Fotografieren in einer gotischen Kathedrale

Die Architekturfotografie beschäftigt sich mit der fotografischen Abbildung von Architektur. Sie ist die Wechselwirkung von visueller Raumwahrnehmung und fotografischer Raumdarstellung.[1]

Die Architekturfotografie steht in einer engen Beziehung zu den Genres der Sachfotografie, Industriefotografie und Landschaftsfotografie. Die Architekturfotografie als Genre ist so alt wie die Fotografie selbst und wurde bereits von den Pionieren als Thema gewählt. Gleichzeitig ist sie ein wichtiger Teilbereich der fotografischen Ausbildung.

Objekte der Architekturfotografie

Die Bandbreite der Objekte beginnt bei Baumhäusern, Gartenlauben und Architekturmodellen bis hin zu Objekten aus der Liste der Weltkulturdenkmäler. Dies bedeutet die Abbildung von Miniformaten bis zur Chinesischen Mauer. Auch Innenräume gibt es in allen Dimensionen vom Dachzimmer bis zur Fußball-Arena.

Motive der Architekturfotografie können alle Arten von Bauwerken und Immobilien sein, wie u. a. öffentliche Bauten, Häuser, Sakral-Bauten, Burgen, Schlösser, Ruinen, Funktionsbauten, Brücken, Verkehrsbauten, Türme, Sportanlagen, Hafenanlagen, Talsperren und Industriebauten. Dies bezieht sich auf Innen- und Außenansichten dieser Objekte.

Kategorien und Genres

Objektkategorien

Architektur ist Teil einer Kulturlandschaft, die der Mensch geschaffen hat. Daher ergibt sich eine sehr breite Objektpalette mit unterschiedlichen Anforderung an die einzusetzende Fotoausrüstung. Die Objektpalette umfasst:

Je nach Anwendung werden andere Anforderungen an Ausrüstung, Komposition, Perspektive u. a. gestellt, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.

Objektgenres

Für die Architekturfotografie stehen eine Reihe von Spielarten oder Genres zur Wahl:[2]

Zusammenspiel von Formen, Farben, Plastizität, von Licht, Schatten, Spiegelungen können ausgewogen, spannungsreich oder expressiv umgesetzt werden.[2]

Anwendungsbereiche

Die professionellen Anwendungen werden von ausgebildeten Fotografen abgedeckt, die sich auf das Thema spezialisiert haben. Theoretische Ausbildung, Ausrüstung und praktische Erfahrung sind entscheidend für gute Resultate.

Architekturfotografie im Auftrag von Architekten

Der wichtigste Auftraggeber eines Architekturfotografen ist der Architekt. Architekten nutzen diese Bilder als Referenzen, um ihren eigenen Marktwert zu steigern und neue Projekte anzubahnen. Das Architekturfoto ist der Werbebotschafter des Architekten. Der Architekt legt dabei Wert auf eine Inszenierung und Wirkung seiner architektonischen Aussagen. Dies stellt höchste Ansprüche an die Umsetzung des Fotografen. Dieser Bereich hat die höchste wirtschaftliche Bedeutung aller Anwendungsgebiete und oft wird die gekonnte Inszenierung durch den Auftrag selbst zur Kunst. Die Auftragskunst „Architektur“ wird zur Vorlage für die Auftragskunst „Architekturfotografie“.

Architekturfotografie in der Bauwirtschaft

Aus der Fußgängerperspektive fotografiertes Architekturmodell veranschaulicht eine Planung

In der Entwurfs- und Planungsphase umfasst dies die Fotografie von Modellen zur Darstellung des geplanten Bauvorhabens. Zur Darstellung wird heute allerdings überwiegend das Architekturrendering zur Visualisierung eingesetzt. In der Ausführungsphase wird der Entstehungsprozess eines Bauwerks auf der Baustelle fotografisch dokumentiert. Nach der Fertigstellung wird das Bauwerk in seinem aktuellen Zustand dokumentiert. Neben der künstlerisch-dokumentarischen Abbildung von Bauwerken kommt dem Einsatz fotografischer Methoden in der Vermessungstechnik Bedeutung bei. Insbesondere ist durch stereoskopische Aufnahmen eine räumliche Vermessung möglich.

