Awraham Shalom Soetendorp (* 16. Februar1943 in Amsterdam) ist ein niederländischer Rabbiner des liberalen Judentums, der den Zweiten Weltkrieg als verstecktes Kind überlebte und mehrere soziale, ökologische und humanitäre Initiativen begründet hat.
Awraham Soetendorp wurde 1943 im besetzten Amsterdam geboren und überlebte die Verfolgung der Nationalsozialisten bei Pflegeeltern als ein verstecktes Kind.[1] Nach dem Krieg fand er seine leiblichen Eltern wieder und lebte von 1948 bis 1953 in Israel. Dann kehrte seine Familie in die Niederlande zurück, wo sein Vater, Rabbi Jacob Soetendorp,[2] mehrere jüdische Gemeinden wiedererrichtete. Nach seiner Ausbildung am Leo Baeck College in London wurde Awraham Soetendorp 1967 als Rabbiner ordiniert und übernahm ein Jahr später die Leitung der liberalen jüdischen Gemeinde in Den Haag, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2008 innehatte.[3] Von 2001 bis 2007 war er Präsident der Europäischen Sektion der World Union for Progressive Judaism, dem Dachverband der progressiven, liberalen und reformierten jüdischen Gemeinden in Europa. Soetendorp ist verheiratet, hat zwei Töchter und sechs Enkelkinder.[4]
1970 gründete Soetendorp ein niederländisches Solidaritätskommittee für die Juden in der Sowjetunion, das er bis zum Zerfall des Sowjetreiches leitete.
In den 1990er Jahren leitete er das Global Forum of Spiritual and Parliamentary Leaders on Human Survival, auf dessen Treffen im Jahr 1993 in Kyōto auf Anregung von Michail Gorbatschow das Internationale Grüne Kreuz gegründet wurde. Soetendorp übernahm den Vorsitz der niederländischen Sektion und wurde in den Ehrenvorstand der internationalen Organisation gewählt.[5]
Zusammen mit dem Earth Council initiierte das Internationale Grüne Kreuz die weltweiten zivilgesellschaftlichen Konsultationen zur Formulierung der Erd-Charta, einer universellen Erklärung grundlegender ethischer Grundsätze für eine nachhaltige Entwicklung. Soetendorp moderierte den ersten internationalen Erd-Charta Workshop in Den Haag im Jahr 1995 und wurde im Jahr 2000 in die Erd-Charta Kommission, dem damaligen Leitungsgremium der Erd-Charta Initiative berufen.[6][7] Zurzeit leitet Soetendorp die internationale Erd-Charta-Arbeitsgruppe zu Religion, Spiritualität und Ethik.[8]
Infolge der ethnisch-religiösen Unruhen in den Niederlanden nach der Ermordung des Journalisten Theo van Gogh startete Soetendorp im Jahr 2006 das Schulprojekt des „Tag des Respekts“, in dessen Rahmen an Grundschulen verschiedene Programme zum Thema der kulturellen Identität stattfinden. Im Jahr 2010 beteiligten sich über 3.000 Schulen an dem Projekttag, der traditionell am 12. November stattfindet.[9]
Awraham Soetendorp ist Gründungsmitglied der vom ehemaligen niederländischen Premierminister Ruud Lubbers eingerichteten Denkfabrik der Worldconnectors, Mitglied der Rabbis for Human Rights und Mitverfasser der Charter for Compassion.
Im Juni 2010 startete Rabbi Soetendorp das multimediale "Feder-Projekt" zur Förderung der generationenübergreifenden Zusammenarbeit.
Unterstützt wird Rabbi Soetendorp vom Jacob Soetendorp Institut für Menschliche Werte, das er im Jahr 2001 zur Koordinierung seiner verschiedenen Projekte gründete.[10]
Dem Board of Religious Leaders des Elijah Interfaith Institutes in Israel,
Dem neu gegründeten Gathering of European Muslim and Jewish Leaders, das vom Jüdischen Weltkongress und der Foundation for Ethnic Understanding organisiert wird – hier ist Rabbi Soetendorp Mitglied im Koordinationsrat,
Dem Weltkongress der Rabbiner und Imame für den Frieden, der von UNESCO und der in Paris ansässigen Organisation Hommes de Parole unterhalten wird,
Dem Organisationskomitee der von Soetendorp begründeten „interweltanschaulichen“ Feierlichkeiten, die die Eröffnung des Sitzungsjahres des niederländischen Parlaments am Prinsjesdag – dem dritten Dienstag im September begleiten („Prinsjesdag Viering“).
2005: Peace-Builder Award der Alliance for Conflict Resolution and Prevention in Washington D.C., der ihm zusammen mit Imam Feisal Abdul Rauf verliehen wurde
Die Versöhnung einer schmerzvollen Vergangenheit mit einer hoffnungsvollen Zukunft. Gemeinsamer Beitrag mit SKH Prinz Hassan bin Talal von Jordanien, In: Christoph Quarch et al. (Hrsg.): Die Macht der Würde – Globalisierung Neu Denken. Gütersloh 2007, ISBN 978-3-579-06970-8, S. 97–101.
Ein Rat des Gewissens für eine weltweite Partnerschaft. In: Christoph Quarch et al. (Hrsg.): Die Macht der Würde - Globalisierung Neu Denken. Gütersloh 2007, ISBN 978-3-579-06970-8, S. 83–96.
Eine Melodie der Seele. In: Christoph Quarch (Hrsg.): Unsere Welt ist heilig – Auf dem Weg in eine globale Spiritualität. Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-32661-5, S. 132–142.
↑Awraham Soetendorp: Ein Rat des Gewissens für eine weltweite Partnerschaft. In: Christoph Quarch et al. (Hrsg.): Die Macht der Würde - Globalisierung Neu Denken. Gütersloh 2007, ISBN 978-3-579-06970-8, S. 83–96, S. 95.
↑Jacob Soetendorp Institute for Human Values: About Jacob Soetendorp. Abgerufen am 31. Juli 2021 (englisch).
↑Jacob Soetendorp Institute for Human Values: Awraham Soetendorp. Abgerufen am 31. Juli 2021 (englisch).
↑Internationales Grünes Kreuz: Our History. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2020; abgerufen am 31. Juli 2021 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gcint.org
↑Vorstellung der Mitglieder der Erd-Charta Kommission auf der Website der internationalen Erd-Charta Initiative (Memento des Originals vom 27. Dezember 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.earthcharter.org, abgerufen am 31. Mai 2011.