Wynton Marsalis wurde als zweiter der sechs Söhne des JazzpianistenEllis Marsalis und dessen Frau Dolores geboren. Sein älterer Bruder ist der Jazz-Saxophonist Branford Marsalis. Auch die beiden jüngeren Brüder Delfeayo (Posaune) und Jason (Schlagzeug) wurden Jazz-Musiker.
Wynton begann das Trompetenspiel mit 12 Jahren. Erfahrungen in traditionellem Jazz sammelte er als Jugendlicher in der Band von Danny Barker. Nach dem Studium an der Juilliard School of Music in New York wurde er 1980 Mitglied von Art BlakeysJazz Messengers. Seit 1982 ist Marsalis als Solist und Lehrer tätig, wobei er sich sowohl dem Jazz als auch der klassischen Musik widmet. Der Jazzautor Joachim-Ernst Berendt urteilte über ihn: „Seit Dizzy Gillespie ist die Trompete im Jazz nicht mehr mit einer solch luziden instrumental-technischen Meisterschaft geblasen worden wie von Wynton Marsalis.“[1]
Marsalis gilt als äußerst konservativer Musiker, der viele stilistische Entwicklungen des Jazz ab Ende der 1960er Jahre – etwa Free Jazz oder Fusion – rigoros ablehnt.[2] Er wird dafür von Vertretern der Jazz-Avantgarde zum Teil heftig kritisiert – so bezeichneten ihn John Zorn als „rassistisch“[3] und Matthew Shipp als „Faschisten“[4]. Dennoch beteiligte er sich etwa an der Einspielung von Mingus’ Third-Stream-Komposition Epitaph und Joe Hendersons Album Lush Life: The Music of Billy Strayhorn. Als Lehrer am New Yorker Lincoln Center und Musical Director der dortigen Jazz-Abteilung erlangte er in den 1990er Jahren beträchtlichen Einfluss. Einer seiner bekanntesten Mitstreiter ist der Schriftsteller und PublizistStanley Crouch. Er war auch ein wesentlicher Berater für die Fernsehserie von Ken Burns über Jazz, die ebenfalls wegen ihrer eingeschränkten Sicht der Jazzgeschichte in der Kritik stand. Seit 2012 ist er als Kulturkorrespondent für CBS tätig.[5] 2023 wurde Marsalis der japanische Kunstpreis Praemium Imperiale zuerkannt.[6]
Wynton Marsalis war 1990 bis 1997 mit der Ex-Tänzerin und Schauspielerin Victoria Rowell liiert. Ihr gemeinsamer Sohn Jasper Armstrong Marsalis kam am 26. Dezember 1995 zur Welt.
All Rise (Symphonie Nr. 1) für Sinfonie-Orchester, Jazz-Orchester und Chor (1999)
Blues Symphony (Symphonie Nr. 2) (2009)
Swing Symphony (Symphonie Nr. 3) für Sinfonie-Orchester und Jazz-Orchester (2010) – Auftragswerk der Stiftung Berliner Philharmoniker, Uraufführung im Juni 2010 durch die Berliner Philharmoniker und das Jazz at Lincoln Center Orchestra unter der Leitung von Simon Rattle in Berlin[9] mit den Sätzen: I. St. Louis to New Orleans, II. All-American Pep, III. Midwestern Moods, IV. Manhattan to LA, V. Modern Modes and the Midnight Moan, VI. The Low Down Up On High.[10]
„Wynton imitiert die Stile anderer Leute zu gut. Jeden anderen zu imitieren, kann man nicht ohne ein richtiges Defizit lernen. Ich habe noch nie etwas von Wynton gehört, das nach irgendetwas Bedeutendem geklungen hat. Seine Musik klingt wie ein talentierter High School-Trompeter … Er ist genauso jazzig wie jemand, der einen BMW fährt, sportlich ist.“
„Marsalis wird "nicht müde, das Reinheitsgebot des Jazz zu verkünden: Swing, funktionsharmonische Konzepte, spontane melodische Variationen seien das Wesen des Jazz von Beginn an gewesen. Free Jazz, Fusion Music, Beziehungen zu Rap und anderen populären oder auch avantgardistischen kulturellen Erscheinungen lediglich Auswüchse einer von kommerziellem Denken oder Originalitätsfanatismus fehlgeleiteten Ästhetik. –
Was aber bedeutet 'wahrer Jazz' bei einer Musik, die sich als Akkulturationsprodukt aus unterschiedlichsten Quellen speiste und für die die Vermischung schon immer etwas Grundlegendes gewesen ist?“
Wynton Marsalis – Fotografien von Frank Stewart, Sweet Swing Blues, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 1995.
Wynton Marsalis: Jazz – mein Leben. Von der Kraft der Improvisation, aus dem Englischen von Sabine Schmidt, Siedler Verlag 2010 ISBN 978-3-88680-934-9 (englisches Original: Moving to higher ground. How Jazz can change your life, Random House 2008).
↑Maurice André. Zitiert nach: Joachim-Ernst Berendt, Günther Huesmann: Das Jazzbuch. Von New Orleans bis ins 21. Jahrhundert. 7. vollständig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-10-003802-9, S. 212.
↑Keith Jarrett in einem Artikel für die New York Times, 1997.
Zitiert nach: Joachim-Ernst Berendt, Günther Huesmann: Das Jazzbuch. Von New Orleans bis ins 21. Jahrhundert. 7. vollständig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-10-003802-9, S. 213.