Wolf Dietrich Schneider (* 7. Mai 1925 in Erfurt; † 11. November 2022 in Starnberg) war ein deutscher Journalist, Sachbuchautor und Sprachkritiker.
Wolf Schneider war ein Sohn des Rechtsanwalts und Politikers Bruno Schneider. Er wuchs in Berlin auf. Nach dem Abitur am Berliner Grunewald-Gymnasium diente er im Zweiten Weltkrieg von 1943 bis 1945 bei der Luftwaffe, zuletzt im Rang eines Unteroffiziers.[1] Nach Kriegsende arbeitete er als Dolmetscher bei der US-Armee, ab 1947 dann bei der Münchner Neuen Zeitung, einer Zeitung der US-Militärregierung, zunächst als Volontär, anschließend als Redakteur. Von 1950 an war er sechs Jahre lang Korrespondent der Nachrichtenagentur AP, später Leiter der Nachrichtenredaktion und Washington-Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung. Für das Werner-Friedmann-Institut (später: Deutsche Journalistenschule) war er in dieser Zeit als Dozent tätig.
Im Jahr 1966 wechselte Schneider zum Magazin Stern, bei dem er zuerst Chef vom Dienst und ab 1969 Verlagsleiter war. Er ging 1971 zur Axel Springer AG, um einen „Anti-Spiegel“ zu entwickeln. Das Projekt wurde eingestellt, und er wurde 1973 Chefredakteur der Tageszeitung Die Welt in Hamburg. Weil Schneider einen kritischen Kommentar über den chilenischen Diktator Pinochet hatte erscheinen lassen, erregte er den Unmut Axel Springers und wurde nach nur gut einem Jahr abgelöst. Schneider blieb aber „zur besonderen Verwendung“ bei Springer. In dieser Funktion verteidigte er mit zahlreichen Wortmeldungen den Standpunkt des Axel-Springer-Verlages, als Günter Wallraff 1977 sein Buch Der Aufmacher über die Praktiken der Bild-Zeitung in öffentlichen Veranstaltungen vorstellte.[2]
Im Jahr 1979 wurde Schneider zum Leiter der neu gegründeten Hamburger Journalistenschule (später: Henri-Nannen-Schule) berufen. Er stand bis 1995 an der Spitze dieser Ausbildungsstätte für Journalisten, trug in diesen Jahren zum guten Ruf der Schule bei und machte sich einen Namen als Sprachlehrer und -kritiker.
Von 1979 bis 1987 und 1991 bis 1992 war Schneider einer der Moderatoren der NDR Talk Show. Von Mai 2009 bis 2011 äußerte er sich in der Video-Kolumne Speak Schneider![3] auf sueddeutsche.de regelmäßig zu Themen der deutschen Sprache. Für das Monatsmagazin NZZ Folio der Neuen Zürcher Zeitung schrieb er von 1991 bis 2013 Artikel und Kolumnen.
Wolf Schneider war von 1949 bis 1965 mit Anna, geb. Burgmeier verheiratet, mit der er drei Kinder hatte: Horst Schneider, die Journalistin Susanne Schneider und den im Oktober 2022[1] bei einem Bergunfall verstorbenen[4] Juristen und Rätselautor Curt Schneider.[5] 1965 heiratete er erneut. Aus der Ehe mit Elisabeth-Charlotte, geb. Riemann,[1][6] ging der Sohn Max hervor.[1]
Schneider lebte bis zu seinem Tod mit seiner Frau in Starnberg. Beide kandidierten bei den Kommunalwahlen 2020 erfolglos für die FDP für einen Sitz im Stadtrat ihres Wohnorts.[6][7]
Wolf Schneider starb 97-jährig am 11. November 2022 zuhause in Starnberg.[8][9][10]
Von 1995 bis 2012 hielt Wolf Schneider Sprachseminare für Presse und Wirtschaft und war Ausbilder an Journalistenschulen.[11] Er schrieb 28 Sachbücher, darunter Standardwerke wie Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß (1994), Deutsch für Kenner. Die neue Stilkunde (1987), Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil (1982) und Das neue Handbuch des Journalismus. Seit der Ausgabe vom Januar 2012 erscheint Das neue Handbuch des Journalismus unter dem Titel Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus (gemeinsam mit Paul-Josef Raue). Schneider rät zur knappen, aber informationsreichen Schreibweise.
Schneider gehörte zu den Kritikern der Rechtschreibreform.[12][13][14] Im Herbst 2005 gründete er mit dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache (VDS), Walter Krämer, und Josef Kraus, dem damaligen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, die Aktion Lebendiges Deutsch, mit der in den Jahren 2006 bis 2010 Wörter gesammelt wurden, die überflüssige, hässliche oder nicht allgemein verständliche englische Wörter ersetzen sollten. Schneider hatte außerdem nach eigenem Bekunden ein „kriegerisches Verhältnis“ zur Gender-Sprache, da sie zu einer „lächerlichen Verumständlichung“ des Deutschen geführt habe. Es sei töricht, das natürliche mit dem grammatikalischen Geschlecht in Verbindung zu bringen.[15]