Artemisia

Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Anthemideae
Untertribus: Artemisiinae
Gattung: Artemisia
Wissenschaftlicher Name
Artemisia
L.

Artemisia ist eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Einzelne Arten werden Beifuß, Wermut, Stabwurz oder Edelraute genannt. Zu dieser artenreichen Gattung gehören 250 bis 500 Arten, die hauptsächlich in den gemäßigten Gebieten vorkommen. Fast alle Arten haben ihre Verbreitungsgebiete auf der Nordhalbkugel in Nordamerika und Eurasien. Nur wenige Arten findet man in Südamerika und Afrika.

Wortherkunft

Artemisia wurde bereits bei Pedanios Dioskurides und Plinius dem Älteren erwähnt, die damit Artemisia vulgaris und ähnliche Arten beschrieben. Der Name Artemisia rührt aber nicht vom Namen der griechischen Göttin Artemis her. Vielmehr wählte Carl von Linné, der der Pflanzengattung den Namen Artemisia gab, ihn in Anlehnung an Königin Artemisia II., die Schwester und Gattin des Maussolos II. von Halikarnassos. Sie errichtete für Maussolos das berühmte Mausoleum von Halikarnassos, eines der sieben Weltwunder der Antike.[1] Plinius der Ältere berichtet, dass Artemisia II. den Wunsch gehabt habe, dass eine Pflanze nach ihr benannt werde.[2] Diesen Wunsch hat ihr Carl von Linné erfüllt.

Beschreibung

Illustration aus Sturm des Feld-Beifuß (Artemisia campestris)
Kalifornischer Beifuß (Artemisia californica)
Blütenstand des Dünen-Beifuß (Artemisia pycnocephala)

Vegetative Merkmale

Artemisia-Arten sind ein- bis zweijährige oder meist ausdauernde krautige Pflanzen, Halbsträucher und seltener Sträucher und erreichen je nach Art Wuchshöhen von 3 bis 350 Zentimetern. Die Pflanzenteile sind meistens kahl und mehr oder weniger aromatisch.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt oder ungestielt. Die Blattspreiten sind einfach bis mehrfach fiederteilig.

Generative Merkmale

In traubigen oder rispigen Blütenständen sind meistens zahlreich, kleine, oft nickende körbchenförmige Teilblütenstände angeordnet. Die Hülle (= Involucrum) ist glockig, zylindrisch, eiförmig bis kugelig und besteht aus zahlreichen, dachziegelartig angeordneten, angedrückten und am Rand meist trockenhäutigen Hüllblättern. Der Körbchenboden ist flach, kahl oder mehr oder weniger behaart und ohne Spreublätter.

Die Blüten sind alle röhrig, entweder homogam, zwittrig oder heterogam. Die in der Mitte stehenden Blüten sind zwittrig und die randständigen weiblich. Die Staubbeutel haben meistens lanzettliche Anhängsel an der Spitze. Die Schenkel der Griffel ragen bei den weiblichen Randblüten oft weit heraus.

Die Achänen sind zylindrisch oder zusammengedrückt und haben keine starken Rippen, oft mehr oder weniger verschleimend. Ein Pappus fehlt meist.

Systematik

Die Erstveröffentlichung der Gattung Artemisia erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 2, Seite 845.[3] Synonyme für Artemisia L. sind Absinthium Mill., Chamartemisia Rydb., Elachanthemum Y.Ling & Y.R.Ling, Oligosporus Cass. und Seriphidium (Besser ex Hook.) Fourr.[4]

Eberraute (Artemisia abrotanum)
Wermut (Artemisia absinthium)
Artemisia afra
Blütenstand von Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)
Blütenstand von Artemisia arborescens
Artemisia arbuscula
Artemisia atrata
Artemisia australis
Zweijähriger Beifuß (Artemisia biennis)
Artemisia californica
Artemisia cana
Deutscher Estragon (Artemisia dracunculus)
Artemisia frigida
Artemisia furcata
Schwarze Edelraute (Artemisia genipi)
Gletscher-Edelraute (Artemisia glacialis) beim Matterhorn
Artemisia japonica
Artemisia mauiensis
Artemisia montana
Artemisia nova
Waldsteppen-Wermut (Artemisia pancicii)
Pontischer Beifuß (Artemisia pontica)
Artemisia stelleriana
Artemisia thuscula
Echte Edelraute (Artemisia umbelliformis)