Architekturfotografie in der Immobilienwirtschaft

Für die Immobilienwirtschaft und Bauherren hat die Architekturfotografie große Bedeutung, wenn es gilt Objekte zu verkaufen oder zu vermieten.[3]

Architekturfotografie für Unternehmen und Institutionen

Für Institutionen und Unternehmen kann die Architekturfotografie große Bedeutung haben. Oft geht es darum, die Bedeutung oder die Funktionalitäten eines Unternehmens zu thematisieren. Dabei können auch Innenaufnahmen von Betriebseinrichtungen Bedeutung haben.

Architekturfotografie für Dienstleistungen

Zur Vermarktung eines Hotels in Katalogen oder für Internet-Auftritte leistet die Architekturfotografie wichtige Hilfe

Die Architekturfotografie spielt auch in der Gastronomie, Hotellerie und Tourismuswirtschaft eine Rolle, wenn es darum geht Objekte in Kataloge oder im Internet attraktiv in Szene zu setzen.

Architekturfotografie als Zielgruppenthema der Fotogerätehersteller

Bekannte Architekturbeispiele werden von Amateuren zigtausendfach fotografiert (Sphinx in Gizeh, Ägypten)

Hersteller von Fotogeräten finden in der Architekturfotografie ein breites Betätigungsfeld zur Marktplatzierung ihrer Produkte und Dienstleistungen. Einerseits bezieht sich dies auf professionelle Fotografen mit anspruchsvollen Wünschen hinsichtlich der Ausrüstung bis in den Großformatbereich, andererseits auf eine Nachfrage einer Vielzahl von Amateurfotografen, die sich der Architekturfotografie als Thema für Städtereisen, Ausflüge oder Reisen generell widmen.

Architekturfotografie zur Dokumentation

Baufortschritte Kloster Chorin in 2009, die unterschiedlichen Bauschritte werden farbig gekennzeichnet

Wenn Gebäude unter Denkmalschutz stehen ist Fotografie wichtig um den Bauzustand zu dokumentieren. Das gilt für das gesamte Gebäude, aber auch für Details. Wenn Gebäude abgerissen werden sollen, kann zuvor die Fotografie das Objekt historisch festhalten. Fotografie wird auch häufig eingesetzt, wenn ein Gebäude umgebaut oder modernisiert werden soll. Sonderfälle sind die Nutzung von Architekturfotografien von Architekturkritikern, Bauhistorikern und Historikern oder von Medien oder Verlagen für Publikationen.

Architekturfotografie aufgegebener Gebäude

Fotografie von verlassenen und verfallenden Gebäuden (sog. Lost Places) nennt man Ruinen-Fotografie.

Funktionen der Architekturfotografie

Die Architekturfotografie hat neben dem Nutzen für Architekten und Bauherren auch viele verschiedene gesellschaftliche Funktionen:

Besondere Phänomene

Sequenzerfahrung in der Architekturfotografie

Mehrere Fotografien ein und desselben Gebäudes können darüber zu einer Sequenzerfahrung führen. Der Betrachter nimmt Teilinformationen (z. B. die Vorderseite und die Rückseite eines Gebäudes) Bild für Bild wahr und setzt die Bruchstücke gedanklich zusammen. So ergibt sich eine zeitliche Abfolge von Erfahrungen mit dem Objekt, ähnlich wie eine Abfolge von Szenen im Film.[10]

Technische Grundlagen

Aspekte der Perspektive

In der Architektur trifft man auf eine Vielzahl von Vertikalen und Horizontalen, auf Strukturelemente, Reflexionen oder ungewöhnliche Lichtverhältnisse. Vor allem die Linien ergeben gedachte „Fluchtpunkte“ in der Verlängerung, die es zu beherrschen gilt.[11] Innerhalb der Komposition spielt daher die Perspektive eine zentrale Rolle.

Methoden zur realitätsnahen Wiedergabe der Proportionen

Prinzipiell sind, bei gegebener Ausrüstung, für eine realitätsnahe Wiedergabe der Proportionen ein drei Wege möglich:

Details ergeben sich nun aus den Perspektivregeln.

Perspektivregeln

Horizontale Perspektive

Für das Fotografieren von Architektur sind horizontale Perspektiven zu unterscheiden:

  1. Frontale Zentralsicht: Man sieht eine flächige Fassade (Horizontalen und Vertikalen), aber noch keine räumliche Tiefe (Diagonalen)
  2. Leichte Überecksicht („Kavaliersperspektive“): Man sieht die Fassade (Horizontalen und Vertikalen), und eine leichte räumliche Tiefe (Diagonalen)
  3. Stärkere Überecksicht: Man sieht nun weniger die Fassade (Horizontalen und Vertikalen), und eine starke räumliche Tiefe (Diagonalen).[12]

Man muss sich also zwischen einem 2D- und einem 3D-Eindruck entscheiden. Letztlich auch zwischen einer plastischen und einer maßstabsgetreuen Darstellung.

