Medieval Greek - translation in progress, part 1

1. Einleitung

Unter Mittelgriechisch versteht man gemeinhin die Sprachstufe des Griechischen zwischen dem Beginn des Mittelalters um 600 und der Eroberung der Stadt Konstantinopel durch die Osmanen 1453, da mit diesem Datum meist das Ende des Mittelalters für Südosteuropa definiert wird. Griechisch war ab dem 7. Jahrhundert die alleinige Verwaltungs- und Staatssprache des Byzantinischen Reichs, die damalige Sprachstufe wird daher auch als byzantinisches Griechisch bezeichnet; im Englischen und Neugriechischen wird der Begriff Mittelalterliches Griechisch verwendet.

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Die Erforschung der mittelgriechischen Sprache und Literatur ist ein Teilgebiet der Byzantinistik oder Byzantinologie, die sich umfassend und interdisziplinär mit Geschichte und Kultur der byzantinischen Welt befasst.

1. Introduction

Medieval Greek commonly defines a form of Greek which was spoken during the beginning of the Middle Ages (around the year 600) through the conquest of Constantinople by the Ottomans in 1453; a year usually marking the end of medieval times in Southeast Europe. From the 7th century on, Greek was the only administrative and official language of the Byzantine Empire. Therefore, this language form is also referred to as Byzantine Greek. In English and in Modern Greek the term Medieval Greek is used.

The study of Medieval Greek language and literature is an interdisciplinary branch of Byzantine studies (also Byzantinology), which comprehensively deals with the history and culture of the Byzantine world.

2. Einleitung (cont.)

Der Beginn dieser Sprachstufe wird gelegentlich bereits auf das 4. Jahrhundert datiert, entweder auf den Zeitpunkt der Verlegung der kaiserlichen Hauptresidenz nach Konstantinopel im Jahr 330 oder die Reichsteilung von 395, doch geht dieser Ansatz weniger von den kulturell- sprachlichen als vielmehr von politischen Entwicklungen aus und ist daher recht willkürlich. Erst im 7. Jahrhundert war die oströmisch-byzantinische Kultur so massiven Veränderungen unterworfen, dass es sinnvoll erscheint, von einer Zäsur zu sprechen. Das mittelalterliche Griechisch ist das Bindeglied zwischen der antiken und der neuzeitlichen Sprachform, denn einerseits ist seine Literatur noch stark vom Altgriechischen geprägt und andererseits konnten sich in der gesprochenen Sprache gleichzeitig fast alle Eigenheiten des Neugriechischen entwickeln.

The beginning of Medieval Greek is occasionally dated back to the 4th century. It is either dated back to when the main imperial residences were relocated to Constantinople in 330 or the imperial division in 395. However, this approach takes into consideration the political development rather than the cultural-linguistic development and therefore is random. In the 7th century, the East-Roman Byzantine culture submitted to massive changes. So it might be reasonable to call these changes a caesura. Medieval Greek is the link between the antique and the modern language form. That is, because its literature is still strongly influenced by Old Greek and on the other hand, nearly all peculiarities of the New Greek were able to develop within the spoken language.

3. Geschichte und Verbreitung

Mit der Verlegung des römischen Kaiserhofs nach Byzanz 324–330 rückte das politische Zentrum des Römischen Reichs in eine griechischsprachige Umgebung. Latein blieb zunächst die Sprache sowohl des Hofes und der Armee als auch amtlicher Dokumente, begann jedoch bald zu schwinden. Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts wurden Gesetzesnovellen meist auf Griechisch verfasst und allmählich auch Teile des Corpus iuris civilis ins Griechische übersetzt. Unter Kaiser Herakleios (610–641), der 629 auch den griechischen Herrschertitel βασιλεύς (Basileus) annahm, wurde Griechisch zur offiziellen Staatssprache Ostroms, das sich aber noch lange nach dem Untergang Westroms als Ῥωμανία (Rhomanía), seine Einwohner als Ῥωμαῖοι (Rhomaioi, Rhomäer) bezeichnete.

