Josef Adolf Schmoll genannt Eisenwerth (* 16. Februar 1915 in Berlin; † 20. Dezember 2010 in München)[1] war ein deutscher Kunsthistoriker, Ordinarius für Kunstgeschichte an der TU München. Er verfasste über Themen aus der Geschichte der Architektur, Bildhauerei und Fotografie bedeutende Schriften, die heute teilweise als Standardwerke gelten.

Leben

Sein Vater war der gleichnamige Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth, ein Mannheimer Maschinenbauingenieur, der am 24. August 1914 in den Vogesen gefallen war, seine Mutter Eva Schmoll gen. Eisenwerth (geb. Dietmar) (1888–1979), sein Bruder, der Maler, Kunsterzieher und Studienprofessor (Stuttgart) Karl Bernhard Schmoll gen. Eisenwerth (1912–1994). Sein Großvater war der renommierte Wasserbauingenieur und Brückenkonstrukteur Anton Adolph Schmoll genannt Eisenwerth.

Das Abitur legte Schmoll gen. Eisenwerth im Frühjahr 1934 an der Berliner Schulfarm Insel Scharfenberg ab, einer reformpädagogischen Modellschule.[2]

Danach studierte er Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Geschichte und Philosophie in Berlin. 1939 legte er bei seinem Doktorvater Wilhelm Pinder in Berlin seine Dissertation zum Dr. phil. über das Kloster Chorin und die Backsteinfrühgotik in der Mark Brandenburg vor.

Nach sechs Jahren Kriegsdienst (von Herbst 1939 – von 1942 bis 1944 im besetzten Frankreich – bis zur Entlassung aus dem Lazarett im Herbst 1945) war er 1945 zunächst Hilfsassistent an der Universität Hannover, ab Dezember als Wissenschaftlicher Assistent an der TH Darmstadt tätig, von 1946 bis 1949 mit einem Lehrauftrag für Architektur des Mittelalters in Stellvertretung des Ordinariats für Kunstgeschichte. Er begann dort zunächst auch ein weiteres Studium der Architektur.

1948 erhielt er einen Lehrauftrag als Gastdozent von Darmstadt aus an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk (Centre sarrois d’ art et metiers) in Saarbrücken, zum Wintersemester 1949/1950 auch einen Ruf als außerordentlicher Professor für Kunstgeschichte an die nach dem Krieg neu gegründete Universität des Saarlandes. Bei Hans Gerhard Evers schrieb er 1950/51 seine Habilitation über den Bildhauer Auguste Rodin (sie wurde erst später in mehreren Teilen veröffentlicht). 1951 erhielt er die Berufung als Gründungsdirektor des Kunsthistorischen Instituts, seit 1955 als Ordinarius, Prodekan und Dekan der Philosophischen Fakultät.

1966 wechselte er an den Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Technischen Universität München, den er bis zu seiner Emeritierung 1980 innehatte. Sein Verdienst dort ist die Einführung der Kunst der Moderne und des Blickes auf historische Zusammenhänge der Kunst in den Lehrkanon. Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth war der erste, der in München (aufgrund seiner Redekunst vielbesuchte) Vorlesungen über Picasso, Klee, oder das Bauhaus hielt, was insbesondere in der Architektur ein bisher unbehandeltes Kapitel war.

Schmoll gen. Eisenwerth erhielt außerdem Gastprofessuren an der Pennsylvania State University (1970), der Universität Zürich (1974/1975 und 1975/1976), der Ludwig-Maximilians-Universität München (1986), der Universität Wien (1988) und Universität Salzburg (1989).

Er war Mitglied des Kuratoriums des Bauhaus-Museums für Gestaltung in Berlin, des Fotomuseums im Münchner Stadtmuseum, der Wilhelm-Loth-Stiftung in Karlsruhe, sowie seit 1988 Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Darüber hinaus wurde er 1973 ausgezeichnet mit der David-Octavius-Hill-Medaille der Gesellschaft deutscher Lichtbildner, 1980 mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie, 2001 mit der Medaille „München leuchtet“ in Silber.

Seine über 6000 Titel umfassende nachgelassene Bibliothek wird seit 2015 in der Universitätsbibliothek Paderborn verwahrt und ist als Sammlung J. A. Schmoll gen. Eisenwerth erschlossen.[3]

Schriften (Auswahl)

Buchpublikationen

Herausgeber

Weitere Publikationen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Saarbrücker Zeitung, 30. Dezember 2010; Kunstretter. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. Dezember 2010, S. 29.
  2. Dietmar Haubfleisch: Die Schulfarm Insel Scharfenberg in der NS-Zeit. In: Reiner Lehberger (Hrsg.): Weimarer Versuchs- und Reformschulen am Übergang zur NS-Zeit. Beiträge zur schulgeschichtlichen Tagung vom 16.–17. November 1993 im Hamburger Schulmuseum (= Hamburger Schriftenreihe zur Schul- und Unterrichtsgeschichte 6). Hamburg 1994, S. 84–96 (Digitalisat); Dietmar Haubfleisch: Schulfarm Insel Scharfenberg. Mikroanalyse der reformpädagogischen Unterrichts- und Erziehungsrealität einer demokratischen Versuchsschule im Berlin der Weimarer Republik (= Studien zur Bildungsreform 40). Lang, Frankfurt [u. a.] 2001, ISBN 3-631-34724-3 (enthält eine Biographie Schmolls).
  3. Sammlung Prof. Dr. Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth bei www.ub.uni-paderborn.de.