Vertikale Perspektive

Das Gleiche gilt nun für die vertikale Kameraposition (vertikale Perspektiven), d. h. wie hoch man am Objekt ansetzt. Sofern es ein Hochhaus ist, wird es schwierig, eine maßstabsgetreue Abbildung zu finden. Diese findet man nur annähernd auf der Höhe der Gebäudemitte und dann auch nur mit dem nötigen Abstand. Daumenwert ist die Gebäudemitte. Man kann es von einem benachbarten Gebäude aus versuchen, mit einem leicht erhöhten Standpunkt oder mit Hochstativen. Heute wäre auch mit einer Drohnenkamera eine optimale vertikale Perspektive zu finden, allerdings ginge dies zu Lasten der erforderlichen Belichtungszeit.

Bandbreite der Perspektiven

Die Wahl von horizontaler und vertikaler Perspektive ergibt die endgültige Perspektive.

Die Sichtweise der Architekturfotografie ist traditionell von der Zeichnung abgeleitet. Die dabei angewandte Zentralperspektive geht dabei zumeist vom Standpunkt eines menschlichen Beobachters, der sich in der Umgebung des Bauwerkes bewegt oder einer erhöhten Position (Vogelperspektive) aus.

Der Abstand zum Objekt

Ein sehr großer Abstand zum Objekt verschafft eine große Übersicht; ein sehr kleiner Abstand zum Objekt führt zu Verzerrungen durch die seitliche Abweichung.[13] Diese Verzerrungen, je weiter man sich nähert, errechnen sich wie folgt:

Generell ergibt sich aus der Größe des Objekts ein konkret zu bevorzugender Abstand und dieser errechnet sich als Daumenwerte wie folgt:

In der Amateurfotografie werden diese Herausforderungen mit (Super-)Weitwinkel-Objektiven ausgeglichen, was allerdings durch die Verzerrungen immer zu Lasten der Realitätstreue geht. Professionelle Fotografen, die ihre Arbeiten verkaufen wollen, müssen mit einer Vielzahl von Strategie und Ausrüstung diesen Themen stellen, um ein Höchstmaß an Realitäts- und Proportionstreue zu erzielen.

Perspektive und Technik

Stürzende Linien aus erhöhter Perspektive mit einem Weitwinkelobjektiv
Mittelformatkamera mit Shiftobjektiv
Großformatkamera Linhof Kardan-GTL

Die Umsetzung der Perspektive in die fotografische Abbildung stößt auf einige Phänomene, die unerwünscht sind:

Der Faktor Licht

Für gute Architekturfotos braucht man Zeit, um ein Bauwerk zu verschiedenen Tageszeiten, in unterschiedlichen Lichtsituationen zu studieren und eine optimale Situation zu finden. In Häuserschluchten treten oft extreme Hell-Dunkel-Kontraste auf, die die Dynamik mancher Kameras überfordern. Dies erfordert dann einen Kontrastausgleich. Häufig anzutreffende Mischlichtsituationen erfordern einen Weißabgleich. Im RAW-Modus fotografiert können in der Nachbearbeitung Tiefen und Lichter optimiert werden. Moderne Architektur nutzt Licht als Gestaltungsmittel raffiniert und effektvoll. Dies geschieht durch Glasfassaden, die Sonne und Himmel in allen Schattierungen reflektieren. Zudem sind viele Gebäude künstlich beleuchtet. Es ergeben sich drei höchst unterschiedliche Ansätze: Tageslichtaufnahme (morgens oder nachmittags), blauen Stunde und Nachtaufnahme.[8]

Fototechnik

Wahl der Kamera

Aufgrund des erforderlichen Abbildungsgrades kommen in der professionellen Fotografie Großformat-, Mittelformat- oder Vollformat-SLR-Kameras mit Stativ zum Einsatz.

Wahl des Objektivs

Brennweite

Die Wahl des Objektiv mit der passenden Brennweite ist in der Architekturfotografie also sehr wichtig. Generell steht die Wahl zwischen Zoom- und Festbrennweiten-Objektiven an. Der Amateur greift leichten Herzens zum Zoomobjektiv, weil es ihm gestattet, genau den Bildausschnitt zu wählen, den eine bestimmte Kameraposition ergibt. Kriterium ist dabei die Flexibilität. Der Profi wird wegen der Lichtstärke und geringeren Objektivfehlern (z. B. bezüglich Verzeichnung oder Vignettierung) immer auf qualitativ hochwertigere Festbrennweiten setzen. Vielleicht auch auf die relativ teuren Shift-Objektive, als Kompromiss, sofern andere Kamerapositionen nicht eingenommen werden können. Der Amateur wird Weitwinkelobjektive bevorzugen, weil sie bei geringen Objektabständen das ganze Objekt ablichten können. Der Profi entscheidet sich für einen natürlichen Eindruck: Als natürlich wird ein normales 50-mm-Objektiv in der Architekturfotografie wahrgenommen, weil es genau unserer Sehgewohnheit entspricht. Generell sind alle moderaten Brennweiten zu bevorzugen: Leichtes Teleobjektiv, leichtes Weitwinkelobjektiv oder Normalobjektiv. Bei Innenaufnahmen gelten andere Bedingungen, da die Objektabstände stärkere Weitwinkelobjektive notwendig machen.

Lichtstärke

Die Wahl eines lichtstarken Objektivs mit 1:1,2, 1:1,4 oder 1:1,8 Lichtstärke ist empfehlenswert, denn sie geben mehr Spielraum. Für Aufnahmen am Abend, in der Nacht oder in Innenräumen gilt dies umso mehr. Hohe ISO-Einstellungen mit Werten über 800/1600 gilt es zu meiden, um Struktur und Textur sichtbar zu halten.

Strategien zur Umsetzung

Generell sind die Objekte der Architekturfotografie statisch, unbewegt, man kann sagen „eingefroren“. Zur Vorbereitung der Aufnahme kann und sollte man sich viel Zeit lassen. Daher sind längere Belichtungszeiten und hohe Blendenzahlen für eine möglichst scharfe und detailreiche Abbildung möglich. Für die Architekturfotografie ist Detailtreue enorm wichtig. Aus diesem Grund gilt: Je größer das Abbildungsformat, desto besser. Großformatkameras sind besser als Mittelformatkameras, gefolgt von Vollformat-SLR und FX-SLR.

Um dies noch zu steigern ist die Verwendung eines Stativs immer empfehlenswert. Aufgrund der Dimension eines Gebäudes und des oft geringen Abstandes (Super-)Weitwinkelobjektive oft die richtige Wahl. Sofern Details Objekte sind können Teleobjektive zum Einsatz kommen, um Strukturelemente herauszuarbeiten.

Das Architekturfoto ist immer mehr als nur ein Bild von einem Bauwerk. Einerseits folgt das gestaltete Architekturfoto den vom Architekten vorgegebenen Linien und Bögen, andererseits ist es immer nur dann ein gutes Foto, wenn es das Gebäude in einem neuen Kontext zeigt.[14] Oft geht es darum Raumbeziehungen zu visualisieren.

Im Folgenden ein paar Aspekte zur Überlegung im Vorfeld einer Architekturaufnahme:

Galerie zur fotografischen Umsetzung

Wettbewerbe

Die Architekturfotografie ist Gegenstand mehrerer Profi- und Amateur-orientierter Wettbewerbe, z. B.:

Fotografen (Auswahl)

Im Wesentlichen definieren sich bekannte Architekturfotografen entweder als freie Künstler oder auf Auftragskünstler. Im Folgenden dazu einige berühmte oder ausgezeichnete Fotografen:

Vereinigungen

Ausbildung

Auch wenn die Architekturfotografie offiziell einer der Schwerpunkte der handwerklichen Ausbildung Fotograf/in ist, gibt es keine direkte Ausbildung in der Architekturfotografie. Abgesehen von dem schulischen Teil der Ausbildung, hängt es stark vom ausbildenden Betrieb ab, ob dieser Wissen in der Architekturfotografie vermitteln kann, oder nicht. Da die Ausbildung in vielen Betrieben auf Produkt- oder Portraitfotografie ausgerichtet ist, bleiben in der Praxis wenig Kapazitäten, um die Architekturfotografie zu vermitteln.

Viele angehende Architekturfotografen entscheiden sich daher für ein Fotografie-, bzw. Kommunikationsdesignstudium, welches mehr Freiheiten bietet, um die Architekturfotografie zu erlernen.

Auch ein Quereinstieg ist bei vielen etablierten Architekturfotografen nicht unüblich.[20]

Rechtliche Aspekte

Allgemein

Rechtlich sprechen gegen das Fotografieren zunächst zwei Aspekte:

  1. das Urheberrecht des Architekten (Fotografieren als zustimmungsbedürftige Vervielfältigung des Architektenwerkes, § 2 Abs. 1 Nr. 4 UrhG (Urheberrechtsgesetz), § 16 UrhG) und
  2. das Eigentumsrechts am Grundstück inkl. dem daraus resultierenden Hausrecht, § 903 BGB.[21]

In besonderen Konstellationen können noch das Persönlichkeitsrecht des Gebäudebewohners oder Sicherheitsaspekte, z. B. bei militärischen Anlagen hinzukommen.[21]

Außenaufnahmen

Für Fotos von Gebäuden gilt grundsätzlich die sogenannte „Paronamafreiheit“. Danach ist gem.§ 59 UrhG das Aufnehmen und anschließende Verbreiten von solchen Bildern grundsätzlich zulässig. Diese Regelung bezieht sich auf Außenaufnahmen. Die Bildaufzeichnungen müssen von einem öffentlich zugänglichen Ort (eine Straße ist der öffentlich gewidmete Verkehrsraum inkl. Fahrbahn, Gehweg und Radweg) aufgenommen werden. Faktisch bedeutet dies: eine diesbezügliche Nutzung von Hochstativen, Leitern, Drohnen, Hubschraubern sowie Aufnahmen von benachbarten Gebäuden können zu Einsprüchen führen.

Innenaufnahmen

Bilder aus dem Innern eines Gebäudes sind grundsätzlich nur mit Einwilligung des Eigentümers gestattet. Er kann mit den Personen, die sein Grundstück betreten, frei vereinbaren, ob sie z. B. nur für private oder auch für kommerzielle Zweck fotografieren dürfen, ob sie mit oder ohne Stativ und Blitz fotografieren dürfen und ob sie für diese Erlaubnis ein Entgelt zu zahlen haben.[21] Eine schriftliche Erlaubnis ist empfehlenswert.

Dies gilt auch für Gebäude, die bestimmungsgemäß der Öffentlichkeit zugänglich sind, wie etwa Museen, Liegenschaften der Kirchen, Schlösser, Konzerthallen etc. Wenn in den Gebäuden Veranstaltungen oder andere berichtenswerte öffentliche Ereignisse stattfinden, kann sich aus der Pressefreiheit und dem jeweiligen Landespressegesetz für Pressefotografen ein kostenfreies Zugangsrecht ergeben, soweit die Fotos der Unterrichtung der Öffentlichkeit dienen.[21]

Autorenschaft

Wenn sich jedoch ein Autor wissenschaftlich, und sei es nur populärwissenschaftlich, mit der Architektur eines Gebäudes, einschließlich der Innenarchitektur, auseinandersetzt, darf er zu diesen Zweck in seinem Artikel bzw. Buchbeitrag zur Erläuterung eine Außen- oder auch Innenaufnahme des besprochenen Bauwerkes abbilden. Dies ergibt sich aus der urheberrechtlichen Schranke des Zitatrechts, § 51 Ziff. 1 UrhG.[21]

Inhaltlich beschränktes Nutzungsrecht in der Architekturfotografie

Neben dem einfachen und ausschließlichen Nutzungsrecht (geregelt in Paragraph 31 ff. UrhG) ist für die Architekturfotografie vor allem das inhaltlich beschränkte Nutzungsrecht von größter Bedeutung. Das Recht definiert, inwieweit das Bildmaterial vom Auftraggeber (Architekt/Bauherr) in bestimmten Medien bzw. Publikationen genutzt werden darf.

Die nachfolgende Kategorisierung entspricht der vom Bundesverband Architekturfotografie e.V. (BVAF) herausgegebenen Arbeitsempfehlung für Architekturfotografen[22] und stellt Richtlinien für die inhaltlich beschränkte Nutzung auf:

  1. Der Auftraggeber nutzt die Bilder für eigene Zwecke: Mit diesem Nutzungsrecht wird die Bildnutzung auf den nativen Vermarktungskanälen des Auftraggebers festgelegt. Zu diesen Kanälen zählen: die eigene Webseite oder Präsentationen, eigens durchgeführte Ausstellungen oder eigene Drucksachen wie z. B. Bürobroschüren oder eine Werkmonographie.
  2. Nutzung auf Social Media oder Webportalen: Während die Kontrolle der Kanäle aus 1. dem Auftraggeber unterliegt (er besitzt die Medien-Hoheit), ist dies bei Social-Media-Kanälen wie Facebook und Instagram oder externen Plattformen nicht der Fall. Social-Media-Kanäle und Online-Portale, auf denen Bildmaterial einer Community dargeboten wird, sichern sich schon während der Profilerstellung durch die Zustimmung zu den AGB die unbegrenzte Weiterverwendung der geposteten Bilder (Architekturaufnahme). Die Einholung der entsprechenden Nutzungsrechte beim Fotografen ist daher für Social Media Profile wie Facebook, Instagram oder Twitter sowie für Architektenprofile auf Webportalen wie baunetz.de wichtig.
  3. Architekturpreise / Tag der Architektur: Nimmt ein Architekt an einem Architekturpreis oder beim von den Architektenkammern veranstalteten “Tag der Architektur” teil, wird dies in der Regel durch den Preisauslober bzw. Veranstalter im Vorfeld kommuniziert. Für die Vermarktung kann ein Medien-Mix entstehen, z. B. die Nutzung von Bildmaterial in Veranstalter-Broschüren, auf der Veranstalter-Website oder in Pressemeldungen auf externen Portalen.
  4. Redaktionelle Pressenutzung / Buchpublikation: Verlage, die Architekturfotografien in Publikationen nutzen möchten, haben in der Regel ein wirtschaftliches Interesse und nutzen die Fotografien zur Wertschöpfung der eigenen Publikation. Da die Urheberrechte beim Fotografen liegen, ist die richtige Vorgehensweise eines Verlags, beim Fotografen selbst die Nutzung seiner Bilder anzufragen und diese korrekt zu lizenzieren. Eine Anfrage von Verlagen bei Auftraggebern hingegen ist nur dann korrekt, wenn der Auftraggeber hierfür die entsprechenden erweiterten Nutzungsrechte erworben hat. Gleiches gilt auch, wenn Internet-Blogs Bilder bei Auftraggebern anfragen.
  5. PR-Artikel / Corporate Publishing: Im Gegensatz zu Kategorie 4 geht es hierbei um die Intention des Architekten. Die Fragen, ob der Architekt für die Platzierung des Bildmaterials bezahlt und ob er die Bilder in werblichen Publikationen Dritter platzieren möchte, spielen eine entscheidende Rolle. Die Lizenzierung von Bildern zur Nutzung in PR-Artikeln ist dann zwingend notwendig, wenn diese nicht durch eine unabhängige Redaktion erstellt werden oder von Verlagen nur dann publiziert werden, wenn der Auftraggeber für die Veröffentlichung bezahlt. Im Architekturbereich betrifft das unter anderem die Medien: Cube, Architektur Nord, Bauwelt (z. B. Rubrik “Im Gespräch”). Gleiches gilt für Corporate Publishing Magazine eines Unternehmens.
  6. Ausstellungen und Messen, die von Dritten kuratiert werden: Während bei Architekturpreisen (Kategorie 3) die Selbstvermarktung des Architekten im Fokus steht, haben von Dritten kuratierte Veranstaltungen vor allem für die Dritten selbst einen großen Nutzen. Stellt z. B. ein Architekturmuseum oder eine Immobilienmesse die Werke eines Architekten aus, so dient dies zur Gewinnung von Besuchern und generiert dadurch für den Veranstalter selbst Wertschöpfung.
  7. Bildnutzung durch am Bauwerk beteiligte Unternehmen und Gewerke (Projektpartner): Da diese Projektpartner nicht im direkten Vertragsverhältnis mit dem Architekturfotografen stehen, dürfen sie ohne die Einholung bzw. den Erwerb der Nutzungsrechte die Bilder weder in eigenen, noch in externen Medien publizieren. Es empfiehlt sich, die Anfrage an den Architekturfotografen weiterzuleiten, welcher sich dann mit dem beteiligten Unternehmen oder Gewerk in Verbindung setzt und separat die Nutzungsrechte vereinbart.[23]

Literatur

Fototechnik:

Kunstgeschichte:

Einzelnachweise

  1. Universität Stuttgart - Architektur & Stadtplanung: Architekturfotografie. Abgerufen am 12. Januar 2020.
  2. a b Martin Timm: Die Kunst der Architekturfotografie – Individualität und Innovation. Addison-Wesley Verlag, München 2010, ISBN 978-3-8273-2904-2, S. 224 ff.
  3. Was kostet Architekturfotografie und wie werden Preise und Kosten kalkuliert. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2021; abgerufen am 5. März 2021.
  4. a b Angelika Fitz, Gabriele Lenz: Vom Nutzen der Architekturfotografie - Positionen zur Beziehung von Bild und Architektur. Birkhäuser Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-0356-0586-0, S. 20–21.
  5. Angelika Fitz, Gabriele Lenz: Vom Nutzen der Architekturfotografie - Positionen zur Beziehung von Bild und Architektur. Birkhäuser Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-0356-0586-0, S. 7–9.
  6. Angelika Fitz, Gabriele Lenz: Vom Nutzen der Architekturfotografie - Positionen zur Beziehung von Bild und Architektur. Birkhäuser Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-0356-0586-0, S. 35.
  7. Angelika Fitz, Gabriele Lenz: Vom Nutzen der Architekturfotografie - Positionen zur Beziehung von Bild und Architektur. Birkhäuser Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-0356-0586-0, S. 21.
  8. a b c Karl Stechl: Einführung: Architektur fotografieren. In: ColorFoto-Magazin 05-2017. ColorFoto-Magazin, 2017, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  9. Angelika Fitz, Gabriele Lenz: Vom Nutzen der Architekturfotografie - Positionen zur Beziehung von Bild und Architektur. Birkhäuser Verlag 2015, ISBN 978-3-0356-0586-0, S. 35.
  10. Joo-Yon Lee: Die Stadt als Sequenzerlebnis - Analyse und Entwurf stadtgestalterischer Raumsequenzen. Hrsg.: Städtebau-Institut der Universität Stuttgart. Stuttgart 2012.
  11. Martin Timm: Die Kunst der Architekturfotografie – Individualität und Innovation. Addison-Wesley Verlag, München 2010, ISBN 978-3-8273-2904-2, S. 100 f.
  12. Martin Timm: Die Kunst der Architekturfotografie – Individualität und Innovation. Addison-Wesley Verlag, München 2010, ISBN 978-3-8273-2904-2, S. 124.
  13. a b c Martin Timm: Die Kunst der Architekturfotografie – Individualität und Innovation. Addison-Wesley Verlag, München 2010, ISBN 978-3-8273-2904-2, S. 97 f.
  14. DigitalPHOTO-Redaktion: Architekturfotografie: Top 10 aus dem DigitalPHOTO-Leserwettbewerb. In: digitalphoto.de. Digital Photo, 6. März 2019, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  15. archphotoawards.com (14. Januar 2023, "Nicht sicher!")
  16. ARCult Media GmbH: Kulturpreise.de : Europäischer Architekturfotografie-Preis architekturbild. Abgerufen am 14. Januar 2023. ("Nicht sicher!")
  17. Ausstellung 2023: ARCHITEKTURBILD: EUROPÄISCHER ARCHITEKTURFOTOGRAFIE-PREIS 2023 | DAM Online. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. Januar 2023 (deutsch).@1@2Vorlage:Toter Link/dam-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  18. Fotowettbewerbe der DigitalPHOTO. Abgerufen am 14. Januar 2023.
  19. Bundesverband Architekturfotografie e.V.: Website des Bundesverbandes Architekturfotografie e.V. In: bvaf.de. Abgerufen am 11. April 2020.
  20. Alexander Bach: Architekturfotograf werden - Ausbildung zum Architekturfotografen. In: www.architekturfotografie-bach.de. Alexander Bach, 15. April 2023, abgerufen am 12. Juni 2023.
  21. a b c d e David Seiler: Panoramafreiheit: Fotografieren von und in Gebäuden. In: fotorecht-seiler.eu. Rechtsanwalt David Seiler, 17. März 2017, abgerufen am 20. Dezember 2019.
  22. Bundesverband Architekturfotografie e.V.: Nutzungsrechte in der Architekturfotografie. (PDF) Bundesverband Architekturfotografie e.V., abgerufen am 11. April 2020.
  23. Philip Kistner: Nutzungsrechte in der Architekturfotografie: Der große Guide für Auftraggeber. Philip Kistner, 1. März 2020, abgerufen am 11. April 2020.