Johann Georg Armin Geus [ɡɔʏ̯s] (* 10. April 1937 in Staffelstein) ist ein deutscher Biologie- und Medizinhistoriker.

Leben

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Armin Geus studierte Biologie, Geschichte und Kunstgeschichte und schloss seine akademische Ausbildung als Zoologe mit dem Spezialgebiet Parasitologie ab.[1] 1963 wurde er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert, Titel seiner Dissertation war Die Gregarinen der land- und süßwasserbewohnenden Arthropoden Mitteleuropas.[2] Von 1973 bis zu seiner Emeritierung war er ohne Habilitationsschrift Professor für Medizingeschichte an der Philipps-Universität Marburg.[3]

Werk

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Biologie- und Medizingeschichte

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Geus setzt sich insbesondere für die Etablierung der Geschichte der Biologie als Forschungsgegenstand ein. So gründete er 1976 die Basilisken-Presse, einen Fachverlag für Wissenschaftsgeschichte und insbesondere Biologiegeschichte, der in den Anfangsjahren bibliophile Faksimileausgaben historischer naturwissenschaftlicher Werke, teilweise auch kulturhistorischer Schriften herausgab.[4] 1991 erfolgte die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie, aus der 1998 das Biohistoricum hervorging, ein Biologiemuseum mit angeschlossenem Forschungsarchiv, das als einzige Einrichtung ihrer Art in Deutschland gilt.[1] Für das Museum beschaffte Geus 12.000 Bände Fachliteratur und 130.000 Sonderdrucke, die von Instituten oder Archiven biowissenschaftlicher Gesellschaften gestiftet wurden.[5]

Geus publizierte zur Geschichte der Naturwissenschaften, speziell der Biologie und der Medizin. In seinem 2007 gemeinsam mit Ekkehard Höxtermann herausgegebenen Buch Evolution durch Kooperation und Integration präsentiert er nach Ansicht des taz-Redakteurs Helmut Höge ein „anregendes Gegenmodell zu Darwins Evolutionsmodell“, in dessen Zentrum der russische Anarchist Peter Kropotkin als Darwin-Kritiker steht.[6]

Gesellschaftskritik

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Seit Ende der 1990er Jahre gibt Geus, teilweise unter dem Pseudonym Johann Georg Mausinger (Anagramm aus Armin Geus), in seinem Verlag Basilisken-Presse Schriften zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten und zeitkritische Essays heraus.[7] In einer Rezeption in der Zeitschrift Aufklärung und Kritik aus dem Jahr 2011 wird diesen Ausgaben „ein starker aufklärerischer Impetus“ zugeschrieben.[8] Erste Veröffentlichung dieser Reihe ist die Satire Neues aus der Karmaforschung von 1998, in der mit einer fiktiven Fundgeschichte die Reinkarnationsideen des Esoterikers Rudolf Steiner als Wahnvorstellungen illustriert werden.

2002 erschien Jeschua. Die Tochter Gottes, das nach Ansicht des Rezensenten Helmut Walther als Lesevergnügen nützliches Faktenwissen zu Parthenogenese, zur Zirkumzision und zum adrenogenitalen Syndrom vermittelt.[9] Demnach konnte anhand gentechnischer Untersuchungen nachgewiesen werden, dass die 1983 in der Kirche von Calcata verschwundene Reliquie der Heiligen Vorhaut von einer Frau stammt. Somit wäre Jesus Christus „die mit Hilfe des Heiligen Geistes von Gottvater parthenogenetisch gezeugte Tochter der Jungfrau Maria“, die aber wegen eines angeborenen adrenogenitalen Syndroms als vermeintlicher Junge beschnitten wurde.[10] Die These der feministischen Theologie „der weiblichen Natur Gottes“ könne sich entsprechend auf überprüfbare Beweise stützen. In der gleichen Reihe erschien 2004 der Band Der Harem des Propheten, in dem Geus einen Zusammenhang zwischen dem Liebesleben Mohammeds und einzelnen Suren des Korans konstruiert.[9]

2006 beteiligte sich Geus, der sich laut Spiegel „intensiv mit den Hintergründen der Biodynamik befasst[e]“, am Protest gegen eine Übernahme einer bestehenden Stiftungsprofessur für biologisch-dynamische Landwirtschaft an der Universität Kassel in Witzenhausen durch das Land Hessen; Geus nannte die biodynamische Landwirtschaft im Zusammenhang „eine Ausgeburt anthroposophischer Spinnerei“.[11]

Veröffentlichungen zum Islam

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In seiner Basilisken-Presse gab Geus 2008 die Aufsatzsammlung Gegen die feige Neutralität: Beiträge zur Islamkritik heraus, die sowohl in rechten Blogs und Zeitungen wie Politically Incorrect und der Preußischen Allgemeinen Zeitung als auch in der Zeitschrift Aufklärung und Kritik und beim Humanistischen Pressedienst Beachtung fand.

