Charlotte Eleonore Wilhelmine von Gersdorff, auch Gersdorf, (* 28. Oktober 1768 in Ober Bellmannsdorf, Markgraftum Oberlausitz; † 11. Februar 1847 in Dresden, Königreich Sachsen) war eine deutsche Schriftstellerin und Dichterin. Sie schrieb auch unter zahlreichen Pseudonymen.

Leben

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Wilhelmine von Gersdorff war die Tochter des Regierungsrates und Domherrn Kaspar Friedrich von Gersdorff (1736–1795) und der Christiane Eleonore von Uechtritz (1737–1808). Sie wuchs in Ober Bellmannsdorf und in Seidenberg im damals dem sächsischen Kurfürsten unterstehenden Markgraftum Oberlausitz auf. Vom Vater und ihrer Gouvernante, der Schriftstellerin Dorothee Henriette von Runkel (auch Runckel, 1724–1800) gefördert, zeigte sie in ländlicher Einsamkeit[1] früh schriftstellerisches Talent. Um 1784 soll der Mann ihrer Freundin Sophie Albrecht den Roman Familie Walberg der damals 16-Jährigen gegen ihren Willen herausgebracht haben.[2] Nachweisbar ist ein Prager Druck von 1792. Seit 1789 veröffentlichte sie Gedichte.

1792 heiratete sie den Kammerherrn Friedrich August Gottlob von Gersdorff (1765–1836) und zog auf sein Gut Biesig bei Reichenbach/Oberlausitz. Nach dessen Verkauf lebte sie in Bautzen und seit 1811 in Dresden, wo sie 1847 starb. Sie hatte acht Kinder, von denen fünf im Alter unter 18 Jahren starben.[3] Der Mann ihrer ältesten Tochter Adelheid Therese Amalie (1798–1848) war der Bibliograf Carl Wilhelm Otto August von Schindel.

Pseudonyme

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Die produktive Schriftstellerin schrieb auch als Eleonore F., Minna, Glycere, J. van der Hall, W. von Morgenstern, F. P. E. Richter, P. Richter und W. v. G.[4] Sie veröffentlichte erst ab 1817 unter eigenem Namen.[5] „Mit ängstlicher Sorgfalt behauptete sie 20 Jahre lang ihre Anonymität“, heißt es beim Lexikografen Franz Brümmer.[6] Die Wahl von Pseudonymen war unter Schriftstellerinnen des 18. Jahrhunderts ein verbreitetes Mittel, die Identität zu verbergen, sich aber als weiblich zu erkennen zu geben.[7] „Gegen die harten und unbilligen Urtheile, die aus Neid oder Vorurtheil gegen weibliche Bildung die junge Schriftstellerin trafen“,[8] verteidigte sie sich im Lausitzischen Magazin. Wer sich hinter einigen der frühen Pseudonyme verbarg, konnte den Zeitgenossen durch die Aufnahme in ein Nachschlagewerk bekannt sein.[9]

Werke (Auswahl)

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  • Graf Raschwitz oder schlechte Gesellschaft verdirbt Herz und Sitten. Band 1, S. 25–115
  • Klelie oder die Emigranten, Ein Schauspiel in zwey Aufzügen. Band 1, S. 169–204
  • Die Zwillingsschwestern oder die Verschiedenheit des Glücks. Ein Familiengemälde in drey Aufzügen. Band 2, S. 23–107. Neuausgabe in Karin A. Wurst: Frauen und Drama im achtzehnten Jahrhundert. Köln, Böhlau 1991, ISBN 3-412-06890-X, S. 252–291
  • Heinrich und Konstantie oder sie waren ihres Glückes werth. Ein Schauspiel in zwei Akten. Band 2, S. 177–232
  • Elina, S. 1–138
  • Hermann von Seltenheim, der Mann, wie es wenige giebt. S. 139–235

Bibliografische Quellen

Literatur

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Belege

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  1. Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, 61. Teil, Leipzig, Brockhaus 1855, S. 467 f.
  2. Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. Band 1, 1823, S. 156 (Digitalisat), Band 3, 1825.
  3. Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. Band 1, 1823, S. 156 (Digitalisat), Band 3, 1825.
  4. Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Band 1, Berlin 1898, S. 255, (online), abgerufen am 28. Mai 2017. – Nachweise im Kalliope-Verbund, abgerufen am 27. Mai 2017
  5. Damen Conversations Lexikon. Band 4, o. O. 1835, S. 399–400, (online), abgerufen am 28. Mai 2017. – Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, 61. Teil, Leipzig, Brockhaus 1855, S. 468
  6. Franz Brünner: Deutsches Dichterlexikon. Band 1, 1876; auch in: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten, 1884
  7. Susanne Kord: Little Detours. The Letters and Plays of Luise Gottsched (1713–1762). Martlesham, Camden House 2000, ISBN 1-57113-148-5, S. 135, mit Nennung von Eleonore F., Minna und Glycere
  8. Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, 61. Teil, Leipzig, Brockhaus 1855, S. 468
  9. Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel, Das gelehrte Teutschland, 5. Auflage, Band 2, Lemgo 1796, S. 548, Digitalisat. – Gottlob Friedrich Otto, Lexikon der Oberlausitzschen Schriftsteller und Künstler. Band 1, 1801
  10. Verzeichnis in Gottlob Friedrich Otto: Lexikon der Oberlausitzschen Schriftsteller und Künstler. Band 1, 1801
  11. Neuerscheinungen; Titelliste in Franz Brümmer: Deutsches Dichterlexikon. Band 1, 1876
Personendaten
NAME Gersdorff, Wilhelmine von
ALTERNATIVNAMEN Gersdorf, Wilhelmine von; Gersdorff, Charlotte Eleonore Wilhelmine von; Gersdorf, Charlotte Eleonore Wilhelmine von; Hall, J. van der (Pseudonym); Morgenstern, W. von (Pseudonym); Richter, F. P. E. (Pseudonym); Richter, P. (Pseudonym); Glycere (Pseudonym); G., W. v. (Pseudonym); F., Eleonore (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutsche Schriftstellerin und Dichterin
GEBURTSDATUM 28. Oktober 1768
GEBURTSORT Ober Bellmannsdorf, Markgraftum Oberlausitz
STERBEDATUM 11. Februar 1847
STERBEORT Dresden