4. Geschichte und Verbreitung (cont.)

Die Zahl der griechischen Muttersprachler wird um 600 auf gut ein Drittel der oströmischen Bevölkerung, also auf etwa sechs bis zehn Millionen Menschen geschätzt, wobei der Kernraum der Sprache in den antiken Siedlungsgebieten der Griechen, vornehmlich der südlichen Balkanhalbinsel und im westlichen Teil Kleinasiens lag. Die Zahl jener, die sich auf Griechisch zu verständigen wussten, dürfte noch weitaus größer gewesen sein. Auch die oströmischen Städte waren nach wie vor stark griechisch geprägt. Der Süden und Osten des Reiches wurde 603–619 durch die persischen Sassaniden besetzt und nach seiner Rückeroberung durch Herakleios in den Jahren 622–628 wenige Jahre später im Zuge der Islamischen Expansion durch die Araber erobert. Alexandria, ein Zentrum hellenistischer Kultur und Sprache, fiel 642 an die Araber.

5. Geschichte und Verbreitung (cont.)

693 wurde in den eroberten Gebieten Griechisch als Amtssprache durch das Arabische ersetzt. Dadurch wurde das Griechische schon im frühen Mittelalter in diesen Gebieten sehr stark zurückgedrängt. In das spärlich besiedelte Binnenland Anatoliens drangen ab dem späten 11. Jahrhundert mit den Seldschuken Turkvölker ein, die danach westlich gegen den griechischen Sprachraum vordrangen. Mit der Eroberung Konstantinopels (1453), Athens (1456), der Peloponnes (1459/60) und des Kaiserreichs Trapezunt (1461) durch die Osmanen endete der Status des Griechischen als Staatssprache bis zur Entstehung des modernen Griechenland im Jahr 1832. Sprachformen nach 1453 bezeichnet man als Neugriechisch.


In 693, Arabic replaced Greek as the official language in all areas that had been conquered by the Arabs. For this reason, Greek was repressed in these areas already at the beginning of the Middle Ages. At the end of the 11th century, starting with the Seljuks more and more Turkish folks pushed into the scarcely populated areas of the Anatolian midlands and from there infiltrated the Greek-speaking areas from the west. The Osmanian conquest of Konstantinopels (1453), Athens (1456), the Peloponnese (1459/60), and the Empire of Trapezunt(1461)ended the status of Greek as an official state language. Greek was not revived as a state language until the emergence of the modern Greek state in 1832. Any Greek varieties that developed after 1453 are known as Modern Greek.

6. Sprachformen

Die überlieferten Texte in mittelgriechischer Sprache sind weit weniger umfangreich und vielfältig als die aus altgriechischer Zeit. Besonders das volkssprachliche Mittelgriechisch ist in längeren Texten erst ab dem 12. Jahrhundert belegt: Die Volkssprache war unter byzantinischen Gelehrten derart verpönt, dass volkssprachliche Texte sogar vernichtet wurden.

Sprachdualismus

Bereits in hellenistischer Zeit begann die Diglossie der attischen Literatursprache und der sich stetig entwickelnden gesprochenen Volkssprache. Nach dem Ende der Spätantike wurde diese Kluft unübersehbar. Die noch vom Attischen geprägte mittelalterliche Koinē (‚Gemeinsprache‘), die über Jahrhunderte die Literatursprache des Mittelgriechischen blieb, konservierte eine nicht mehr gesprochene Stufe des Griechischen.

7. Sprachformen (cont.)

Die erhaltene Literatur in der Attischen Literatursprache konzentrierte sich weitgehend auf die umfangreich betriebene Geschichtsschreibung (Chroniken sowie klassizistische, zeitgeschichtliche Werke), theologische Schriften und die Aufzeichnung von Heiligenlegenden. Lyrik findet sich in der Hymnendichtung und kirchlicher Poesie. Nicht wenige der byzantinischen Kaiser waren selbst als Schriftsteller tätig und schrieben Chroniken oder Werke zur byzantinischen Staatskunst, strategische oder philologische Schriften. Ferner existieren Briefe, Gesetzestexte und diverse Verzeichnisse und Listen in mittelgriechischer Sprache.

