Die Publikationsstelle Berlin-Dahlem wurde ab 1931 als Abteilung des Preußischen Staatsarchivs unter Albert Brackmann eingerichtet und 1945 aufgelöst.

Aufgabe

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Die Jomsburg

Ihre Aufgabe bestand in der Förderung der deutschen Ostforschung sowie in der Beobachtung und Dokumentation der polnischen und anderer Westforschung. Dazu wurden umfangreiche Übersetzungen angefertigt.

Es wurden unter anderem Statistiken aus Volkszählungen der Sowjetunion sowie Daten und Berichte aus einzelnen Sowjetgebieten zu Materialien für den Generalplan Ost bereitgestellt, den eine Gruppe um Konrad Meyer erarbeitete. Außerdem verwaltete die kurz „Puste“ genannte Stelle im Auftrag der SS die deutsche Judenkartei.[1] In Abstimmung mit dem Bund Deutscher Osten nahm sie Zensurfunktionen wahr, indem sie über das Erscheinen oder die Unterdrückung von Arbeiten zur deutschen Ostforschung entschied.[2]

Die Publikationsstelle war personell weitgehend identisch mit der 1934 gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft (NOFG), die auch die gleichen Räume nutzte (vgl. Volks- und Kulturbodenforschung).

Neben der wissenschaftspolitischen und propagandistischen Funktion arbeitete die Publikationsstelle auch an einer „Volkstumskartei“, die zuletzt 400.000 „volksfremde“ Personen, etwa Juden oder „Zigeuner“ führte, um diese Kartei den Behörden zugänglich zu machen. Weiterhin erarbeitete die Publikationsstelle Kartenmaterial, das der Kriegsführung diente.[3]

Daneben war die Publikationsstelle eine Instanz zur Beurteilung und Zensur von im Reich erscheinenden Schriften aus dem Bereich Ostforschung.

Die Publikationsstelle, zu deren Zuständigkeit auch die Lausitzer Sorben zählten, wurde aus diesem Grund nebst Bibliothek aus dem immer stärker von Luftangriffen betroffenen Berlin im Laufe des Jahres 1943 nach Bautzen evakuiert und gelangte im Februar 1945 zunächst per Bahn nach Coburg[4] sowie größeren Teils nach Beschlagnahme durch die Amerikaner und Verbringung in die Library of Congress nach Washington schließlich an das 1950 gegründete Herder-Institut in Marburg.[5] Der ehemalige Leiter der Publikationsstelle, Johannes Papritz, war 1954–1963 Leiter der Archivschule Marburg.

Mitarbeiter

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Veröffentlichungen

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Die Überlieferung von Publikationsstelle und NODFG ist unvollständig, eine Bibliographie fehlt bisher. Auswahl, Angaben aus Bibliothekskatalogen:

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Götz Aly, Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung. Frankfurt am Main 1995, S. 402.
  2. Ingo Haar: „Revisionistische“ Historiker und Jugendbewegung: Das Königsberger Beispiel. In: Peter Schöttler: Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft. 1918–1945 (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. 1333). 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-28933-0, S. 52–103, hier S. 85.
  3. Thomas Schöbel: Albert Brackmann und die Publikationsstelle Berlin-Dahlem. In: Jessica Hoffmann, Anja Megel, Robert Parzer, Helena Seidel (Hrsg.): Dahlemer Erinnerungsorte (= Geschichtswissenschaft. 11). Frank & Timme, Berlin 2007, ISBN 978-3-86596-144-0, S. 229–243, hier S. 235 ff.
  4. Frank Förster: Die „Wendenfrage“ in der deutschen Ostforschung 1933–1945. Die Publikationsstelle Berlin-Dahlem und die Lausitzer Sorben. Bautzen 2007, S. 208 f.
  5. Herder-Institut: Bestände der Bibliothek (Memento des Originals vom 26. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herder-institut.de.
  6. Jan Baumgart: Co tłumaczyła „Publikationsstelle“. In: Przegląd zachodni. Band 4, Nr. 1, 1948, ISSN 0033-2437, S. 44–63.