Alfred von Martin (* 24. Juli 1882 in Berlin; † 11. Juni 1979 in München) war ein deutscher Historiker und Soziologe und einer der letzten Fachvertreter aus den Gründungsjahren der deutschen Soziologie, der in der Bundesrepublik Deutschland lehrte und publizierte. Basis seiner Zeitdiagnosen sind die Historische Soziologie und die Kultursoziologie. Alfred von Martin veröffentlichte wissenschaftliche Texte über einen Zeitraum von 70 Jahren. Das soziologische Werk von Martins liest sich über weite Strecken wie eine Vorarbeit zu seiner geplanten, aber nicht mehr realisierten
Soziologie des Bürgertums. Ausgehend von seinem Hauptwerk, der
Soziologie der Renaissance, beschreibt er in seinen historisch-soziologischen Zeitdiagnosen das Bürgertum als Hauptakteur der kapitalistischen Entwicklungsdynamik. In der Renaissance habe der Wechsel von der statischen und kontemplativen Lebensweise des Mittelalters zur Aktivität des neuzeitlichen Wirtschaftsmenschen stattgefunden. Das moderne abendländische Bürgertum tritt nach von Martin in zwei Typen auf, dem des Unternehmers und dem des Intellektuellen. Beiden Typen schreibt er übereinstimmende charakteristische Eigenschaften zu, die es im Mittelalter ausgeprägt noch nicht gegeben habe: Individualität und Rationalität. Durch die Entstehung von bürokratischer Staatlichkeit und Großunternehmen sei der ursprüngliche Bürger-Typus in seinen Handlungs- und Verhaltensweisen umgeprägt worden. –
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