Wilhelmsgymnasium Kassel Bad Wilhelmshöhe
Schulform Gymnasium
Gründung 1886
Adresse Kunoldstraße 51
34131 Kassel
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 18′ 36″ N, 9° 26′ 24″ OKoordinaten: 51° 18′ 36″ N, 9° 26′ 24″ O
Träger staatlich
Schüler ca. 1200
Lehrkräfte ca. 70
Leitung Uwe Petersen
Website www.wgkassel.de
Außenansicht Haupteingang des Wilhelmsgymnasiums

Das Wilhelmsgymnasium Kassel (zwischenzeitlich „Wilhelmschule“, kurz „WG“) ist ein öffentliches Gymnasium in Kassel-Wilhelmshöhe.

Geschichte

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Blick vom Wilhelmsgymnasium auf die Sporthalle Bad Wilhelmshöhe

Am 4. Mai 1886 wurde das Königliche Wilhelms-Gymnasium in Kassel am Hanauschen Park oberhalb des Weinbergs eingeweiht. Ihren Namen erhielt die Schule nach dem preußischen König und deutschen Kaiser Wilhelm I.[1] Aufgrund gestiegener Schülerzahlen, die vom Friedrichsgymnasium nicht mehr aufgenommen werden konnten, war der Bau vom preußischen Staat initiiert und finanziert worden. Ein Teil der Lehrer- und Schülerschaft des Friedrichsgymnasiums zog 1886 in die neu eingeweihte Schule. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Schule von Oberstudiendirektor Paeckelmann geleitet. Dieser schuf dem 1936 aus Fritzlar vertriebenen katholischen Marianistenorden als Internatsbetreiber für die Wilhelmschule eine neue Wirkungsmöglichkeit und bewies in der Zeit vor der Bombardierung Kassels Weitsicht. Schüler der Unter- und Mittelstufe gingen im Sommer 1943 in leerstehende Militärbaracken auf den Truppenübungsplatz Schwarzenborn. Weitere Schüler kamen nach der Bombardierung hinzu. Sowjetische Kriegsgefangene und eine Wehrmachtsstrafkompanie waren weitere Bewohner. Der Unterricht begann zu Beginn des Jahres 1944. Im September 1944 musste die Wilhelmschule wegen zunehmender Bombengefahr und wegen Platzbedarfs der Wehrmacht nach Neukirchen umsiedeln. Wegen Platzmangels gingen die jüngsten nach Berndorf bei Korbach und der Rest der Unterstufe sowie die Mittelstufe nach Wetter bei Marburg. Nach dem Einmarsch der Amerikaner erwies sich als äußerst nützlich, dass 1943 die Schüler Peter Scholl-Latour und Wolfgang Herzog als verfolgte Halbjuden in Kassel Abitur ablegen konnten. Ersterer kam von Westen mit Angehörigen der U. S. Army wieder nach Kassel und konnte aufgrund seines Erlebens Vertrauen der US-Amerikaner zu Direktor Paeckelmann herstellen. Am 30. Oktober 1945 wurde die Abteilung Neukirchen der Staatlichen Wilhelmschule aufgelöst und im Jahr 1946 nahm die Wilhelmschule in Kassel in der Torwache am Wilhelmshöher Platz ihren Schulbetrieb wieder auf. Viele Kasseler Schüler waren heimgekehrt. In Neukirchen hatte die Schulgemeinschaft durch Vertriebene erheblich zugenommen. Aus den dort Verbleibenden wurde die „Aufbauschule Neukirchen“ als Realgymnasium mit staatlicher Erlaubnis von der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck übernommen und später anerkannt.[2] Nach den provisorischen Lösungen, einschließlich einer zeitweiligen Auslagerung von 1947 bis 1950 nach Neukirchen, konnte erst 1959 der erste Bauabschnitt am heutigen Standort bezogen werden, drei Jahre später der gesamte Komplex – pünktlich zur Jubiläumsfeier des 75-jährigen Bestehens der Schule, die aus diesem Grund ein Jahr verspätet im Jahr 1962 stattfand.[3] Der Architekt dieses Gebäudes, Werner Noell, war seinerzeit Leiter des Hochbauamtes Kassel.[4] Aus dem im Krieg zerstörten Gebäude konnte lediglich eine Eulenbüste gerettet werden, die heute als Wahrzeichen im Eingangsbereich der Schule steht. Die Eule ist – als Symbol für Wissen und Weisheit in der griechischen Mythologie – zugleich das Wappentier der Schule.

Am 1. August 1968 wurde an der Wilhelmschule, wie das Wilhelmsgymnasium vorübergehend hieß, die Koedukation eingeführt. 1985 wurde die Schule durch einen weiteren Bau erheblich vergrößert. 2007 wurden im Neubau Räumlichkeiten für einen pädagogischen Mittagstisch geschaffen, im Februar 2009 begann neben der Schule der Bau einer neuen Drei-Felder-Turnhalle mit integrierter Mensa. Das Projekt wurde Anfang 2010 fertiggestellt. Aktuell besuchen ca. 1200 Schülerinnen und Schüler das Wilhelmsgymnasium. Von 2002 bis 2013 war Hans-Jürgen Ziegler, ein ehemals erfolgreicher Stabhochspringer, Schulleiter des Wilhelmsgymnasium.

