Wasserpumpenzange
Ein Schmied benutzt eine Greifzange, hier Dornzange
Verwendung eines Elektro-Seitenschneiders

Eine Zange (von althochdeutsch zanga „Zange“, „Beißerin“; verwandt mit griechisch dáknein „beißen“) ist ein zweischenkliges Werkzeug, bei dem die Wirkstellen (Greifbacken, Schneiden usw.) gegenläufig auf das Werkstück fixierend bzw. bearbeitend einwirken. Im Unterschied zur Schere gleiten diese jedoch nicht aneinander vorbei.

Zangen werden in der Neuzeit aus legierten und unlegierten Werkzeugstählen geschmiedet. Für einfache Zangen werden unlegierte Werkzeugstähle mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,45 % verwendet. Höherwertige und stärker beanspruchte Zangen sind aus Materialien mit höherem Kohlenstoffgehalt und/oder Legierungselementen wie Chrom oder Vanadium hergestellt.[1]

Zangen bestehen in der Regel aus drei Bereichen: Griffe, Gelenk, fachsprachlich als Gewerbe bezeichnet und Zangenkopf (mit den Wirkstellen). Solche Gelenkzangen funktionieren nach dem Hebelprinzip: Zwei zweiseitige Hebel sind miteinander durch ein Gelenk verbunden. In aller Regel bilden dabei die Griffe die längeren Hebelarme (= Kraftarm), die kürzeren Hebelarme (= Lastarm) bilden den Zangenkopf. Nach dem Hebelgesetz wird die auf die Griffe aufgebrachte Handkraft wegverkürzend umgewandelt und mittels des Zangenkopfes auf ein Werkstück übertragen. Die Kraft in den Backen, die beim Zusammendrücken der Schenkel eine greifartige Bewegung ausführen, vergrößert sich mit dem Übersetzungsverhältnis. Bei einer Zange, mit der große Kräfte erzeugt werden sollen, muss daher die Entfernung von der Mitte des Drehbolzen bis zum Griff groß und der Abstand von der Drehbolzenmitte bis zu den Greifbacken bzw. Schneiden möglichst klein sein.

Vom Grundtypus der Zange abweichend gibt es Sonderformen, die teilweise auch weite Verbreitung finden, wie etwa die auf dem Kniehebel-Prinzip beruhenden Gripzangen.

Geschichte

Kneifzange aus dem 15./16. Jahrhundert

Die ältesten Zangen dienten vermutlich dem Greifen und Bewegen von heißen Gegenständen (Kohlen, Tiegeln, Schmiedeteilen usw.) und waren, wie die älteste (ägyptische) Art von Zange, wohl nach dem Prinzip der Pinzette konstruiert.[2] Gelenkzangen sind seit der griechischen Antike bekannt.[3] Zu den frühesten bekannten Darstellungen zählen griechische Vasenmalereien, die Zangen als Attribut des griechischen Schmiede- und Feuergottes Hephaistos zeigen. Vom klassischen Werkzeughandel des 20. Jahrhunderts sind zahlreiche Formen für spezielle Anwendungen bekannt.[4]

Die Ausdifferenzierung der Handwerkszweige, insbesondere aber die beschleunigte technische Entwicklung in der Neuzeit (Mechanisierung, Motorisierung, Ausbreitung der Elektrotechnik, Elektronik und Telekommunikation usw.) erforderte immer wieder neue Zangentypen. Zu den aktuelleren Entwicklungen gehören etwa Spezialzangen für die Verarbeitung von Lichtwellenleitern.

Technische Merkmale

Lochzange
Breite Kneifzange (Beißzange)
Kleine Gripzange, die einen Bleistift hält
Schaffnerzange (Tschechoslowakische Staatsbahnen)
Abrisszange
Steinzange zum Steintransport

Zangen sind im Gegensatz zu anderen Handwerkzeugen nicht auf eine spezielle Verrichtung hin ausgelegt (wie etwa Hämmer, Bohrer, Schraubenzieher, Sägen usw.) Ihre Vielfalt ist daher nahezu unbegrenzt.

