Yams (Dioscorea), auch Yam oder Yamswurzel genannt, sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Yamswurzelgewächse (Dioscoreaceae). Die bis zu 800 Arten sind hauptsächlich in den Tropen verbreitet. Einige Arten sind wichtige tropische Nahrungs- und Heilpflanzen.
Yams-Arten wachsen als windende, ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden Rhizome oder Wurzelknollen als Überdauerungsorgane, die in Größe, Gestalt, Farbe und Inhaltsstoffen sowie in ihrer Tiefe in der Erde sehr unterschiedlich sein können. Manche Arten bilden in den Blattachseln Brutknöllchen (beispielsweise Dioscorea bulbifera).
Die wechsel- oder gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfache oder zusammengesetzte Blattspreite besitzt drei bis neun basale Blattadern.[1]
Blütenstände und Blüten
Die Blüten sind immer eingeschlechtig. Die Dioscorea-Arten sind meist zweihäusig (diözisch), selten einhäusig (monözisch) getrenntgeschlechtig. Die Blüten stehen spiralig in seitenständigen, unterschiedlich aufgebauten Blütenständen zusammen, wobei die weiblichen Blütenstände nur wenige Blüten enthalten. Die männlichen Blüten enthalten ein oder zwei Kreise mit je drei Staubblättern, drei davon können zu Staminodien reduziert sein. In den weiblichen Blüten können drei oder sechs Staminodien vorhanden sein.[1]
Früchte und Samen
Die dreikantigen Kapselfrüchte öffnen sich bei Reife am oberen Ende. Die Samen besitzen häutige Flügel.[1]
Nutzung
Yams auf dem „Brixton Market“ in LondonJapanische Yams auf einem Markt in HamamatsuEin japanisches Gericht: Gebackener Yams, mit Katsuobushi (Bonito-Flocken) bestreutYamsstücke werden frittiert, Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire)
Einige Arten und deren Ausleseformen sind Nutzpflanzen, sowohl als wichtige Nahrungspflanzen als auch als Heilpflanzen. Viele Yams-Arten werden wegen ihrer essbaren Wurzelknollen als Nahrungsmittel angepflanzt.
Bei der am meisten angebauten Art erreichen die unterirdischen Knollen eine Länge von bis zu 2 Metern; ihr Geschmack ist süßlich und ähnelt dem von Esskastanien und Kartoffeln. Sie haben eine dunkelbraune bis schwarze Haut und sind reich an Provitamin A sowie Kalium. Außer der „Chinesischen Yamswurzel“ (Lichtwurzel, Nagaimo, Dioscorea polystachya, Dioscorea batatas, Dioscorea divaricata oder fälschlich auch Dioscorea opposita bzw. Dioscorea oppositifolia[2]) und der Dioscorea japonica („Japanische Berg-Yams“ oder „Yamaimo“(山芋)) wirken alle Yams-Arten roh gegessen toxisch.[3] Yamswurzeln ähneln geschmacklich und optisch den Süßkartoffeln, sind aber nicht mit ihnen verwandt. In Südamerika, Afrika und der Karibik sind Yams häufig Bestandteil des Gemüseangebots, in Europa jedoch im Gegensatz zur Süßkartoffel nur selten zu erwerben. In den Küchen der Tropen sind sie ein wichtiger Stärke-Lieferant. In China gibt es ein Vorhaben, mit Hilfe gentechnischer Methoden Sorten von Yams-Arten zu züchten, die als Energiepflanzen für die Erzeugung von Ethanol-Kraftstoff optimiert sind.[4]
In der Naturheilkunde wird wilder Yams je nach Dosierung zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden, gegen PMS und sowohl zur Empfängnisverhütung als auch bei unerfülltem Kinderwunsch eingesetzt.[5] Der Einsatz ist jedoch umstritten und setzt eine intensive Beschäftigung mit dem Thema voraus.[6]
Die wilde Yamswurzel enthält in großen Mengen Diosgenin, ein Cholesterin-Derivat mit zusätzlichen Hydroxygruppen in der Seitenkette, die als inneren Ether weitere Ringe an das Steran-Gerüst anhängen. Obwohl aus Diosgenin nur durch chemischen Abbau das GelbkörperhormonProgesteron gewonnen werden kann (Marker-Degradation), wird Diosgenin in der esoterischen Literatur und der alternativen Medizin als „natürliches“ Progesteron bezeichnet. Die Verwendung der Yams-Wurzel für die Progesteron-Produktion wurde 1944 durch Russell Marker eingeleitet. Er führte in Mexiko zur Entwicklung eines eigenen Pharmaindustriezweiges auf Basis der Yams-Wurzel.
