Gruppenbild (mit Einfügungen und Retuschen) „Zur Erinnerung an die Feier des 80jährigen Geburtstages des Herrn Altmeisters Geh. Reg.-Rath, Professor, Baurath Conrad Wilhelm Hase, December 1898“; darunter Rathkamp;
Bild aus dem Stadtarchiv Hannover[1]

Dietrich Wilhelm Rathkamp (* 1. Oktober 1861 in Göttingen; † 12. März 1937 ebenda) war ein deutscher Architekt und Bauunternehmer.[1]

Leben

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Familie

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Die Familie Rathkamp ist ab 1701 mit Ursprung in Menninghausen bei Diepholz nachweisbar.[2] Wilhelm Rathkamp war ein Sohn des Architekten und Bauunternehmers Conrad Rathkamp[1] (Johann Cord Rathkamp; * 24. September 1828 in Neubruchhausen; † 1910)[1] und ein Neffe von Carsten Hinrich Rathkamp (* 16. Oktober 1820; † 13. März 1886)[2], für den er sein Frühwerk, das 1886 geschaffene Grabmal auf den Stadtfriedhof Engesohde in Hannover schuf[1], außerdem ein Bruder von Robert Rathkamp (1854–1926), mit dem er später zeitweilig in einem Unternehmen zusammenarbeitete.[1] Seine Tochter heiratete Hanns Hase, einen Enkel von Conrad Wilhelm Hase.[1]

Ausbildung und Wirken

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Wilhelm Rathkamp machte eine Lehre als Maurer und Steinhauer in seiner Geburtsstadt Göttingen. 1881–1882 studierte er Architektur zunächst an der Technischen Hochschule Stuttgart, dann nach drei Semestern 1882–1884 an der Technischen Hochschule Hannover als Student von Conrad Wilhelm Hase, Heinrich Köhler, Ludwig Debo und Hubert Stier.[3] Schon zu Beginn seiner Studienzeit in Hannover trat Rathkamp der von Hase gegründeten Bauhütte zum weißen Blatt bei,[4] deren Hüttenzeichen er später an vielen seiner eigenen Bauten anbrachte. Im Jahr 1898 brachte er die Verbundenheit mit der Kunstauffassung Hases mit eigenen Exponaten zum Ausdruck, die in der Ausstellung anlässlich des 80. Geburtstags Hases im Künstlerhaus Hannover gezeigt wurden.[1]

Grabmal von Wilhelm und Marie[5] Rathkamp auf dem Stadtfriedhof Göttingen (2021)

Nach seinem Studium sammelte Rathkamp Erfahrungen als Mitarbeiter im Stuttgarter Architekturbüro von Christian Friedrich von Leins sowie in München als Mitarbeiter im Architekturbüro von Georg Joseph von Hauberisser.[6]

1887 trat Rathkamp dem Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover bei und ging im selben oder im Folgejahr 1888 zurück in seine Heimatstadt Göttingen, um dort als Architekt und Bauunternehmer tätig zu werden. Dabei arbeitete in Gemeinschaft mit seinem Vater bis zu dessen Tod 1910[1] sowie mit seinem Bruder in dem väterlichen, 1861 eröffneten Göttinger Unternehmen, das zeitweilig als Baugeschäft Conrad Rathkamp & Söhne firmierte.[7]

Wie sein Bruder Robert gründete auch Wilhelm Rathkamp erst ab 1925 ein eigenes Baugeschäft, das er gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Friedrich Eschmann leitete.[8]

Im Jahr 1892 war Rathkamp Gründungsmitglied[1] des Geschichtsvereins für Göttingen und Umgebung[9][10] und 1929–1937 dessen Beisitzer.[11] Er war Mitbegründer der Städtischen Altertumssammlung (heute Städtisches Museum Göttingen),[10] war Mitglied der Göttinger Freimaurerloge „Augusta zum goldenen Zirkel“[10] und wirkte zeitweilig als Freiwilliger Städtischer Branddirektor bei der Feuerwehr Göttingen.[1]

Werk

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Bauwerke

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Zu den ältesten Werken Rathkamps zählt das 1886 ausgeführte Grabmal C. H. Rathkamp, das auf dem Engesohder Friedhof in Hannover aufgestellt wurde.

Von dem Baugeschäft Rathkamp wurden rund 270 Wohngebäude, Fabriken, Hotels, Geschäftshäuser und andere Bauten in Göttingen und Umgebung errichtet, von denen „ungefähr 100 Bauwerke von Wilhelm Rathkamp entworfen“ wurden, darunter[1]:

Schriften

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Als erster Göttinger Privatarchitekt veröffentlichte Wilhelm Rathkamp einige seiner Bauten,[8] alle in der Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen (Wochen-Ausgabe, Neue Folge):

Literatur

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Commons: Wilhelm Rathkamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m Reinhard Glaß: Rathkamp, Dietrich Wilhelm in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902)
  2. a b Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 41.
  3. Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 48.
  4. Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 49 f.
  5. Zu Marie Rathkamp, geb. Stöckicht vgl. Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 52.
  6. Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 51 f.
  7. Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (vergleiche Literatur), Inhaltsangabe mit dem Vorwort von Ernst Böhme auf der Seite des Stadtarchivs Göttingen
  8. a b Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 53.
  9. o. V.: Über uns auf der Seite geschichtsverein-goettingen.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 15. September 2021
  10. a b c Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 52.
  11. Waltraud Hammermeister: 100 Jahre Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung 1892–1992. Hrsg. Geschichtsverein für Göttingen u. U., Göttingen 1992, S. 146.
  12. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 461–462 (CR & C Werkverzeichnis 1, Wohn- und Geschäftshäuser in der Göttinger Innenstadt).
  13. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 463–468 (CR & C Werkverzeichnis 2, Wohnhäuser im Göttinger Stadterweiterungsgebiet).
Personendaten
NAME Rathkamp, Wilhelm
ALTERNATIVNAMEN Rathkamp, Dietrich Wilhelm (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und Bauunternehmer, Schüler von Conrad Wilhelm Hase
GEBURTSDATUM 1. Oktober 1861
GEBURTSORT Göttingen
STERBEDATUM 12. März 1937
STERBEORT Göttingen