Aram Chatschaturjan, Fotografie aus den 1960er-Jahren

Aram Chatschaturjan (armenisch Արամ Խաչատրյան Aram Chatschatrjan, wissenschaftliche Transliteration Aram Xač‘atryan; russisch Ара́м Ильи́ч Хачатуря́н Aram Iljitsch Chatschaturjan, englisch Aram Khachaturian, oft auch Khatschaturjan; * 24. Maijul. / 6. Juni 1903greg. in Tiflis, Gouvernement Tiflis, Russisches Kaiserreich; † 1. Mai 1978 in Moskau, Sowjetunion) war ein sowjetisch-armenischer Komponist. Seine Kompositionen sind beeinflusst von der armenisch-georgischen und kaukasischen Volksmusik. Er lebte zu einer Zeit, als Armenien keine staatliche Selbständigkeit besaß, daher war er einer der wichtigsten sowjetischen Komponisten der 1930er bis 1950er Jahre.[1] Eine Auswahl seiner Werke wurde im Jahr 2013 zum Weltdokumentenerbe erklärt.[2]

Leben

Aram Chatschaturjan wuchs in Tiflis als Sohn einer armenischen Buchbinderfamilie auf und war schon früh von der armenischen, georgischen und aserbaidschanischen Musik seiner Umgebung fasziniert.[3][4] Während seiner Schulzeit spielte er Tenorhorn. Er erlernte die russische Sprache und ging 1922 nach Moskau, um dort Biologie zu studieren. Bereits nach wenigen Monaten wechselte er jedoch an das „Musikpädagogische Gnessin-Institut“ und schrieb sich dort für das Instrument Cello ein. Nach drei Jahren wechselte er in die Kompositionsklasse, und 1926 ging bereits seine erste Komposition in Druck. Dann wechselte er an das Moskauer Konservatorium und lernte dort bei Nikolai Mjaskowski und Michail Gnessin. 1933 beendete er sein Studium im Alter von 30 Jahren und heiratete seine Kommilitonin Nina Makarowa.

Auch seine Neffen Karen Chatschaturjan und Emin Chatschaturjan waren Komponisten.

Chatschaturjan war Mitglied des Obersten Sowjets der Armenischen SSR der ersten Einberufung. Während der fünften Einberufung war er Mitglied des Obersten Sowjets der UdSSR.[5]

Künstlerische Laufbahn

Sein erstes großes Werk war seine Diplomarbeit, die Erste Sinfonie von 1934. Mit seinem Klavierkonzert von 1936 begann er, international bekannt zu werden, was sich mit seinem Violinkonzert von 1940, das er für David Oistrach schrieb, noch steigerte.

Neben seiner Tätigkeit als Komponist dirigierte er ab 1950 im In- und Ausland Konzerte, vor allem mit eigenen Werken. 1951 wurde er zum Professor für Komposition am Moskauer Konservatorium berufen, nebenher auch noch am „Musikpädagogischen Institut Gnessin“. Außerdem war er lange Jahre Mitglied des Organisationskomitees des sowjetischen Komponistenverbandes.

Popularität durch Zitate in Filmmusik und Werbung

Weltruhm erlangte er mit seinem Klavierkonzert, dem Violinkonzert und dem Ballett Gayaneh, das sein bekanntestes Werk enthält, den Säbeltanz. Breite Bekanntheit erhielt der Säbeltanz durch den Film Eins, Zwei, Drei von Billy Wilder, in dem Liselotte Pulver zu der Musik auf einem Tisch tanzt, sowie in den 1970er Jahren durch die Verwendung in einer weit verbreiteten Fernsehwerbung für einen Kaffeelikör („Komm Brüderchen trink – Kosaken Kaffee!“).

Das Adagio für Violoncello solo und Streicher aus der ersten Gayaneh-Suite wurde in Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum verwendet. Der amerikanische Filmkomponist James Horner zitiert es in mehreren seiner Soundtracks, vor allem – ohne Erwähnung – im Abspann („Resolution and Hyperspace“) des Films Aliens – Die Rückkehr von James Cameron. Bekannt sind auch sein Ballett Spartakus, dessen Adagio als Titelmusik der britischen Fernsehserie Die Onedin-Linie große Bekanntheit erlangte, sowie die Schauspielmusik Maskerade. Er komponierte auch die Hymne der Armenischen SSR.

Nachdem er bereits mit zahlreichen Orden und Ehrentiteln bedacht worden war, wurde er 1948 vom ZK der KPdSU auf einer Sitzung des Zentralverbands der sowjetischen Komponisten unter der ideologischen Führung Andrej Schdanows wegen „formalistischer“ Musik mit „anti-sowjetischen“ Tendenzen mehrfach gemaßregelt, was zu einer längeren Schaffenskrise führte. Auch andere berühmte Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch und Sergei Prokofjew waren betroffen. Erst mit dem Ballett Spartakus (1956) kehrte der Erfolg zurück. 1961 wurde er korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin.

Sein Stil ging von der russischen Musik des 19. Jahrhunderts und vom französischen Impressionismus aus und lehnte sich stark an die armenische Volksmusik an. Durch den persönlichen Stil, den er daraus entwickelte, gewann er für die Musik Armeniens große Bedeutung.

Ehrungen

Chatschaturjan auf einer russischen Briefmarke (2003)

Auszeichnungen

Darstellung Chatschaturjans in der bildenden Kunst

Werke

Ballette

Orchesterwerke

Suiten

Sinfonien

Werke für Soloinstrument und Orchester

Sonstige Orchesterwerke

Kammermusik

Klavierwerke

Klavier zu 2 Händen

Werke für zwei Klaviere

Vokalinstrumentale Werke

Chor oder Singstimme und Orchester

Lieder

Schauspiel- und Filmmusiken

Vokalmusik

Transkriptionen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Der Geburtstag des russisch-armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan. ZeitZeichen auf WDR 5 vom 6. Juni 2013; abgerufen am 9. Februar 2018.
  2. Collection of note manuscripts and film music of Composer Aram Khachaturian. UNESCO / Memory of the World - Register, 2013, abgerufen am 20. Juni 2013 (englisch).
  3. Remembering Aram Khachaturian, A 'Titan' Of Soviet Music. Radio Free Europe. 5. Juni 2013, abgerufen am 10. Februar 2020
  4. Thomas S. Hischak: The Encyclopedia of Film Composers. Rowman & Littlefield, 2015, S. 399
  5. Armenische Sowjetische Enzyklopädie. Band 5, 1979, S. 18 ff. (armenisch, s:hy:Էջ:Հայկական Սովետական Հանրագիտարան (Soviet Armenian Encyclopedia) 5.djvu/18).
  6. Liste der Ehrenbürger von Gjumri, Internetseite der Stadt Gjumri
  7. Deutsche Fotothek. Abgerufen am 11. Juli 2022.