Yams enthält eine geringe Menge Amygdalin, welches im Darm zu Blausäure umgebaut wird.[7]
Wirtschaftliche Bedeutung
Die größten Anbaugebiete für Yams befinden sich in Afrika. Die Hauptproduzenten (2020) sind Nigeria, Ghana und die Elfenbeinküste. Unter den zehn größten Produzenten befinden sich lediglich zwei, die nicht auf dem afrikanischen Kontinent liegen: Kolumbien und Papua-Neuguinea.[8]
Die Gattung Dioscorea wurde 1753 durch Carl von Linné aufgestellt. Der Gattungsname Dioscorea ehrt den griechischen Arzt Pedanios Dioscurides, dessen Heilpflanzenkunde aus dem 1. Jahrhundert für über 1600 Jahre Bedeutung in der Medizin hatte. Synonyme für DioscoreaL. sind: BordereaMiégev., BotryosicyosHochst., ElephantodonSalisb., EpipetrumPhil., HamatrisSalisb., HelmiaKunth, HiginbothamiaUline, Hyperocarpa(Uline) G.M.Barroso, E.F.Guim. & Sucre, MerioneSalisb., NanarepentaMatuda, OncorhizaPers., OncusLour., PolynomeSalisb., RajaBurm., RajaniaL., RicophoraMill., RhizemysRaf., SismondaeaDelponte, StrophisSalisb., TamusL., TamnusMill., TestudinariaSalisb. ex Burch., UbiumJ.F.Gmel..[9]
Die Gattung Dioscorea ist von den tropischen bis gemäßigten Gebieten fast weltweit verbreitet. In China gibt es 52 Arten, 21 davon nur dort. Einige Arten sind in manchen Gebieten der Welt Neophyten.[1]
Die einzigen in Mitteleuropa heimischen Arten sind die Gemeine Schmerwurz (Dioscorea communis) und die Balkan-Schmerwurz (Dioscorea balcanica).[10]
Die Gattung Yams (Dioscorea) umfasst 350 bis 800 Arten:[1][11][9]
Purpur-Yams (Dioscorea alata)Gestielte Laubblätter von Dioscorea brachybotryaHabitus und einfache Laubblätter von Dioscorea bulbiferaSprossachsen mit Knollen von Dioscorea bulbiferaSchmerwurz (Dioscorea communis)Gestieltes, einfaches Laubblatt von Dioscorea cotinifoliaDioscorea dodecaneuraDioscorea dregeana, fruchtendBlütenstand mit Blüten im Detail und einfache Laubblätter von Dioscorea elephantipesKnolle von Dioscorea elephantipesKartoffel-Yams (Dioscorea esculenta)Früchte und fingerförmige Laubblätter der Giftigen Yams (Dioscorea hispida)Dioscorea japonicaKnolle von Dioscorea mexicanaDioscorea nipponicaHabitus und fingerförmige Laubblätter von Dioscorea pentaphyllaHabitus und gestielte, einfache Laubblätter der Chinesischen Yams (Dioscorea opposita)Gestielte Laubblätter von Dioscorea polystachyaDioscorea sincorensisDioscorea stegelmannianaDioscorea sylvaticaHabitus und Laubblätter von Dioscorea trifidaWilde Yams (Dioscorea villosa)
Dioscorea abysmophilaMaguire & Steyerm.
Dioscorea abyssinicaHochst. ex Kunth
Dioscorea acanthogeneRusby
Dioscorea acerifoliaPhil.
Dioscorea acuminataBaker
Dioscorea adenanthaUline
Dioscorea aesculifoliaR.Knuth
Dioscorea aguilariiStandl. & Steyerm.
Dioscorea alainiiRaz (Syn.: Rajania hastataL., Smilax hastataJacq., Smilax lanceolataWalter nom. illeg., Smilax jacquiniiKunth nom. superfl., Smilax bona-nox var. hastata(Jacq.) O.E.Schulz nom. illeg.): Sie wurde 2016 von der Insel Hispaniola erstbeschrieben.[9]
Purpur-Yams (Dioscorea alataL., Syn.: Dioscorea alata var. purpurea(Roxburgh) A.Pouchet, Dioscorea purpureaRoxburgh):[1] Sie bildet ganz unterschiedlich aussehende Wurzelknollen aus.
Dioscorea baracoensis(R.Knuth) Raz (Syn.: Rajania baracoensisR.Knuth, Rajania tenuifloraR.Knuth): Diese Neukombination erfolgte 2016. Sie kommt nur im östlichen Kuba und in Haiti vor.[9]
Dioscorea chouardiiGaussen (Syn.: Borderea chouardii(Gaussen) Gaussen & Heslot): Dieser Endemit kommt nur in den spanischen Pyrenäen im Tal Noguera Ribagorzana vor.
Chih-chi Ting & Michael G. Gilbert: Dioscoreaceae: Dioscorea – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24 – Flagellariaceae through Marantaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2000, ISBN 0-915279-83-5 (Abschnitte Beschreibung und Systematik).
↑siehe auch die entsprechenden Artikel der englischsprachigen Wikipedia.
↑ abcZur Klärung, ob die „Japanische Berg-Yams“ oder „Yamaimo“(山芋) Dioscorea japonica oder Dioscorea opposita genannt wird → siehe: Abschnitt „Dioscorea opposita und Dioscorea japonica“ auf der Diskussionsseite (mit möglichen Einzelnachweisen).
↑Gillian Lockwood, Jill Anthony-Ackery, Jackie Meyers-Thompson u. a.: Kinderwunsch und Fruchtbarkeit für Dummies. Wiley VHC Verlag, 2008, ISBN 978-3-527-70442-2, S. 83.
↑Eintrag zu Amygdalin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 1. Juni 2014.
↑ abcCrops, primary > Yams. In: Produktionsstatistik der FAO 2022. fao.org, abgerufen am 3. Mai 2024 (englisch).
↑ abcde
Rafaël Govaerts, P. Wilkin, R. M. K. Saunders: World Checklist of Dioscoreales. Yams and their allies: 1-65. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, 2007. In: Dioscorea. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 20. April 2020..
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