Winfried Nerdinger, 2017

Winfried Nerdinger (* 24. August 1944[1] in Burgau) ist ein deutscher Architekturhistoriker. Er war Professor für Geschichte der Architektur und Baukonstruktion an der TU München sowie Direktor der Abteilung Bildende Kunst der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er ist außerordentliches Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA). Bis 2012 war er Direktor des Architekturmuseums der Technischen Universität München. Von 2012 bis 2018 war er Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München. Seit Juli 2019 ist er Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.[2]

Leben und Wirken

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Winfried Nerdinger ist der Sohn des im marxistischen Arbeiterwiderstand gegen den Nationalsozialismus aktiven Gebrauchsgrafikers Eugen Nerdinger. Sein Studium der Architektur schloss er 1971 als Diplom-Ingenieur ab und wurde 1979 in Kunstgeschichte an der TU München bei Josef Adolf Schmoll genannt Eisenwerth über das Thema Rudolf Belling und die Kunstströmungen in Berlin 1919–1923 promoviert (ausgezeichnet mit dem erstmals vergebenen Promotionspreis der TUM).

Seit 1986 war er Professor für Architekturgeschichte an der TU München bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2012. Er ist seitdem als TUM Emeritus of Excellence der Universität weiterhin verbunden. Ferner war er Gastprofessor an der Universität Harvard und der Universität Helsinki sowie Cummings lecturer an der McGill University in Montreal und hatte im Wintersemester 2015/16 die Otto-von-Freising-Gastprofessur an der Katholischen Universität Eichstätt inne.[3] 2016 hielt er die Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung.[4]

Von 1989 bis 2012 war Nerdinger Direktor des Architekturmuseums der Technischen Universität München. Als er nach seinem Architekturstudium an die damalige Architektursammlung kam, befand sich diese in einem Abstellraum über der Bibliothek sowie in einer angemieteten Wohnung an der Augustenstraße und beherbergte gerade einmal eine Handvoll Modelle und circa 150.000 Pläne. Bei seiner Emeritierung 2012 waren es über 1.100 Modelle, 550.000 Pläne, 200.000 Fotografien sowie zahllose Archivalien, die Nerdinger zusammengetragen und damit an der TU München das bedeutendste Spezial- und Forschungsarchiv für Architektur in Deutschland aufgebaut hat.

1995 wurde Nerdinger auch Direktor des Architekturmuseums Schwaben in Augsburg. Von 2004 bis 2019 war er zudem Direktor der Abteilung Bildende Kunst der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.[5] Seit 2006 ist er Vorsitzender der Alvar-Aalto-Gesellschaft.[6]

Von 2012 bis 2018 war Nerdinger Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München. Er war 1988 Mitglied des Initiativkreises, das die Errichtung forderte, und leitete als Gründungsdirektor federführend die inhaltliche Ausgestaltung des am 30. April 2015 mit einem Festakt eröffneten Neubaus am Münchner Königsplatz.

Mit seinen Büchern, Schriften und Ausstellungen hat Nerdinger entscheidende Beiträge zur Erforschung der Kunst- und Architekturgeschichte sowie zu einem öffentlichen Bewusstsein für die Bedeutung von Architektur geleistet. In letzter Zeit hat er sich auch vermehrt mit dem Thema Rekonstruktion auseinandergesetzt.[7][8]

Ehrungen

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Veröffentlichungen (Auswahl)

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Als Autor

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Als Herausgeber

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Literatur

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Commons: Winfried Nerdinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. PressReader vom 23. August 2014, abgerufen am 1. Oktober 2017
  2. Akademie der Schönen Künste: Nerdinger neuer Präsident
  3. GGF: Otto von Freising-Gastprofessur – Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. In: www.ku.de. Abgerufen am 12. September 2021.
  4. Weiße Rose Gedächtnisvorlesung. LMU München, archiviert vom Original am 29. April 2018; abgerufen am 4. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-muenchen.de
  5. Bayerische Akademie der Schönen Künste: Wilhelm Christoph Warning ist neuer Direktor der Abteilung Bildende Kunst. Abgerufen am 16. Juni 2022.
  6. Über uns/die Aktiven, Website der Alvar-Aalto-Gesellschaft, abgerufen am 24. März 2012.
  7. Roman Hillmann: Das Prinzip Rekonstruktion. Institut für Denkmalpflege und Bauforschung der ETH Zürich und Architekturmuseum der TU München, 24. Januar 2008, abgerufen am 20. Mai 2018.
  8. http://www.stmwfk.bayern.de/downloads/aviso/2008_1_aviso_rekonstruktion.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.stmwfk.bayern.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)
  9. BayStMI: Die Leo-von-Klenze-Medaille (Memento des Originals vom 28. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stmi.bayern.de
  10. Winfried Nerdinger auf der Website der Academia Europaea
  11. Kunst- und Wissenschaftsminister Dr. Spaenle händigt Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger aus München das Bundesverdienstkreuz am Bande aus. In: www.km.bayern.de.
  12. Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger erhält die Bene Merito Ehrenmedaille des Außenministers der Republik Polen. In: www.monachium.msz.gov.pl.
Personendaten
NAME Nerdinger, Winfried
KURZBESCHREIBUNG deutscher Architekturhistoriker
GEBURTSDATUM 24. August 1944
GEBURTSORT Burgau