Karl Josef Friedrich (* 17. Juni 1888 in Dresden; † 17. Juli 1965 in Seifersdorf) war ein evangelischer Pfarrer und Schriftsteller mit zeichnerischer und musikalischer Begabung. Er war von 1915 bis 1927 Pfarrer in Grünhain und von 1927 bis zu seiner Emeritierung 1959 Pfarrer von Seifersdorf und Schönborn bei Radeberg.

Leben und Werk

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Karl Josef Friedrich wurde im Dreikaiserjahr in Dresden-Neustadt geboren und besuchte dort seit 1894 die 4. Bürgerschule und seit 1898 das Königliche Gymnasium.[1] Von 1901 bis 1908 ging er in Meißen auf die Fürstenschule St. Afra und machte dort sein Abitur. Durch den Tod des Vaters[2] im August 1907 kam er zum Glauben.[3] Ab 1908 folgte ein Theologiestudium in Marburg (bei Wilhelm Herrmann und Martin Rade), Tübingen und Leipzig (u. a. bei dem von ihm so hochgeschätzten Caspar René Gregory).

Vom 17. bis 19. Mai 1910 besuchte er den Evangelisch-Sozialen Kongress in Chemnitz und im August desselben Jahres den Weltkongress für freies Christentum. Am 29. Juli 1911 beendete er sein Hochschulstudium mit dem Universitätsexamen und wurde Hauslehrer in Essen. Weihnachten 1911 entdeckte er das Romanmanuskript von Agnes Günther,[4] die er während des Studiums in Marburg kennengelernt hatte.

Im Jahr 1912 machte er Besuche auf Schloss Neubeuern/Inn (Januar–März)[5] und bei Rainer Maria Rilke in München (März); im selben Jahr noch unternahm er eine Bootsfahrt auf der Donau (August) und bearbeitete das Manuskript „Die Heilige und ihr Narr“ von Agnes Günther (September/Oktober). Es folgte ein Besuch in Bauerbach bei Marburg (November/Dezember), und Friedrich schrieb seinen ersten eigenen Roman „Die Gottschaft Chosrams“. Im Jahr 1913 besuchte er Paris (Januar–März) und unternahm im Mai auf der Elbe die legendäre Fassfahrt von Dresden nach Meißen; im Mai erschien „Die Heilige und ihr Narr“.[6] Am 15. Juni 1913 wurde er in Rabenstein zum Pfarrer ordiniert und bestand im Oktober seine zweite theologische Prüfung.

Seit dem 1. September 1914 war er Vikar in Technitz, schrieb das Heft „Gott im Kriege“ und musste erleben, dass der befreundete Vegetarier Friedrich Jaskowski[7] schon im Dezember 1914 im Ersten Weltkrieg fiel. Im März 1915 reiste er zu einigen zeitgenössischen „Gottesfreunden“ (u. a. Rudolph Sohm, Johannes Schlaf, Wilhelm Herrmann, Wilhelm Steinhausen, Hans Thoma, Gusto Gräser,[8] Christoph Schrempf, Karl Caspar und Arthur Bonus)[9] und wurde im April in seine erste Pfarrstelle in Grünhain eingewiesen.

Im Jahr 1916 verlobte sich Friedrich und heiratete am 17. Juli Elfriede Hecker aus Leipzig. Ein Jahr später wurde die Tochter Christliebe[10] geboren. Seit 1918 schrieb er Aufsätze für die „Vegetarische Warte“ und seit 1919 für das Kirchgemeindeblatt „Jesus im Grünen Hain“. Friedrich lebte bereits seit 1913 fleischlos, seit 1919 auch alkohol- und nikotinfrei. 1921 und 1924 wurden die Söhne Gotthold und Reinherz[11] geboren. Seine Ehefrau Elfriede, der er ein Gedenkheft „Die Pfarrfrau von Grünhain“ widmete, verstarb 1924. Tief getroffen und doch getröstet begann er am 11. Oktober 1926 sein Trostamt für Unglücksfälle, das in der Folgezeit über 70.000 Trosthefte (meist kostenlos) versandte. Zwei Jahre später gestaltete er die Kirchliche Woche Grünhain, 1927 die Heilswoche und das Liebesmahl Grünhain.

