Jacob Palis

Jacob Palis, Jr. (* 15. März 1940 in Uberaba, Minas Gerais) ist ein brasilianischer Mathematiker und Hochschullehrer.

Biografie

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Nach dem Schulbesuch studierte er an der University of California, Berkeley und erwarb 1968 einen Philosophiae Doctor (Ph.D.) bei Stephen Smale mit einer Dissertation zum Thema On Morse-Smale Diffeomorphisms. Nach seiner Rückkehr nach Brasilien wurde er 1973 Professor am Nationalinstitut für reine und angewandte Mathematik (Instituto Nacional de Matemática Pura e Aplicada) in Rio de Janeiro, dessen Direktor er zwischen 1993 und 2003 war. Als Hochschullehrer war er daneben Doktorvater von mehr als vierzig Doktoranden.[1] Als Wissenschaftler befasste er sich insbesondere mit Fragen der Dynamischen Systeme, Differentialgleichungen, Metastabilität, Bifurkation, Attraktoren und der Chaosforschung.

Zwischen 1999 und 2002 war er außerdem Präsident der Internationalen Mathematischen Union. Danach wurde er 2004 zunächst Generalsekretär und schließlich 2006 Präsident der Academy of Sciences for the Developing World, der ehemaligen Third World Academy of Sciences (TWAS).

Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde er mehrfach ausgezeichnet und ist nicht nur Mitglied der National Academy of Sciences, der Académie des sciences, der Russischen Akademie der Wissenschaften, der Norwegischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina, sondern seit 2005 auch Ritter der Ehrenlegion. 1978 war er Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Helsinki (Moduli of stability and bifurcation theory). Daneben erhielt er die Preise der Universitäten von Brasilien (1962), Moinho Santista (1976), der TWAS (1994) sowie den Interamerikanischen Wissenschaftspreis (1994). 1994 wurde ihm das Großkreuz des Ordem Nacional do Mérito Científico (Brasilien) verliehen.[2] 2003/04 war er im ersten Abel-Preis-Komitee.[3]

Im September 2010 wurde Palis „für seine grundlegenden Beiträge im Bereich der mathematischen Theorie dynamischer Systeme“ mit dem Balzan-Preis geehrt.[4][5][6] In der Preisbegründung hieß es ferner, dass „er im Laufe seiner Karriere entscheidende Beiträge zur Theorie der Differentialgleichungen und dynamischen Systeme geliefert hat, die die Grundlage für zahlreiche Anwendungen in den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen waren. Seit der Erforschung chemischer Oszillatoren und Paul Schusters Analysen von Modellen der präbiotischen Evolution wird die Theorie dynamischer Systeme auch in der Chemie angewandt.“[7]

Zu seinen Doktoranden gehören Welington de Melo, Marcelo Viana, Enrique Pujals und Ricardo Mañé[8].

Veröffentlichungen

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Palis, dessen Erdős-Zahl „3“ ist, veröffentlichte im Laufe seiner wissenschaftlichen Laufbahn zahlreiche Fachaufsätze und Fachbücher.

Fachaufsätze

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Fachbücher

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Einzelnachweise

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  1. Jacob Palis, Jr. im Mathematics Genealogy Project (englisch) Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/id verwendetVorlage:MathGenealogyProject/Wartung/name verwendet
  2. Jacob Palis Junior - Membros da ONMC. In: org.br. 2003, archiviert vom Original am 17. Mai 2003; abgerufen am 23. Mai 2022.
  3. The Abel Committee 2003/2004 (Memento vom 3. Juli 2018 im Internet Archive)
  4. Ostsee-Zeitung: Balzan-Preis 2010 für Manfred Brauneck (6. September 2010) (Memento vom 5. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  5. Schwäbische Zeitung: Balzan-Preis 2010 für Manfred Brauneck (6. September 2010)
  6. The European Mathematical Society: Balzan Prize for Mathematics goes to Jacob Palis (6. September 2010) (Memento vom 3. Februar 2011 im Internet Archive)
  7. Chemie-Report: Balzan-Preise 2010 für Shinya Yamanaka und Jacob Palis (8. September 2010)
  8. Mathematics Genealogy Project
Personendaten
NAME Palis, Jacob
ALTERNATIVNAMEN Palis Jr., Jacob; Palis Júnior, Jacob
KURZBESCHREIBUNG brasilianischer Mathematiker
GEBURTSDATUM 15. März 1940
GEBURTSORT Uberaba, Minas Gerais