Ebenfalls im eigenen Verlag veröffentlichte Geus 2011 das Buch Die Krankheit des Propheten. Ein pathographischer Essay. Darin heißt es: „Koran und Hadith enthalten zahlreiche Indizien, dass Mohammed seit der ersten Offenbarung an einer paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie mit definierten Wahnvorstellungen und charakteristischen Sinnestäuschungen erkrankt war“.[12] Geus, der selbst kein professioneller Psychologe oder Psychiater ist, stützt sich auf eigene Interpretation dieser Texte und Fachliteratur (ca. 600 Titel) aller einschlägigen Disziplinen.

Das Buch stand im Juni 2011 auf der von SZ, NDR u. a. aufgestellten Liste der Sachbücher des Monats des Online-Magazins Telepolis[13] und wurde in den rechten Zeitungen Junge Freiheit, Preußische Allgemeine Zeitung, Blaue Narzisse sowie vom Humanistischen Pressedienst der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs)[14] rezensiert. Der Journalist Harald Martenstein empfahl den Essay in seiner satirischen Kolumne in der Zeit, konterte Geus aber damit, dass er, Martenstein, dem Koran einen Satz entnommen habe, der „eher für einen pathologischen Hass [des Propheten] auf Kamele“ spricht.[15]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Autor
Herausgeber
Sonstiges
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Einzelnachweise

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  1. a b Das Biohistoricum, Marburger UniJournal, Nr. 8, Januar 2001.
  2. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Johann Georg Armin Geus: Die Gregarinen der land- und süßwasserbewohnenden Arthropoden Mitteleuropas
  3. Biohistoricum zieht von Neuburg an der Donau nach Bonn um, Informationsdienst Wissenschaft, 18. Oktober 2008, abgerufen am 1. Dezember 2012.
  4. Basilisken-Presse im Verlag Natur + Text, abgerufen am 6. Dezember 2012.
  5. Der Herr der Kisten - Der Biologe Armin Geus will die Geschichte seiner Zunft vor dem Reißwolf retten. DIE ZEIT, 09/2000.
  6. Evolution durch Kooperation und Integration bei Perlentaucher (Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung. 24. Mai 2008)
  7. Verlagsprogramm Basilisken-Presse
  8. Helmut Walther: Eine Blütenlese aus der Basilisken-Presse. In: Aufklärung und Kritik. 2/2011, S. 258; als PDF-Datei einsehbar
  9. a b Helmut Walther: Eine Blütenlese aus der Basilisken-Presse. In: Aufklärung und Kritik. 2/2011, S. 256; als PDF-Datei einsehbar
  10. Natur + Text: Johann Georg Mausinger: Jeschua. Die Tochter Gottes
  11. Rafaela Bredow: Erleuchtung durch die Gurke. In: Der Spiegel. 20. November 2006, archiviert vom Original am 9. Juni 2014; abgerufen am 22. Juni 2023.
  12. Armin Geus: Die Krankheit des Propheten. Basilisken-Presse, Marburg an der Lahn 2011, S. 74f.
  13. Sachbücher des Monats: Juni 2011, Die Top Ten unter den Sachbüchern ... präsentiert von der Süddeutschen Zeitung, dem Norddeutschen Rundfunk, Buchjournal, Börsenblatt und Telepolis. In: Telepolis, 11. Juni 2011.
  14. Arzu Toker: Die Krankheit des Propheten. (Rezension). Humanistischer Pressedienst vom 11. August 2011 (Item Nr. 11816)
  15. Harald Martenstein: Das spricht eher für einen pathologischen Hass auf Kamele“. In: Die Zeit, 29. September 2011.
Personendaten
NAME Geus, Armin
ALTERNATIVNAMEN Geus, Johann Georg Armin (vollständiger Name); Mausinger, Johann Georg (Pseudonym); Mausinger, J. G. (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Biologie- und Medizinhistoriker
GEBURTSDATUM 10. April 1937
GEBURTSORT Staffelstein