Friedrich war mit dem Unternehmer Friedrich Emil Krauß befreundet und hatte Kontakt zur Künstlergruppe Chemnitz, zu der auch Georg Gelbke gehörte; dieser sowie der Maler und Graphiker Ernst Müller-Gräfe[12] porträtierten ihn 1915 bzw. 1922[13]; Erich Ockert zeichnete ihn 1937 und 1940, Otto Dix 1952, Werner Juza 1964. Zu seinen Interessengebieten gehörte zeitweilig die Sternenkunde. Er gründete den „Berg- und Krippenverein Grünhain“ und leitete den „Vortragsaustausch Volksmission Schwarzenberg“. Er war ein Verehrer von Hans Luther, Ludwig Richter und Hans Thoma.

Im August 1927 wurde er in das Doppelpfarramt Seifersdorf und Schönborn bei Radeberg eingewiesen und gründete 1928 das Kirchgemeindeblatt „Sonnenschein“ (ab Februar). An seinem 40. Geburtstag verlobte er sich erneut und heiratete drei Monate später die Pfarrerstochter Edelgard Ploth. In den Jahren 1931, 1932, 1934, 1941 und 1946 wurden die Kinder Gottlinde,[14] Heiltraut,[15] Glaubrecht, Traugott und Liebgard[16] geboren. Im Zweiten Weltkrieg fielen 1943 die Söhne Gotthold (22 Jahre) und Reinherz (19 Jahre), 1952 starb die Tochter Gottlinde mit 21 Jahren.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden etliche Schriften Friedrichs verboten, darunter das Trostheft und die Bücher „Frauen als Helden“ und „Geschichten um Gott“.[17]

Im August 1959 wurde der 71-Jährige emeritiert und erlitt zwei Jahre später einen Schlaganfall. Er starb am 17. Juli 1965 im Alter von 77 Jahren im Pfarrhaus in Seifersdorf und wurde vier Tage später auf dem Dorffriedhof begraben.

