Heinz Reif im Jahr 2007

Heinz Reif (* 31. Oktober 1941 in Oberhausen) ist ein deutscher Historiker. Er lehrte von 1986 bis 2009 als Professor für Neuere Geschichte an der Technischen Universität Berlin. Zahlreiche Arbeiten zur Adelsgeschichte machten ihn zu einem Nestor der deutschen Adelsforschung zum 19. und 20. Jahrhundert.

Leben und Wirken

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Heinz Reif war zunächst als Maschinenbauingenieur tätig. Er studierte von 1968 bis 1973 die Fächer Geschichte, Literaturwissenschaft und Soziologie an den Universitäten Bochum, Münster und Bielefeld. Er war von 1973 bis 1983 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bielefeld bei Jürgen Kocka. Reif wurde 1977 promoviert über das Thema Westfälischer Adel 1770–1860. Vom Herrschaftsstand zur regionalen Elite.[1] Ihm wurde 1981 der Heinz Maier-Leibnitz-Preis verliehen. Er habilitierte sich über das Thema Industrialisierung, Städtebildung und Arbeiterschaft in der Ruhrgebietsstadt Oberhausen 1850–1914 bei Jürgen Kocka, Hans-Ulrich Wehler und Christoph Kleßmann. Von 1983 bis 1986 leitete Heinz Reif das Ruhrlandmuseum (heute Ruhr-Museum) zur Industrie- und Sozialgeschichte des Ruhrgebiets in Essen. Von 1986 bis 2009 war Reif Professor für Neuere Geschichte an der Technischen Universität Berlin. Reif forschte 1995 als Visiting Fellow an der University of Essex und an der University of Leicester. Er gründete 2003 das Center for Metropolitan Studies (Zentrum für Metropolenforschung) der TU Berlin. Seine Nachfolgerin wurde 2009 Dorothee Brantz.

Seine Arbeitsschwerpunkte sind vor allem die Stadtgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, die Geschichte des Adels vom 18. bis 20. Jahrhundert, die Industrialisierung, Deindustrialisierung und Transformation von Industrieregionen, die Verkehrsgeschichte des 20. Jahrhunderts, die Museumskonzeption, Ausstellungsgestaltung und Medienberatung. Er veröffentlichte für die Enzyklopädie deutscher Geschichte einen Band über Adel im 19. und 20. Jahrhundert. Darin plädierte er für eine Abkehr von den die Adelsforschung lange Zeit dominierenden Niedergangsinterpretationen und sprach sich für eine kulturhistorische Erweiterung der Adelsgeschichte aus.[2]

Er war 2001 Herausgeber eines Sammelbandes (Adel und Bürgertum in Deutschland), der die Referate einer Adelstagung bündelt. Darin vertrat er in der Einleitung die These: „Bis in den Nationalsozialismus hinein haben in Deutschland immer wieder bürgerliche Gruppen mit ihren Angeboten zur Bildung, ‚neuen Adels‘, mit ihren Zugriffen auf Werte, Kulturbedeutungen und Handlungsmuster der Adelstradition, den Adel aufgewertet, zu Re-Inventionen eigener ,Adligkeit' angeregt und damit von härteren, kostenreicheren Alternativen der Anpassung an die Moderne abgelenkt“. Die einzelnen Beiträge sollten „adlig-bürgerliche Brückenschläge“, „Angleichungsprozesse“ oder „die Schnittmenge gemeinsamer konservativer, antibürgerlicher und rechtsextremer Überzeugungen des Adels und eines Teils des Bürgertums“ herausarbeiten.[3]

Reif war Herausgeber der Reihe Elitenwandel in der Moderne (bis 2016), Mitherausgeber der Informationen zur modernen Stadtgeschichte (bis 2011), des Jahrbuchs für Wirtschaftsgeschichte (bis 2007) und der Beiträge zur Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (bis 2014). Reif ist Mitglied der Historischen Kommission zu Berlin.

Schriften

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Monographien

Herausgeberschaften

Literatur

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Anmerkungen

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  1. Vgl. dazu die Besprechungen von Elisabeth Fehrenbach in: Zeitschrift für Historische Forschung 8, 1981, S. 374–376; T. C. W. Blanning in: The Journal of Modern History 53, 1981, S. 357–360; Friedrich Keinemann in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 68, 1981, S. 430–431; Gerald L. Soliday in: The American Historical Review 86, 1981, S. 410–412.
  2. Vgl. dazu die Besprechungen von Wieland Held in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 71, 2000, S. 335–336; Hartwin Spenkuch in: H-Soz-Kult, 9. März 2000, (online); Eckart Conze in: Historische Zeitschrift 273, 2001, S. 780–781.
  3. Vgl. dazu die Besprechung von Elisabeth Fehrenbach in: Historische Zeitschrift 277, 2003, S. 769–771.
Personendaten
NAME Reif, Heinz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker
GEBURTSDATUM 31. Oktober 1941
GEBURTSORT Oberhausen