Neues Testament
Evangelien
Apostelgeschichte
Paulusbriefe
Katholische Briefe
Offenbarung
St. Petrus, Fresko, Kirche von Lärbo, Gotland, 13. Jahrhundert

Der erste Brief des Apostels Petrus gehört zum Neuen Testament.

Verfasser

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vers 1,1 EU gibt den Apostel Petrus als Verfasser an. In 5,1 EU nennt sich der Autor „Mitältester und Zeuge der Leiden Christi“. Er schreibt den Brief „durch Silvanus“ (5,12 EU) und nennt Markus seinen „Sohn“ (5,13 EU).

Die Verfasserschaft von Petrus wird in der altkirchlichen Tradition bestätigt, und zwar im 2. Jahrhundert von Polykarp, Papias, Clemens von Alexandria und Irenäus, im 3. Jahrhundert von Tertullian, Origenes und Cyprian. Bei allen diesen Autoren wird der erste Petrusbrief zu den allgemein anerkannten Schriften gezählt und seine Aufnahme in den Kanon nie in Frage gestellt.[1]

Argumente für und gegen eine Verfasserschaft des Apostels Petrus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die historisch-kritische Forschung bezweifelt überwiegend, dass Petrus der Verfasser war, und zwar aus folgenden Gründen:

Gegenargumente sind:

Sekretärshypothese

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einem Markus (1 Petr 5,13 EU) wird auch ein Silvanus erwähnt (1 Petr 5,12 LUT: „durch Silvanus, den treuen Bruder, habe ich euch, wie ich meine, wenige Worte geschrieben“), der möglicherweise mit dem Paulusbegleiter Silas identisch ist. Von einigen katholischen und evangelikalen Theologen wird daher vermutet, dass Silvanus den Brief im Auftrag des Petrus geschrieben habe (Sekretärshypothese), vielleicht in den letzten Lebensjahren des Petrus.[14][15]

Abfassungsort

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Stadt Babylon, die in 5,13 EU als Abfassungsort angegeben wird, ist möglicherweise Rom gemeint. Es kann sich jedoch auch um eine Metapher für die Diaspora handeln, wie sie seit dem Exil im Judentum verbreitet war.[16]

Empfänger

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Brief beginnt mit den Worten:

Nach Vers 1,1 EU ist der Brief offensichtlich an die Christen in der Zerstreuung in ganz Kleinasien gerichtet. Nur die südlichen römischen Provinzen, Lyzien, Zilizien und Pamphylien in Kleinasien werden nicht genannt.

Einige Verse, zum Beispiel 2,9 EU oder 4,3 EU, weisen auf Heidenchristen als Empfänger hin, eine aus Juden- und Heidenchristen gemischte Leserschaft wird deshalb aber nicht ausgeschlossen. Sie ist sogar wahrscheinlich, da es in Kleinasien viele Judenchristen gab.

Datierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lange wurde die Entstehung des Briefes mehrheitlich auf die Zeit um 90 n. Chr. datiert;[17] heute wird von Exegeten ein Zeitfenster zwischen 90 und etwa 130 n. Chr. angenommen.[18] Bei der Annahme einer tatsächlichen Verfasserschaft des Apostels Petrus wird der Brief auf die Zeit vor oder um 60 datiert.[19]

Gliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lexikonartikel und Textausgaben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommentare

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelstudien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Andreas Merkt: 1. Petrus. Teilband 1. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-647-53974-4, S. 16–19.
  2. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus (= Theologischer Kommentar zum Neuen Testament. Band 19). Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 9–10.
  3. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 10.
  4. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 175.
  5. vgl. Karl-Heinrich Ostmeyer: Die Briefe des Petrus und des Judas (= Die Botschaft des Neuen Testaments). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021, ISBN 978-3-7887-3510-4, S. 17.
  6. Markus Vinzent: Die Auferstehung Christi im frühen Christentum. Herder Verlag, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-31212-0, S. 72–74.
  7. vgl. Karl-Heinrich Ostmeyer: Die Briefe des Petrus und des Judas. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021, ISBN 978-3-7887-3510-4, S. 23.
  8. so mit Bezug auf den 3. Korintherbrief Karen H. Jobes: 1 Peter (=Baker Exegetical Commentary on the New Testament). Grand Rapids 2005, S. 16. Zitat: “Pseudonymity appears to have been an accepptable literary device when the alleged author had been dead for centuries, as in the case of Enoch and Solomon. However, when generated relatively soon after the alleged author’s death (or during his lifetime […]) it appears to have been viewed as forgery …” (deutsch: „Pseudepigraphie scheint ein akzeptiertes literarisches Mittel gewesen zu sein, wenn der vorgebliche Verfasser bereits seit Jahrhunderten tot war, wie im Falle Henochs und Salomons. Wenn sie jedoch kurz nach dem Tod des vorgeblichen Verfassers unternommen wurde (oder noch zu dessen Lebzeiten), so scheint sie als Fälschung angesehen worden zu sein.“) Zitiert nach: Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 10 Anm. 10.
  9. vgl. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 11.
  10. vgl. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 200.
  11. vgl. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 14.
  12. vgl. Andreas Merkt: 1. Petrus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-647-53974-4, S. 46 ff.
  13. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 20–23.
  14. Georg Strecker: Theologie des Neuen Testaments. Hrsg.: Friedrich W. Horn. De Gruyter, Berlin, Boston 2015, ISBN 978-3-11-087603-1, S. 657.
  15. Martin Ebner, Stefan Schreiber et al.: Einleitung in das Neue Testament. 3. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-17-036108-9, S. 527.
  16. Martin Vahrenhorst: Der erste Brief des Petrus. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-017959-2, S. 202.
  17. Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament. Göttingen 1996, S. 460.
  18. Marlis Gielen: Der erste Petrusbrief. In: Martin Ebner, Stefan Schreiber (Hrsg.): Einleitung in das Neue Testamen. 3., überarb. Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2020, S. 521–533 (hier: S. 529 f.).
  19. Z. B. Klaus Berger: Kommentar zum Neuen Testament. Gütersloh 2011, S. 909 f.: „zwischen 50 und 55 n. Chr.“