Nach ISO 5743[5] sollen Zangen mit Schneiden an der Schneide eine Härte von mindestens 55 HRC aufweisen, an der greifenden Oberfläche des Zangenkopfes von mindestens 42 HRC. Darüber hinaus sollen sie mit der Marke des Herstellers oder der Bezeichnung des Lieferanten versehen sein.

Einteilung nach Einsatzzweck

Grundtypen von Zangen sind[6]:

Multifunktionswerkzeuge haben oft eine Zange als zentrales Element.

Zangengelenke

Je nach Anwendung und Qualität der Zange wird hier zwischen mehreren Bauformen unterschieden:

Durchgesteckte Gewerbe sind schwer herstellbar, jedoch ist die Führung im Gelenk auch dann noch gegeben, wenn der Gelenkbolzen durch Verschleiß ein höheres Spiel aufweist. Durchgesteckte Gewerbe werden daher zumeist für feinmechanische Präzisionszangen, insbesondere Seitenschneider, aber auch z. B. für Wasserpumpenzangen und andere verstellbare Zangen eingesetzt.

Griffe

Es gibt zahlreiche Griffarten, mit denen Zangen ausgestattet sind:

Ösen an Griffen werden zur Absturzsicherung verwendet, beispielsweise bei Arbeiten in großen Höhen.

Zangen für handwerkliche Arbeiten

Zu den am meisten verwendeten Zangentypen gehören:

Zangen zum Durchtrennen von Werkstoffen

Spezielle Zangen

Medizinische Zangen

Zungenzange Collin

Eine besondere Gattung sind Zangen für medizinische Zwecke. Auch sie gibt es in großer Formenvielfalt. Sie sind in aller Regel aus korrosionsarmem Stahl gefertigt (zur Verminderung von Korrosion bei der Sterilisation). Ein Beispiel hierfür ist die Tupferzange. Die Hauptfunktion der abgewinkelten Magill-Zange ist die Entfernung von Fremdkörpern aus dem Mund- und Rachenraum. Des Weiteren gibt es in der zahnärztlichen Chirurgie so genannte Extraktionszangen, die in ihrer heutigen Form auf John Tomes (1815–1895) zurückgehen. Für die verschiedenen Lagen, Typen und Größe der Zähne gibt es unterschiedliche Zangen. In der Geburtshilfe dienen Geburtszangen zum Herausziehen des am Kopf gefassten Kindes bei vaginaler Entbindung. Arterienzangen werden zur Blutstillung[9] verwendet.

Zangen für den Haushalt

Zangen der Haushaltung findet man vor allem bei den Küchenwerkzeugen, den Essbestecken und den Servicebestecken. Beispiele für solche Zangen sind:

Zangenähnliche Geräte sind bestimmte Formen des Nussknackers und des Tee-Ei-Löffels.

Trivia

1998 dirigierte der amerikanische Dirigent David Woodard ein Wildlife-Requiem für einen kalifornischen Braunpelikan mit einer Zange statt einem Taktstock.[10]

Literatur

ISO-Normen zu Zangen für Handwerk und Industrie

Einzelnachweise

  1. Allgemeines über Zangen auf der Homepage des Herstellers Knipex
  2. Franz Maria Feldhaus: Die Technik der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker. 1965, S. 1348 f.
  3. Franz M. Feldhaus: Die Technik der Antike und des Mittelalters. Potsdam 1931, S. 126.
  4. Vereinigte Beckersche Werkzeugfabriken: VBW Werkzeuge: Liste Nr. 31 (Zangen im Katalog 1928), Seiten 76–91.
  5. International Organization for Standardization (Hrsg.): ISO 5743 Pliers and nippers — General technical requirements. 3. Auflage. ISO copyright office, 2004.
  6. Ralf Förster, Anna Förster: Einführung in die Fertigungstechnik. Springer Vieweg, Berlin 2018, ISBN 978-3-662-54701-4, 4.4.1 Zangen.
  7. vgl. exemplarisch das Wappen von Zangberg
  8. HAZET-WERK – Hermann Zerver GmbH & Co. KG. Abgerufen am 17. November 2018.
  9. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 520 (etwa Choparts Zange).
  10. Tracy Manzer: „Pelican's Goodbye is a Sad Song“. In: Press-Telegram, 2. Oktober 1998.