Das Credo (lateinisch credo ‚ich glaube) ist einer der Hauptbestandteile des christlichen Gottesdienstes und stellt ein gemeinsames Glaubensbekenntnis der versammelten Gemeinde dar.

Der Text ist Bestandteil zahlreicher Messvertonungen. Im außerreligiösen Bereich wird das von dem liturgischen Text abgeleitete Credo (auch in der Schreibweise Kredo) fach- und bildungssprachlich in der Bedeutung „Überzeugung“, „Glaubensbekenntnis“ verwendet.[1]

Verschiedene Texte

Als Text des Credos wird in der römisch-katholischen und ostkirchlichen Liturgie meist das sogenannte Nicäno-Konstantinopolitanum verwendet. Es ist in allen christlichen Kirchen bekannt und anerkannt. Allerdings wird das Nizänum in den westlichen Kirchen in der Regel mit dem Zusatz des Filioque gesprochen, in den orthodoxen Kirchen dagegen in der ursprünglichen Form ohne Filioque. Das Missale Romanum lässt bis heute stets das Nicäno-Konstantinopolitanum rezitieren. In den deutschsprachigen Diözesen der katholischen Kirche wird in der Messfeier oft stattdessen das apostolische Glaubensbekenntnis (Apostolicum) gesprochen oder auch nur ein Kirchenlied gesungen. In den evangelischen Kirchen ist das Apostolicum seit der Reformationszeit das übliche Bekenntnis; das Nicäno-Konstantinopolitanum wird meist bei besonders feierlichen Anlässen oder in ökumenischen Gottesdiensten gesprochen, die Aussage „ich glaube an die heilige katholische Kirche“ ist dort durch „ich glaube an die heilige christliche Kirche“ ersetzt.

Theologische Funktion

Theologisch ist das Glaubensbekenntnis eine Bekräftigung des rechten Glaubens zur Abgrenzung von Irrlehren. In modernen Gottesdiensten gibt es auch Bekenntnisformen, die diese ursprüngliche Funktion nicht erkennen lassen. Das Credo wurde in der Alten Kirche im Zusammenhang mit den Katechumenatsriten als Vorbereitung auf die Taufe gelehrt (traditio symboli). Deshalb steht das Credo in den meisten christlichen Kirchen auch heute noch in Zusammenhang mit der Verkündigung und der Taufe.

Das Credo wurde in vielen Epochen der Kirchengeschichte am Sterbelager eines Christen gebetet, um seinen Glauben im Angesicht des Todes zu bestätigen bzw. festigen.[2]

Das Credo im Gottesdienst

Beim Rosenkranzgebet wird das apostolische Glaubensbekenntnis zu Beginn, nach dem einleitenden Kreuzzeichen gesprochen.

Musik

Das Credo ist zentraler Bestandteil der großen Mess-Vertonungen (Missae) in der klassischen Musik, so z. B. der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, der c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart oder der Missa solemnis von Ludwig van Beethoven. In Bachs h-Moll-Messe nimmt der Text des Credo insgesamt neun Sätze ein: sieben Chorstücke, ein Duett (Sopran und Alt) und eine Arie (Bass): Credo in unum Deum (2 ×), Et in unum Dominum, Et incarnatus est, Crucifixus, Et resurrexit, Et in spiritum sanctum, Confiteor, Et expecto.[4]

In seltenen Fällen schufen Komponisten auch einzelstehende Credos ohne Zusammenhang eines Messzyklus, so Antonio Vivaldi (Credo RV 591), Antonio Lotti, Johann Christian Bach, Arvo Pärt, Einojuhani Rautavaara oder Krzysztof Penderecki.

Bildende Kunst

Die unterschiedlichen christlichen Glaubensbekenntnisse besaßen für die verschiedensten Gattungen der bildenden Kunst eine herausragende Bedeutung. Vor allem in der Malerei und Plastik des Hoch- und Spätmittelalters wurde auf die Darstellung der einzelnen Credoartikel Wert gelegt. In der Frühen Neuzeit verlagerte sich das Schwergewicht der Darstellungen in die Druckgrafik, wobei v. a. im süddeutschen Raum im 18. Jahrhundert eine besondere Konjunktur nachgewiesen werden kann.[5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 23. Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 1999, S. 485.
    duden.de: Credo
  2. Friedrich Robert Baumkirchner: Das Credo beim Sterben in der Spiritualität des Mittelalters. Dissertation Univ. Salzburg 1983.
  3. Grundordnung des Römischen Messbuches, Art. 67
  4. Bach: Messe h-Moll für Soli, Chor und Orchester, BWV 232. Klavierauszug v. Julius Spengel. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden.
  5. Für einen Überblick über mittelalterliche und frühneuzeitliche Darstellungsformen des Credo siehe: Werner Telesko: Glauben sehen. Zur Visualisierung des Credo im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. In: Werner Telesko u. a. (Hrsg.): Credo. Der Glaube in der Kunst (Ausst.-Kat. Diözesanmuseum St. Pölten, 10. Mai–31. Oktober 2013). St. Pölten 2013, S. 13–29.