Der ambrosianische Ritus ist ein liturgischer Ritus der lateinischen Kirche, der größten Teilkirche der römisch-katholischen Kirche. Er wird im größten Teil der Kirchenprovinz Lombardei, in einigen angrenzenden Gebieten und in ungefähr fünfzig Pfarren des Bistums Lugano (Schweiz) noch heute verwendet.

Geschichte

Der ambrosianische Ritus wird auf den heiligen Ambrosius zurückgeführt, mit dem er aber erst im 8. Jahrhundert in Verbindung gebracht wurde. Man nimmt an, dass die meisten Texte von Ambrosius stammen. Insbesondere in der Zeit der Karolinger wurde der Ritus seinem römischen Pendant angepasst, wobei er jedoch zahlreiche Eigenarten behaupten konnte. Selbst nach dem Konzil von Trient, als Karl Borromäus die Anpassung förderte. Seine Eigenprägung zeigt sich unter anderem in der Euchologie (zahlreiche Präfationen), im Gesang (ambrosianischer Gesang), in den Leseordnungen sowie im Textgut und rituellen Besonderheiten, die Mailand unter orientalischem Einfluss oder durch seine Austauschbeziehungen mit Gallien übernommen hat.[1]

Im Zuge der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils wurden die zugehörigen liturgischen Bücher unter der Autorität des Mailänder Erzbischofs erneuert. Die Liturgie wird heute in italienischer Sprache gefeiert.

In Deutschland hat das Studium der historischen ambrosianischen Liturgie ein Zentrum in der Benediktinerabtei Maria Laach gefunden.

Unterschiede zum römischen Ritus

Kirchenpolitische Relevanz

Die große kirchenpolitische Bedeutung des ambrosianischen Ritus wird oft übersehen. Besonders im Hochmittelalter legitimierte er die selbstbewusste Abgrenzung gegenüber den römischen Versuchen, das Erzbistum Mailand unter die päpstliche Vorherrschaft zu bringen. Aus der Ambrosiustradition wird in den Quellen des Früh- und Hochmittelalters zumeist eine Sonderrolle, wiederholt auch Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom, abgeleitet. Für die religiöse Grundierung des mitunter hochfahrenden Mailänder Lokalpatriotismus ist er bis in die heutige Zeit von Bedeutung, auch wenn hier in den letzten Jahrzehnten ein Bedeutungsverlust festzustellen ist.

Liturgische Bücher

Historische liturgische Bücher
Aktuelle liturgische Bücher

Literatur

Einzelnachweise

  1. Henry Jenner: Ambrosian Liturgy and Rite. In: Catholic Encyclopedia, Robert Appleton Company, New York 1907.
  2. Calendario Ambrosiano Comune (2022). In: GCatholic.org. Abgerufen am 2. Oktober 2021 (italienisch).
  3. Sein violettes Wunder erleben. Abgerufen am 1. Januar 2024.
  4. Il nuovo Lezionario Ambrosiano. Parrocchie di Domo-Nasca-Porto Valtravaglia-S. Pietro, abgerufen am 2. Oktober 2021 (italienisch).