Schule und Schulleben

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Siegelmarke K. Wilhelmsgymnasium Cassel

Das Schulgebäude ist in den Alt- und den Neubau unterteilt. Im vierstöckigen Altbau befinden sich im Keller die Fachschaften Biologie und Latein und das hauseigene Lehrschwimmbad sowie der „Pumakäfig“, in dem das Fach Darstellendes Spiel unterrichtet wird. Im Erdgeschoss befinden sich die Physikfachräume (einer ehemals Hörsaal) und eine Cafeteria, außerdem die Sporthalle, der SEK (Streitschlichtung) Raum, der Hausmeisterraum und die Toiletten. Im 1. Obergeschoss befinden sich neben der Verwaltung mit Sekretariat, den Büros der Schulleiter auch die Chemie-Räume und das Lehrerzimmer. Im zweiten Obergeschoss liegen die Kunst- und Musikräume und der Informatikfachraum.

Der Neubau besteht zu großen Teilen aus Klassenräumen, im Keller befindet sich die Lehrmittelbibliothek, ein Fotolabor, ein weiterer Musikraum und ein Bandraum. Bis zum Sommer 2010 waren dort zwei Speiseräume, die seit dem Schuljahr 2010/11 durch eine neue Mensa im Sporthallenneubau abgelöst wurden. Die dadurch frei gewordenen Räume dienen als Ersatz für einen in die Jahre gekommenen Pavillon, der im Zuge des Neubaus der Sporthalle abgerissen wurde. Im ersten Stockwerk befindet sich der Medienraum.

Direkt neben der Schule befindet sich die neue Sporthalle Bad Wilhelmshöhe, die offiziell der Stadt Kassel gehört und von mehreren Schulen benutzt wird.

Am Fuldaufer wurde ein neues Bootshaus als Ersatz für das alte marode gebaut. Es ist als multifunktionales „WG-Haus“ seit 2011 verfügbar, hier sind zudem die Ruderboote des Rudervereins des Wilhelmsgymnasiums Kassel (RVWG) untergebracht.

Die Schule bietet verschiedene Arbeitsgemeinschaften und Aktivitäten an:

Das Wilhelmsgymnasium bietet den Schülern die Teilnahme an Austauschprogrammen an, namentlich mit Schulen in Brownsburg, Preston und Seattle (alle Vereinigte Staaten), Paris, Kanton Waadt (Romandie in der Schweiz) und Kapstadt (Südafrika).

Jedes Jahr am ersten Freitag im Dezember findet das „Budenfest“ statt, bei dem Klassen Weihnachtsartikel und Essen verkaufen und die Einnahmen an eine Organisation spenden.

Traditionell finden jedes Jahr ein Weihnachtskonzert, ein Sommerkonzert und ein Ehemaligenfest statt.

Der Knabenchor trat im November 2016 im Staatstheater Kassel mit dem Stück Coole Komponisten (Dirigent: Xin Tan, Moderation: Constanze Betzl) auf.

Seit 2020 ist das Wilhelmsgymnasium, vor allem durch das Engagement der Umwelt-AG, offiziell Umweltschule.[5][6]

Unterricht

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Der Unterricht erfolgt von der fünften bis zur zehnten Klasse im Klassenverband, in den E- und Q-Phasen in Kursen. Die Schüler belegen ab der fünften Klasse Englisch als erste Fremdsprache, ab der siebten Klasse kommt entweder Französisch oder Latein hinzu. Ab der Oberstufe können zusätzlich Latein als dritte Fremdsprache (zusätzlich zu Französisch), Spanisch und Informatik belegt werden. Nebenbei wird auch noch Schwimmen in der 5. und 8. Klasse angeboten.

Schwerpunkte

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Das Wilhelmsgymnasium hat innerhalb seiner Organisation folgende Schwerpunkte gesetzt

Bekannte Lehrer

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Ehemalige Schüler (Auswahl)

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Commons: Wilhelmsgymnasium Kassel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Provinzialschulrat Dr. Lahmeyer zur Einweihung des „Königlichen Wilhelms-Gymnasiums“ am 4. Mai 1886. In: Wilhelmsgymnasium – Wilhelmschule. 1886–1986. Festschrift. Selbstverlag, Kassel, 1986, S. 40.
  2. Josef Hornung: Zur Vorgeschichte der Melanchthon-Schule In: Melanchthon-Schule Steinatal 1948-1988 – 40 Jahre im Herzen der Schwalm (Festschrift 40 Jahre Melanchthon-Schule 1988)
  3. Günter Schäfer-Hartmann: 125 Jahre Wilhelmsgymnasium Kassel. In: 125 Jahre Wilhelmsgymnasium. Festschrift 2011. S. 52–57.
  4. Kerstin Renz (Hrsg.): Kassel, deine Schulen. Schriftenreihe des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung der Universität Kassel, Nr. 36. Kassel 2019, S. 124.
  5. WG als Umweltschule anerkannt. In: Wilhelmsgymnasium Kassel. 15. August 2020, abgerufen am 22. Juni 2021 (deutsch).
  6. Umwelt-AG. In: Wilhelmsgymnasium Kassel. Abgerufen am 22. Juni 2021 (deutsch).
  7. Michael Müller: SCHICK, Eduard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 22, Bautz, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-133-2, Sp. 1215–1220.
  8. Hilary Earl: The Nuremberg SS-Einsatzgruppen Trial, 1945–1958: Atrocity, Law, and History. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-45608-1, S. 108–109.
  9. Ernst August Lassen im Munzinger-Archiv, abgerufen am 23. März 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  10. @1@2Vorlage:Toter Link/www.hugv-denn-ditt.deHerbert Günther auf www.hugv-denn-ditt.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2021. Suche in Webarchiven)
  11. Autoren A-L (Memento vom 7. August 2008 im Internet Archive)