Konzessionen an das gesprochene Griechisch finden sich verschiedentlich in der Literatur: Johannes Malalas’ Chronographie aus dem 6. Jh., die Chronik des Theophanes (9. Jh.) und die Werke Konstantin Porphyrogennetos' (Mitte 10. Jh.) lehnen sich in Wortwahl und Grammatik an die jeweilige Volkssprache ihrer Zeit an, verwenden jedoch keine Alltagssprache, sondern folgen in Morphologie und Syntax weitgehend der aus dem Altgriechischen überlieferten Koinē.

8. Sprachformen (cont.)

Die gesprochene Sprachform wurde mit Begriffen wie glossa dimodis (γλῶσσα δημώδης ‚Volkssprache‘), aploelliniki (ἁπλοελληνική ‚einfaches Griechisch‘), kathomilimeni (καθωμιλημένη ‚gesprochene‘) oder Romaiiki (Ῥωμαϊική ‚römische [Sprache]‘) bezeichnet. Beispiele für rein volkssprachliche Texte sind aus der Zeit vor 1200 äußerst spärlich überliefert. Sie beschränken sich auf zitierte Spottverse, Sprichwörter und gelegentlich in die Literatur gedrungene besonders geläufige oder unübersetzbare Formulierungen. Vom Ende des 11. Jahrhunderts sind vulgärgriechische Gedichte aus literarischen Kreisen Konstantinopels belegt.

9. Sprachformen (cont.)

9. Erst mit dem Digenis Akritas, einer Sammlung von Heldengesängen aus dem 12. Jahrhundert, die später zu einem Vers-Epos zusammengestellt wurden, liegt ein gänzlich in der Volkssprache abgefasstes literarisches Werk vor. Wie eine Gegenreaktion auf die Renaissance des Attischen unter der Dynastie der Komnenen in Werken wie Psellos' Chronographie (Mitte 11. Jh.) oder der ungefähr ein Jahrhundert später entstandenen Alexiade, der Biographie des Kaisers Alexios I. durch seine Tochter Anna Komnena, trat ab dem 12. Jahrhundert etwa gleichzeitig mit dem französischen Ritterroman die vulgärgriechische Versepik ans Licht. Sie behandelte in einem fünfzehnsilbigen Blankvers (versus politicus) antike wie mittelalterliche Heldensagen, aber auch Tier- und Pflanzengeschichten.

10. Sprachformen (cont.)

Singulär ist die im 14. Jahrhundert ebenfalls in Versen abgefasste Chronik von Morea, die auch in französischer, italienischer und aragonesischer Sprache überliefert ist und die Geschichte der französischen Feudalherrschaften auf der Peloponnes beschreibt.

Die frühesten Prosa-Belege des Vulgärgriechischen bestehen in einigen in Unteritalien abgefassten Urkunden des 10. Jahrhunderts. Die spätere Prosaliteratur besteht aus Volksbüchern, Gesetzessammlungen, Chroniken und Paraphrasen religiöser, historischer und medizinischer Werke. Der Dualismus von Literatur- und Volkssprache sollte sich bis weit ins 20. Jahrhundert halten, ehe die griechische Sprachfrage 1976 zugunsten der Volkssprache entschieden wurde.


11. Dialekte

Bemerkenswert ist, dass sich trotz ihrer weiten Verbreitung im östlichen Mittelmeerraum die griechische Volkssprache nicht wie das Vulgärlatein in zahlreiche neue Sprachen aufspaltete, sondern ein verhältnismäßig einheitlicher Sprachraum blieb. Eine Ausnahme bildet das Griechische an der Südküste des Schwarzen Meeres, die Pontische Sprache, die viele Entwicklungen der mittelgriechischen Volkssprache nicht mitvollzogen hat. Dialekte auf der Basis der Koinē bildeten sich etwa nach der Jahrtausendwende heraus. Dialektformen älterer Herkunft haben sich in den süditalienischen Exklaven des Griko und im Tsakonischen auf der Peloponnes bis heute erhalten. Einige der jüngeren Dialekte wie das Kappadokische gingen mit der Umsiedlung der Sprecher in das heutige Griechenland nach 1923 unter, das zypriotische Griechisch besteht als nicht literarische Sprachform bis heute.


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