Die Gattung Artemisia umfasst etwa 250 bis 500 Arten (Auswahl):[4][5][6][7][8]

Nutzung

Schon in der Antike waren Artemisia-Arten als Heil- und Gewürzpflanzen bekannt. Fast alle Artemisia-Arten enthalten viel Bitterstoffe und ätherische Öle. Sie werden vor allem wegen ihrer dekorativen, oft duftenden und bisweilen Insekten-abwehrenden Laubblätter kultiviert.

Der Einjährige Beifuß wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Malaria-Mittel genutzt. Auf Extrakten aus dem Einjährigen Beifuß beruht die von der WHO empfohlene Therapie gegen Malaria (siehe Artemisinin). Die WHO lehnt aber die Anwendung pflanzlicher Artemisia-Präparate wie Tees ab.[11][12]

In den französischen und italienischen Alpen, vorrangig im Aosta-Tal, wird aus Artemisia ein dort populärer Kräuterlikör namens Génépi hergestellt.[13]

Quellen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Lotte Burkhardt: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen. – Berlin: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, 2022. doi:10.3372/epolist2022
  2. C. Plinii Secundi Naturalis historia. Hrsg. von D. Detlefsen, I–VI (in 3 Bänden), Berlin 1866–1882, hier: Band 4, S. 85: Plinius, Naturalis historia XXV, 73 f. („Mulieres quoque hanc gloriam adfectavere, in quibus Artemisia uxor Mausoli adoptata herba quae antea parthenis vocabatur; sunt qui ab Artemide Ilithyia cognominatam putent, quoniam privatim medeatur feminarum mali.“)
  3. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2. Stockholm 1753, S. 845 (eingescannt bei biodiversitylibrary.org – Artemisia eingescannt bei Biodiversity Heritage Library).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs Artemisia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 14. Januar 2019.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak Werner Greuter: Compositae (pro parte majore): Artemisia. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube: Compositae. The Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Euro+Med Editorial Committee, abgerufen am 14. Januar 2019 (englisch, aktualisiert 2011-01).
  6. Artemisia. In: Global Compositae Checklist. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 26. März 2012 (englisch, Einschätzung von Artennamen hinsichtlich des Wahrscheinlichkeitsgrades ihrer Gültigkeit).@1@2Vorlage:Toter Link/compositae.landcareresearch.co.nz (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Leila M. Shultz: Artemisia. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530563-9, S. 503 (englisch)., textgleich online wie gedrucktes Werk.
  8. a b c d e f g h Lin Yourun (Ling Yuou-ruen), Christopher J. Humphries, Michael G. Gilbert: Asteraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-07-0, S. 676 (englisch). Artemisia – textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  9. taxonomy: Taxonomy browser (Artemisia carvifolia). Abgerufen am 6. Juni 2023.
  10. a b Ilkka Kukkonen: Asteraceae (1) – Anthemideae. In: Abdul Ghafoor (Hrsg.): Flora of Pakistan. Band 207. Department of Botany, University of Karachi u. a., Karachi u. a. 2002, OCLC 183121057, Artemisia, S. 93 (englisch, Online – Abschnitt Beschreibung, textgleich mit gedrucktem Werk).
  11. Iris Hinneburg: Artemisia-Tee: Ein Heilmittel gegen Malaria? In: Medizin transparent. 4. Oktober 2021, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  12. The use of non-pharmaceutical forms of Artemisia. In: WHO. 10. Oktober 2019, abgerufen am 18. Oktober 2021 (englisch).
  13. admin: Génépi-Likör | alpenweit. In: alpenweit Magazin. 14. Oktober 2019, abgerufen am 14. Juli 2022 (deutsch).