Darstellung Friedrichs in der bildenden Kunst

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Herausgeber

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Eigene Werke

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Ungedruckte Manuskripte

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Das Königliche Gymnasium in Dresden-Neustadt wurde 1874 als staatliche höhere Schule für Knaben gegründet und unterstand direkt dem Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts. Nach Zerstörung des Schulgebäudes 1945 wurde das Gymnasium nicht wieder eröffnet. (online auf archiv.sachsen.de)
  2. Edelgard Friedrich: „Der Vater, ursprünglich Porzellanmaler, aus Deutschböhmen eingewandert, von Beruf Kaufmann: ein evangelisch gesinnter Katholik; die fromme Mutter, aus dem Altenburgischen stammend: treuste Kirchgängerin.“ (Zur Ehre Gottes, S. 3)
  3. Karl Josef Friedrich: „So wurde mir durch Gottes Führung der schwerste und furchtbarste Tag meiner Jugend zu dem wichtigsten Tag meines Lebens, denn durch diesen Tod bin ich zum Glauben gekommen. Der Tod hat mich zu Gott gejagt. Jetzt kann ich dankbar sagen: Ich bin erlöst durch Jesus Christus, auch vom Tode.“ (Mein buntes Leben, S. 44)
  4. Karl Josef Friedrich: „Ihr Dankbarer, ihr Lebensdankbarer bin ich noch heute, für Zeit und Ewigkeit sind wir verbunden. Es mag hin und wieder, nicht zu oft, solche Freundschaften geben, wo ein junger Mann einer viel älteren, edlen Frau geistig zugetan ist, ohne jede Sinnlichkeit. Der junge Mensch lauscht ihr, dient ihr, ist ihr ergeben, er liegt zu ihren Füßen und schaut sie an, die auf dem Throne sitzt.“ (Mein buntes Leben, S. 52 f.)
  5. In dem Dichterkreis, den die Baronin Wendelstadt in Neubeuern am Inn um sich scharte, lernte Karl Josef Friedrich neben Hofmannsthal, Heymel und Rainer Maria Rilke auch Rudolf Alexander Schröder kennen. (Mein buntes Leben, S. 82)
  6. Deutschlandradio Kultur vom 31. Mai 2011: Der Stuttgarter Antiquar Frieder Weitbrecht, Enkel des damaligen Verlegers Friedrich Weitbrecht im Verlag Steinkopf, hat das handgeschriebenes Verlagsbuch aufgeschlagen – auf der ersten Seite prangen die Worte „mit Gott“ – und er entnimmt daraus die Auflagenentwicklung: „Wir sehen hier 1913 im April 3.200 Exemplare, im September 3.300 und im Dezember 3.300. Also im ersten Jahr schon 10.000. Das ist ziemlich flott. 1914 im Februar waren es 6.600, und im Juni 10.000, im September 1914 allein 20.000 und im Dezember noch mal 20.000. Wie teuer war denn das Buch? 4 Mark 50. 1921, im November, noch mal 10.300, 1923 6.600 und so geht es weiter. Und insgesamt bis heute sind, glaub ich, 1,7 Millionen Exemplare auf dem Markt. Von den 1,7 Millionen sind vielleicht 1,65 Millionen vor 1960 verkauft worden. Danach hat es schon sehr nachgelassen. Der Verlag verkauft jetzt noch von der Auflage, die 2001 gedruckt wurde.“ (online auf dradio.de)
  7. Friedrich Jaskowski, Philosophie des Vegetarismus. Eine philosophische Grundlegung und eine philosophische Betrachtung des Vegetarismus und seiner Probleme in Natur, Ethik, Religion und Kunst, Berlin 1912 (online auf NorbertMoch.de)
  8. Karl Josef Friedrich: „Damals lebte in Stuttgart ein Wanderapostel, Gusto Gräser, ein Reformer auf allen Gebieten, der halb nackt in griechischer Gewandung mit seiner Frau und seiner Kinderschar durch die Lande zog und dichtete, seine Gedichte schön druckte, verkaufte und davon lebte. Er hatte gerade Not mit der Schulbehörde, die seine Kinder in die Schule zwingen wollte. Ich konnte damals dem Bürgermeister diesen seltsamen, lieben Menschen ein wenig erklären und ihn zur Milde veranlassen.“ (Mein buntes Leben, S. 155)
  9. Karl Josef Friedrich, Mein buntes Leben, S. 149 ff.
  10. Pate für Christliebe u. a. Hans Thoma
  11. Pate für Reinherz u. a. Albert Schweitzer
  12. Dessen Sohn Joachim Müller-Gräfe wurde am 21. April 1919 Friedrichs erstes Patenkind. Es folgten in den nächsten Jahren noch fünf weitere Patenkinder: Fromund Aé (12. Mai 1921), Dieter Friedrich (9. November 1926), Friedrich Märkel (14. Juni 1927), Christoph Müller (27. Mai 1928), Christine Hermel (15. Oktober 1933), Gudrun Hartenstein (14. August 1938), Maria Ostermann (29. Januar 1939) und Albrecht Mosig (7. April 1942). Eine Liste seiner sechs Patenkinder hing jahrelang eingerahmt in Friedrichs Arbeitszimmer.
  13. Ernst Müller-Gräfe: Porträt Karl Josef Friedrich 1922 (online auf pkgodzik.de)
  14. Paten für Gottlinde waren Matthäus Schiestl und Hans Luther.
  15. Patin für Heiltraut u. a. Esther von Kirchbach
  16. Pate für Liebgard u. a. Karl Kindt
