeuge gab und gibt es fünf Systeme:

Abrollkipper

Feuerwehrtechnische Beladung

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Auf dem Wechselladerfahrzeug ist an sich (nahezu) keine feuerwehrtechnische Beladung verlastet. Diese wird aber durch die jeweiligen Abrollbehälter aufgenommen.

Vor- und Nachteile

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Bekannt sind Wechselladerfahrzeuge mit diversen Abrollbehältern (AB) wie AB-Schaum, AB-Gefahrgut, AB-Rüst, AB-Pritsche usw. Ein WLF ist also regelmäßig eine kostengünstige Alternative zu mehreren Einzelfahrzeugen. Bei Schäden an einem Abrollbehälter sind diese getrennt vom restlichen Wechselladerkonzept austauschbar. Ebenso kann durch einen Kranaufbau die Vielseitigkeit des Fahrzeugs, insbesondere für Technische Hilfeleistungen, erhöht werden. Auf der anderen Seite können bei einem komplexen Einsatz oder mehreren parallel verlaufenden Einsätzen, die eine Vielzahl von Abrollbehältern erfordern, aufgrund fehlender Trägerfahrzeuge Probleme entstehen. Auch kann beim Ausfall des WLF die gesamte Bandbreite an vorhandenen Abrollbehältern nicht an die Einsatzstelle gebracht werden. Diese Probleme gäbe es bei getrennten Einsatzfahrzeugen mit fest zugewiesener Beladung nicht. Wegen letzterem Aspekt kann sich abhängig von den örtlichen Begebenheiten mindestens ein Redundanz-WLF anbieten. Aufgrund der Größe und Masse sind Wechselladerfahrzeuge in aller Regel nicht geländegängig und können bei beengten Straßenverhältnissen (zum Beispiel im ländlichen Raum oder bei Altstadtkernen) schnell an ihre Grenzen stoßen.

Geschichte

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Die Geschichte der Wechselladerfahrzeuge ist noch relativ jung. Es gibt noch keine zurückgezogenen Normen oder Ähnliches. WLF werden oft angeschafft, wenn andere alte Fahrzeuge wie GW-G ersetzt werden sollen, um das Nutzungsspektrum bei gleichbleibenden Unterhaltungskosten zu erweitern. Die Feuerwehr Mannheim war 1955 deutschlandweit die erste Feuerwehr, die das System der Wechselladerfahrzeuge einsetzte. Wechselladerfahrzeuge wurden erstmals im Jahr 1980 genormt, in Hannover, Dortmund, Duisburg, Berlin und München waren aber schon seit 1971, in Mannheim – wo das erste WLF einer Feuerwehr in Dienst gestellt wurde – sogar seit etwa 1955 Abrollbehälter bei den Feuerwehren im Dienst. Die Feuerwehr Balingen/Zollernalbkreis war 1991/1992 die erste Freiwillige Feuerwehr in Baden-Württemberg, die das Wechselladersystem mit zwei WLF und vier Abrollbehälter eingeführt hat. Die Konzeption wurde vom damaligen Feuerwehrkommandanten Brandoberamtsrat a. D. Johannes Frank entwickelt und umgesetzt. Johannes Frank war von 1978 bis 1986 Feuerwehrbeamter bei der Berufsfeuerwehr Mannheim.

Quellen

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Commons: Wechselladerfahrzeug (Feuerwehr) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien