Bernhard Diestelkamp auf einer Vortragsveranstaltung in Göttingen im Februar 2018

Bernhard Diestelkamp (* 6. Juli 1929 in Magdeburg) ist ein deutscher Rechtshistoriker. Er lehrte von 1967 bis 1994 als ordentlicher Professor für Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht an der Universität Frankfurt am Main. Er zählt zu den führenden deutschen Rechtshistorikern. In der Fachwelt ist er vor allem durch die Erforschung des alten Reichskammergerichts hervorgetreten.

Leben und Wirken

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Diestelkamp ist Sohn des Staatsarchivdirektors und Bundesoberarchivrats Adolf Diestelkamp und Irene Diestelkamps, geborene Funck. Er besuchte die Schulen Marienstiftsgymnasium in Stettin, das Wilhelmgymnasium in Hamburg und das Archigymnasium Soest. Nach dem Abitur 1949 am Archigymnasium Soest studierte er von 1949 bis 1959 Rechtswissenschaften an den Universitäten Köln, Göttingen und Freiburg. Im Wintersemester 1949/50 trat der evangelische Student in die Göttinger Burschenschaft Alemannia ein, der er bis heute angehört. Seine Staatsexamina legte er 1951 und 1960 ab. Im Jahr 1960 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. in Freiburg, wo er sich 1966 auch habilitierte. Noch im selben Jahr wurde er ordentlicher Professor für Bürgerliches Recht und Deutsche Rechtsgeschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er 1968 seine Frankfurter Antrittsvorlesung über das Reichskammergericht im Rechtsleben des 16. Jahrhunderts hielt.[1] In Frankfurt lehrte der in Kronberg-Oberhöchstadt lebende Diestelkamp bis zu seiner Emeritierung 1994. Seit 2012 ist er Teilprojektleiter im Frankfurter LOEWE-Schwerpunkt „Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung“.[2]

Diestelkamp beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der deutschen Rechtsgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Er begründete 1973 die Reihe Quellen und Forschungen zur Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, in der bislang mehr als siebzig Bände erschienen sind. Er gibt seit 1988 die Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451 heraus. Weitere Schwerpunkte sind die juristische Zeitgeschichte, die Tätigkeit und Spruchpraxis des königlichen Hofgerichts zwischen Mittelalter und Neuzeit, Gesetz und Gewohnheitsrecht in der Vormoderne, regionales und Stadtrecht im Rezeptionsprozess sowie strafrechtliche Grundbegriffe. Er gab sieben Beiträge einer 2002 in Wetzlar abgehaltenen Tagung der Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung heraus. Darin wurden das 1495 neu formierte Reichskammergericht und die ersten Jahrzehnte seines Wirkens vor allem auf der Grundlage personengeschichtlicher und quantifizierender Untersuchungen behandelt.[3]

Er ist stellvertretender Vorsitzender der Frankfurter Historischen Kommission und korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (seit 1994)[4], Ehrenmitglied der Internationalen Kommission für Stadtgeschichte, Mitglied der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt. Er war Mitglied der Vereinigung für Verfassungsgeschichte. Die Universität Lund verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Ihm wurde 2019 für seine Forschungen zum Reichskammergericht mit der Lotte-Plakette die höchste kulturelle Auszeichnung der Stadt Wetzlar verliehen.

Diestelkamp ist seit 1958 verheiratet und Vater zweier Kinder. Er lebt heute in Göttingen.

Schriften (Auswahl)

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Monographien

Herausgeberschaften

Aufsatzsammlung

Literatur

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Commons: Bernhard Diestelkamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Bernhard Diestelkamp: Das Reichskammergericht im Rechtsleben des 16. Jahrhunderts. In: Hans Jürgen Becker (Hrsg.): Rechtsgeschichte als Kulturgeschichte. Festschrift für Adalbert Erler zum 70. Geburtstag. Aalen 1976, S. 435–480.
  2. Bernhard Diestelkamp auf der Website des Frankfurter LOEWE-Schwerpunkts 'Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung'.
  3. Vgl. dazu die Besprechung von Gabriele Annas in: Historische Zeitschrift 284, 2007, S. 746–747.
  4. Mitgliedseintrag von Bernhard Diestelkamp bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.
Personendaten
NAME Diestelkamp, Bernhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtshistoriker
GEBURTSDATUM 6. Juli 1929
GEBURTSORT Magdeburg