  17. Karl Josef Friedrich: „Mein Trostheft haben die Nazis verboten, sogar dreimal. Das erste Mal behaupteten sie, das Wort Amt sei geschützt. Ich nannte meinen Dienst doch Trostamt. Also arbeitete ich das Heft um. Dann zürnten sie, weil ich das Heft an Hinterbliebene Gefallener sandte. Es heißt ja Trostheft bei Unglücksfällen, die Nazis meinten, der Heldentod sei ein hohes Glück, aber kein Unglück. Und sie beschlagnahmten mir zehntausend Stück. Und zum dritten Mal verboten sie das Heft, weil ich drin geschrieben hatte, ein Selbstmord geschehe oft, weil zu wenig Glauben im Herzen sei; jetzt seien alle Deutschen gläubig, nämlich an den Führer … Also mußte das Heft verschwinden, natürlich nur, weil es christlich war. Mir wurde noch mehr verboten: ‚Frauen als Helden‘, weil ich alttestamentliche Frauengestalten drin brachte, Heldinnen des Volkes Israel. Und dann wurden meine ‚Geschichten um Gott‘ verboten, weil eine Geschichte drin stand von einem Mann, der nur mit einem Arm und mit einem Fuß geboren war. Er hätte nach der Meinung der Nazis getötet werden müssen, als Krüppel. Er wurde damals aber nicht getötet. Er ist später ein hochangesehener Landgerichtsdirektor geworden, mit einem Fuß und einem Arm! Und schließlich haben sie mir das Schreiben überhaupt verboten.“ (Dresdner Fastnacht, 2004, S. 72 ff.)
  18. Hanna (Scherenschnittkünstlerin); Friedrich SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum; Hausmann-Kohlmann: Porträtbüste Karl Josef Friedrich. Scherenschnitt auf Karton von Hanna Hausmann-Kohlmann, 13. November 1942. 28,7 x 21,5 cm. Blatt 136 mit Künstlersignatur und Autograph des Porträtierten. Dresden: SLUB Mscr.Dresd.App.2386. April 2015, abgerufen am 27. Mai 2023.
  19. Karl Josef Friedrich: „In einem sechzehnseitigen Heft ‚Spring in die Sonne‘ sammelte ich im Auszug 100 solcher Lutherworte, die ich an den Reichskanzler Dr. Hans Luther gesandt hatte, unter den Überschriften: Der Vater, Dem Teufel Trotz, Christus, Glauben, Das Geheimnis Gottes, Beten, Loben, Christlich leben, Ewigkeit - Worte von großer Vollmacht, tiefer Weisheit, starkem Trost.“ (Mein buntes Leben, S. 323)
  20. Karl Josef Friedrich: „Die 3. Auflage hat eine seltsame Vorgeschichte. Es war 1938, in der Nazizeit. Leopold Klotz beschwor mich, ich möchte das Buch ‚nazifizieren‘, z. B. alle freundlichen Stellen über die Juden weglassen. Das habe ich dann auch mit Seufzen und mit schlechtem Gewissen getan, tun müssen.“ (Mein buntes Leben, S. 110)
  21. Ludwig Finckh urteilt über dieses Buch: „So ein Sternbüchlein für Kinder habe ich schon lange gesucht. Ich freue mich, daß ich es gefunden habe. Es drückt das aus, was man unterm Sternenhimmel als Kind empfindet und was kein Erwachsener einem sagen kann.“ (Klappentext)
  22. Der christliche Hausfreund (heute der Neukirchener Kalender) vom 19. November 1932: Trost bei Unglücksfällen nennt sich ein kleines Heft, das Pfarrer Friedrich nach dem Heimgang seiner Gattin verfasst hat. Er schreibt: „Auch mich hat ein Unglück schwer betroffen. Ich bin erfahren im Leid und kann mit dir herzlich fühlen: plötzlich und schnell verlor ich meine vielgeliebte Frau, die Mutter dreier kleiner Kinder. Das Leben der Kinder schien zerstört, mein Glück gebrochen. Da litt ich alles das, was du jetzt leidest, Seele, und deshalb kann ich dich verstehen. Ich kann dir nicht dein unverletztes Glück wiederbringen, aber ich kann dir helfen, deine Gedanken zu ordnen und dein Leid fruchtbar zu machen, denn nach dem ersten bitteren Weh werden dir schwere Gedanken kommen: Was ist der Sinn dieses Leides, das ich erfuhr? Kann denn ein Gott der Liebe, wie wir ihn glauben, dies Schreckliche zulassen? Waltet nicht über uns armen Menschen ein unbarmherziges Geschehen, das uns zermalmt, ein irrsinniger Zufall, der uns zerstampft?“ – Nachdem Pfarrer Friedrich selbst getröstet worden war, möchte er von diesem Trost auch andern sagen. (Kalenderblatt vom 19. November 1932)
  23. Edelgard Friedrich, Februar 1985: „Das Buch wurde geschrieben vom 10. November 1949 bis zum 2. Februar 1950. Unter dem Originaltitel ‚Die Dresdner Fastnacht‘ erschien es gekürzt bei Ernst Kaufmann in Lahr 1955. Nach langem Suchen fand der Verfasser den freikirchlichen Verlag O. Ekelmann, der es umgearbeitet 1957 herausbrachte. Die Bearbeitung durch Herrn Ekelmann hat der Verfasser als schwere Kränkung angesehen (‚Ein Tropfen Essig ist für die Zunge spürbarer als ein Faß Honig!‘). Deshalb nannte er es ‚ein schmerzensreiches Buch‘. Er hielt es für sein bestes Werk. Der Titel ‚Die Stadt vor der Nacht‘ stammt von Herrn Ekelmann.“ (Dresdner Fastnacht, 2004, S. 203)
Personendaten
NAME Friedrich, Karl Josef
KURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Pfarrer und Schriftsteller
GEBURTSDATUM 17. Juni 1888
GEBURTSORT Dresden
STERBEDATUM 17. Juli 1965
STERBEORT Seifersdorf